Nach der Wahl ist vor der Arbeit: Bürgermeisterwahl Bad Wildungen

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Es freut mich sehr, dass wir einen neuen/alten Bürgermeister haben. Der deutliche Wahlsieg verleitet aber verschiedene Mandatsträger dazu, vom Bürgermeister Zauberkunststücke zu verlangen. Es darf nicht lange dauern, aber alles muss geprüft werden: Die Altstadt muss belebt, das Bad noch dieses Jahr geöffnet werden, die Wohlfühlpolitik wäre vorbei, man müsse Mut haben und Innovation einfordern und den Klimawandel nicht vergessen und Stadtentwicklung brauchen wir auch, das Ganze mit Mut und Tempo. Das sind alles berechtigte Anliegen – stellt sich die Frage: Wie soll das funktionieren? Es müssen Prioritäten gebildet werden.

Ich erlaube mir einen kurzen Blick zurück in die „goldenen Zeiten“ der Stadt. Begonnen haben diese, weil die Gäste kamen und hier mit dem Heilwassser Prävention vor Blasensteinen erwarteten. Dann hat Dr. Schultheiss die „unblutige“ Blasenstein-OP erfunden, die Dr. Zeiss weiterentwickelte und dadurch einen Boom auslöste. Im Krieg und nach dem Krieg gab es viele Kriegsopfer, die der Gesundung bedurften. Ebenso wurde den stark belasteten Arbeitern und Angestellten der Nachkriegszeit Gelegenheit zu Prävention gewährt. Mit der Gesundheitsreform 1996 war diese „goldene Zeit“ zu Ende. Die Reha-Kliniken überlebten und sind jetzt das wirtschaftliche Rückgrat der Stadt, aber sie wachsen nicht und der Selbstzahlertourismus kommt nach der Pandemie nur an das vorherige Niveau heran. Alles zusammen haben wir 20 bis 30 Jahre Stillstand in der Stadtentwicklung.

Wenn man diesem Dilemma entkommen will, dann nicht über Einzelhandel, Gewerbe, Industrie usw., sondern vorrangig über die Kernkompetenz der Stadt „Gesundheit“ mit den Reha-Kliniken und selbstzahlenden Gesundheitstouristen.

Dem Folgenden will ich John Maynard Keynes voranstellen: „Wenn sich die Fakten ändern, ändere ich meine Meinung.“

Es hat sich viel geändert in der letzten Zeit und es wird sich noch viel ändern. Die Wicker-Klinik hat das 25 m Schwimmbecken geschlossen, die Klinik Oldenburg und die Klinik am Kurpark haben ebenfalls ihre großen Schwimmbecken stillgelegt, vermutlich aus technischen Gründen, aber auch wegen der hohen Energiepreise. Weiterhin ist erwartbar, dass das Maritim Hotel ebenfalls das Schwimmbad sanieren/erweitern will/muss. Der Investor auf dem Kurhausgelände will ein Hotel bauen, das nur mit einem akzeptablen Badangebot denkbar ist.

Vor einiger Zeit wurde über ein Gesundheitsbad auf der Bornebachwiese gesprochen. Jetzt wäre wieder Gelegenheit, sich dem Thema zu nähern. Das damalige Gesundheitsbad konnte betriebskostenneutral bewirtschaftet werden, Willingen hat für sein (Touristen-)Lagunenbad 50 % Fördermittel erhalten. Wenn diese Parameter zutreffen, dann braucht die Stadt nur 50 % der Baukosten amortisieren. Um das Projekt den Bürgern/Wählern schmackhaft zu machen kann man den Bürgern der Stadt 30 % auf den Eintritt nachlassen.
Es ist auch zu erwarten, dass durch die geänderten Bedingungen jetzt, siehe oben, erheblich mehr Besucher kommen als letztens geplant, also ein Betriebskostenüberschuss möglich ist..
Es sollte möglich sein unter diesen Bedingungen sowohl die Amortisation für das Gesundheitsbad als auch für ein Bürgerbad an der Sonder zu leisten als auch den städtischen Haushalt nicht zu überfordern. Ich wünsche viel Erfolg.

Alois Mieslinger

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1 Kommentar

  1. Das was hier Herr Alois Mieslinger schreibt, kann man unterstreichen.

    Schnelles Handeln ist eine Sache, jedoch sollte jedes zukünftige Projekt, insbesondere wenn es ein Großprojekt wie es das Heloponte II ist, das weit in die Zukunft für Bad Wildungen und dessen Region Auswirkungen haben wird, gut durchdacht (geplant) sein.

    Bleiben wir beim Projekt Heloponte II

    Öffentliche Bewertung des Heloponte-Projekts: Förderung von Transparenz und Bürgerbeteiligung
    Nach einer offiziellen Ankündigung des Bürgermeisters ist die Firma Constrata beauftragt worden, die Heloponte-Variante 1b umzusetzen. Angesichts dieser Entwicklung stellt sich die Frage, ob es nicht angebracht wäre, die Planungen für das neue Heloponte II, möglicherweise in Form eines Modells, öffentlich den Bürgerinnen und Bürgern von Bad Wildungen vorzustellen, insbesondere den potenziellen Besuchern. Ein solcher Schritt würde es den Planern ermöglichen, ihren Entwurf zu verteidigen und verschiedene Blickwinkel und externe Kritik zu berücksichtigen, was die Qualität der Planung verbessern könnte.

    Die Einbeziehung externer Kritik und verschiedener Perspektiven könnte helfen, Vorurteile zu minimieren und verborgene Motive offenzulegen. Ein öffentliches Forum im Internet, in dem alle relevanten Fragen gestellt und beantwortet werden, wäre eine geeignete Plattform, um sicherzustellen, dass die Planungen gründlich geprüft werden und potenzielle Stärken und Schwächen erkennbar werden. Durch diese offene Diskussion könnten Synergieeffekte entstehen, die dazu beitragen, eine hochattraktive und wirtschaftlich erfolgreiche Anlage zu schaffen.

    Diese Vorgehensweise fördert eine dynamische und kollaborative Herangehensweise an die Planung des neuen Heloponte, die darauf abzielt, die beste Lösung für Bad Wildungen und seine Region umzusetzen. Um diesem Prozess einen administrativen Charakter zu verleihen, könnte eine angesehene und glaubwürdige neutrale Person die Moderation übernehmen. Beispielsweise könnten der amtierende Bürgermeister, Herr Ralf Gutheil, oder der ehemalige Bürgermeister, Herr Dr. Albrecht Lückhoff (unter dessen Amtszeit das jetzige Heloponte realisiert wurde), diese Rolle übernehmen.

    Eine solche öffentliche Bewertung und Diskussion des Heloponte-Projekts würde nicht nur Transparenz und Offenheit fördern, sondern auch das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger stärken und sicherstellen, dass ihre Stimmen und Bedenken bei der Planung berücksichtigt werden.

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