Die getroffenen Entscheidungen für den auf dem derzeitigen Kurhaus-Areal geplanten Hotelkomplex können bestenfalls noch kosmetisch geändert werden. Das ist das Ergebnis der Projektvorstellung und der anschließenden Diskussion in der Wandelhalle. Engagierte Diskussionsbeiträge aus dem Publikum mit Fragen an die beiden federführenden Architekten von PlannQuadrat Heidelberg ernteten durchweg Kopfschütteln oder ein klares Nein.
Zu der Bürgerversammlung am Mittwoch, 24.10.2015, kamen etwas mehr als 100 Besucher. Irritiert reagierten manche auf die am Anfang per Bilderprojektion vorgestellten Beispiel-Ideen zur möglichen Ausstattung der Hoteleinrichtung und fragten nach der Außenansicht. Die gab es aber erst zum Schluss und löste intensive Diskussionen aus.
Herr Schlaich von der Investorengruppe Brendal Consul Hotels International stellte einleitend klar, dass das Kerngeschäft für Bad Wildungen das Hotelgeschäft sein solle. Es werde ein Mix aus Gästen, die aus touristischen Gründen kommen und Event- sowie Tagungsgästen angesprochen. Explizit gebe es nur eine kleine Wellnessabteilung, „aber keine Muckibude“. Auch ein Saunarium mit Infrarot und Dampfbad sei vorgesehen.
Margaritha Drnec-Schmidt, Geschäftsführerin und Architektin der Projektentwickler plannQUADRAT, stellte detailliert die Grund- und Etagen-Grundrisse von der Tiefgarage, die erhalten bleiben soll, bis zur dritten Etage vor. Halbrund wird eine Terrasse vor dem Restaurant. Die Säle werden komplett abgerissen und nicht wieder bebaut. Räume im 1.Stock sollen nach hinten zurück gesetzt werden. Das Hotel werde bedeutend kleiner als das Kurhaus derzeit ist, es verjünge sich nach hinten und an den Seiten. Es gebe 140 Zimmer in drei Etagen und ein Staffelgeschoss, das nur noch halb so groß sei wie die dritte Etage. Damit werde das Hotel niedriger als der höchste Punkt des Kurhauses. Balkongeländer sollen in anthrazitfarbenem Stahl und Holz gestaltet werden.
Auf die Publikumsfrage, wie denn die Betten voll werden sollen, erwidert Herr Schlaich, Zielgruppe seien Gäste, die zwei bis drei Tage zu einer Tagung kommen. Auf den Einwand, es wäre doch sicher ein Hotel möglich gewesen mit Erhaltung des Kurhauses, und nicht so ein reiner Zweckbau, erklärt Architekt Michael Quast, man könne kein Hotel in der zweiten Reihe bauen, weil die Gäste das Haus von der Straße aus sehen, in das Restaurant und die Bar gehen sollen.
Viel Beifall erhielt der Wildunger Architekt Bernd Gehring, als er die Projektentwickler fragte, wo sie denn den städtebaulichen Zusammenhang zu den vorhandenen Gebäuden der Brunnenallee hergestellt hätten. Die Baufläche komme nun um fünf Meter zur Straße hin. Die Höhenflucht des gesamten Gebäudes werde 13 Meter sein. Damit wirke das geplante Gebäude zerstörerisch auf die Ansicht der gesamten Straße. Der höchste Punkt des Kurhauses sei dagegen 14 Meter und zudem perspektivisch weit weg von der Straße. Der Hotelbau stelle einen großen Einschnitt in die Stadtgestaltung dar.
Auf den ebenfalls mit viel Beifall bedachten Hinweis von Pfarrer i.R. Gotthelf Eisenberg, er habe selbst früher im Kurhaus beispielsweise mit 123 Musikern oder mit Gunter Emmerlich Konzerte organisiert, das seien für die Stadt kulturelle Höhepunkte gewesen aber in dem vorgesehenen zweckmäßigen Hotelbau nicht möglich; deswegen bilde der aktuelle politische Beschluss nicht den Willen der Wildunger Bürger ab, die gegen den Abriss des Kurhaus sind; Konsequenzen müsse das Finden von Alternativen sein. Architektur müsse im Kontext der Wildunger Geschichte stattfinden, sah sich Stadtverordnetenvorsteher Dr. Edgar Schmal zu einem Hinweis veranlasst. Als nämlich Wildungen noch hessisches Staatsbad gewesen sei, habe das Kurhaus vom Land auch 900.000 Euro Zuschuss im Jahr gebraucht. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei nicht möglich. Eine Stadt mit 18.000 Einwohnern
könne das nicht finanzieren. Mit der damaligen Aktivierung der Wandelhalle sei klar gewesen, dass das Kurhaus keine Chance mehr habe. Lediglich für die Säle habe man an ein Weiterbestehen gedacht. Dies scheine nicht umsetzbar zu sein. Die Stadtverordneten hätten sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht.
Schmal fragte angesichts der stark emotionalen Sichtweise in der Bevölkerung die Projektentwickler und deren Architekten, ob es denkbar wäre, sich mit Herrn Gehring zusammenzusetzen, um eine Lösung für den Erhalt der Säle zu finden, und bekam die Antwort „Nein“. Nur über die Fassadengestaltung könne mit ihm gesprochen werden. Im Übrigen werde der Park mit den Platanen und Wegen erhalten.
In seinem Schlusswort betonte Bürgermeister Ralf Gutheil „Wir haben die Zukunft der Stadt im Auge. Denn wir haben es nicht geschafft, eine kostendeckende Nutzung des Kurhauses zu finden. Aber wir brauchen den Blick nach vorne. Ich bitte darum, sich konstruktiv an der Gestaltung der Zukunft der Stadt zu beteiligen.“
Wir werden sehen, kommentierte ich vor 3 Wochen den Artikel „Kurhaus-Areal…“ und meinte damit die geplante Bürgerbeteiligung.
Die war eine Informationsveranstaltung des Hotelbetreibers unter Ausschluss der Stadtverordneten.
Beteiligung der BürgerInnen?
Nichts mehr als eine hübsche Täuschung?
Herr Gutheil, sie bzw. die verantwortlichen dieser Stadt haben noch nicht einmal eine kostendeckende Betreiberlösung für das Kurhaus gesucht, wie wollen sie dann eine finden? Das Konzept des neuen Hotels hat jetzt schon so viele Fehler und geht von so vielen falschen Voraussetzungen aus, dass dieses Hotel keine 5 Jahre bestehen wird, … was dann?? Es wird eine Seniorenresidenz!!
Glauben Sie allen Ernstes, wenn die größte deutsche Hotelkette und der Marktführer im Tagungsgeschäft es nicht schafft, ihr Haus vor Ort mit Tagungen zu belegen, dass dies einem Betreiber gelingt, der bis heute gerade mal zwei 3. klassigen Hotels betreibt, die auf dem Tagungssektor keine Rolle spielen? Und das mit einem Hotel, das bei den Tagungskapazitäten überhaupt nicht marktgerecht ausgelegt sind ??