Als das Kurhaus im Frühjahr 1987 als Spielstätte zur Verfügung stand, startete das Hessische Staatsbad eine ganze Serie von hervorragenden Veranstaltungen. Kooperationspartner war bei Theatergastspielen der Besucherring der örtlichen Volkshochschule. Das Musical „Anatevka“ und der Klassiker „Amphitryon“ von Heinrich Kleist waren die ersten Aufführungen im großen Saal. Schnell wurde klar, dass man nun im Vergleich zur Wandelhalle über eine wesentlich bessere Bühnentechnik verfügte.
Diese kam natürlich auch den Opernabenden zugute. Mozarts „Zauberflöte“ markiert hier den Beginn zahlreicher Abende mit großem Musikgenuss. Der Kultursommer Nordhessen baute für das Singspiel „Bastien et Bastienne“ eigens eine Bühne mitten im Saal auf, um die sich das Publikum im Kreis gruppierte.
Zum Besuchermagnet entwickelte sich die Reihe „Jazz-Rendezvous“, die Günter Blaschke für die VHS gestaltete und die Freunde der Jazzmusik weit über die Grenzen Bad Wildungens hinaus anlockte. Im März 1983 gastierte die „Barrelhouse-Jazzband“, die bis heute immer wieder Gast in Bad Wildungen ist. Auch internationale Stars wie Giora Feidmann und Bands wie „The Golden Gate Quartett“ traten im Kurhaus auf.
Die „Reinhardshäuser Kirchenkonzerte“, die Pfarrer Gotthelf Eisenberg organisierte und die eigentlich in der Lukaskirche stattfanden, nutzen das Kurhaus für Gastspiele von Ludwig Güttler oder Gunther Emmerlich.
In der Literaturreihe „Wort und Musik“ las Deutschlands heute bekanntester Lyriker Durs Grünbein aus seinem Werk. Auch Gabriele Wohmann fand den Weg nach Bad Wildungen.
Das Staatsballett Leningrad aus der damaligen UdSSR begeisterte mit choreographischen Miniaturen.
Die genannten Beispiele hochkarätiger Veranstaltungen belegen, welche Anziehungskraft die Kurhausbühne im Laufe der Jahre entwickelte. Zu nennen wären natürlich die großen Bälle, Tanzmatinees und auch Tagungen, wie die der Synode der EKD, zu der Richard von Weizsäcker in die Badestadt kam.
Das Kurhaus mit seinem Ambiente und seiner Bühnentechnik hat von 1987 bis 2012, als noch einmal die Billardmeisterschaften die Räumlichkeiten nutzten, wesentlich dazu beigetragen, dass Bad Wildungen als Kur- und Kulturstadt empfunden wurde.
Bernhard Weller
Leiter der Städtischen Museen