Kurhaus Bad Wildungen: Glück gehabt, oder was?

Foto: w-d-Archiv

Einige unserer Leser*innen werden sich noch erinnern: Bürgermeister Zimmermann und die Chefin des Stadtmarketings, Frau Kühlewind, hatten im Jahr 2017 mit einiger Euphorie bekannt gegeben, dass man mit dem Projektentwickler plann-Quadrat und dem Betreiber Brendal Hotel Group auf bestem Wege sei, ein Hotel auf dem Kurhaus-Gelände zu realisieren („Ergebnis von Glück und harter Arbeit“). Ein Investor stehe auch bereit, der sich aber noch nicht öffentlich äußern wolle. Das weitere ist bekannt: Das Kurhaus-Gelände liegt bis heute brach. In diesem Zusammenhang ist folgende Nachricht interessant:

„Hotels der Brendal-Gruppe landen in der Insolvenz – Die drei Park Consul Hotels der Brendal Hotel Group in Köln, Esslingen und Heidenheim sind insolvent, meldet die Die „AHGZ“ (Anm. d. Redaktion: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung. Wochenzeitung für die Hotellerie und Gastronomie. Mit exklusiven Nachrichten rund um Hotellerie und Gastronomie, Markt- und Branchentrends). Der Betrieb des Vier-Sterne-Hauses in Esslingen laufe weiter, hier werde ein Investor gesucht. Wie es mit den anderen beiden Hotels weitergeht, sei unklar.“

(Quelle: Newsletter „Hotel vor 9“ – tägliche News für die Hotellerie, vom 18. November 2020)

Wolfgang Nawrotzki

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4 Kommentare

  1. Das Märchen von der „Schöpferischen Zerstörung“ im Kapitalismus wird wohl nur noch von wenigen hardcore-liberalen armen Studenten in der Einführungsvorlesung Volkswirtschaftslehre aufgetischt. Die Kollateralschäden können weltweit besichtigt werden. Zerstört werden die Lebensgrundlagen. Die jungen Leute von friday for future haben längst verstanden: Kapitalismus ist out! Beim Kurhaus werden die Verantwortlichen Politiker immer auf die Solidität ihrer Partner achten müssen!

  2. Für das auf dem Kurhausgelände geplante Hotel war die Brendal Hotel Group als Betreiber vorgesehen.
    https://www.ahgz.de/hotellerie/news/coronakrise-finanznot-bei-den-park-consul-hotels-300451
    Sie hat in Esslingen und Heidenheim jeweils Hotels betrieben, die an Kongresszentren im Eigentum der jeweiligen Kommunen angeschlossen sind. In Köln war sie Eigentümerin und Betreiberin eines Messehotels.
    Ob es Glück war, dass durch die Pandemie das Hotelprojekt am Kurhaus zum Erliegen kam, kann man nicht sagen. Auf jeden Fall zeigt sich, dass sich die Lage sehr schnell ändern kann. Daraus soll man Schlüsse ziehen.
    Auf lange Sicht sind bei einem Hotelprojekt das Betriebskonzept und der Betreiber die wichtigsten Komponenten für einen langfristigen Erfolg.
    Das Konzept muss die vorgegebenen Bedingungen des Standortes und der Region aufnehmen, um individuelle Besonderheiten ergänzen und nach Qualität, Preis u. a. an die vorgesehenen Kundengruppen anpassen.
    Aufgabe des Betreibers ist es dann, diese Vorgaben mit Leben zu erfüllen, die passenden Mitarbeiter zu suchen und zu führen, ein effektives Marketing, eine Verwaltung und Controlling zu implementieren.
    Dann wird Geld verdient, mit dem die Mitarbeiter bezahlt werden, der Investor die Kredite bezahlen kann, die Stadt Gewerbesteuer erhält und Vorteile aus den hoffentlich zahlreichen Gästen zieht.
    Im Fall Kurhaus kommt noch hinzu, dass im Vorfeld für die gegensätzlichen Positionen „Kurhaus abreißen“ und „Kurhaus erhalten“ sowohl im Parlament als auch in der Bevölkerung noch eine Lösung gefunden werden muss. Viel Erfolg!
    Alois Mieslinger

  3. Nehmen wir an, die Insolvenz ist der Corona-Situation geschuldet. Dies macht trotzdem deutlich, dass der Handlungsbedarf für das Kurhaus weiterhin besteht, und dass Ideen, dies einem Hotelbetreiber zu übereignen, wohl für die kommenden Jahre obsolet sind.
    Wir sollten also zusehen, dass der noch nutzbar zu machende Teil des Kurhauses mit den beiden Sälen, und auch mit der Tiefgarage, so schnell wie möglich wieder der Wildunger Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden kann. Insbesondere unter dem Aspekt, dass während der Pandemie, die ja noch immer kein Ende erkennen läßt, große Räume notwendig sind, damit sich Menschen zusammen gemeinsamen Aktivitäten widmen können.

  4. Dieser Artikel hat ein Geschmäckle.
    Insolvenzen sind ein wichtiger Bestandteil in unserem Wirtschaftssystem. Der Druck, aus dem Geldsystem, trägt zur fortwährenden Erneuerung und Verbesserung der Arbeits- und Entwicklungsprozesse bei.
    In der Regel stand jeder Betrieb, durch widrige Umstände, insbesondere durch den immer widerkehrenden Strukturwandel, schon mal vor der Insolvenz. Manche überleben es, manche eben nicht.
    Hier die Frage „Glück gehabt, oder was?“ öffentlich zu stellen, ist höchst konterproduktiv – somit nicht hilfreich für das Erreichen seiner städtischen Ziele. Solche Überschriften schrecken (nachweislich) potentielle Initiatoren und Investoren ab.
    Jede privatwirtschaftliche Unternehmung kann letztendlich in der Insolvenz enden, das sollte man als ganz normalen Prozess ansehen. Insolvenzen treiben die Entwicklung und Erneuerung an. Sie sollte man daher als etwas Bereinigendes, etwas Förderndes, somit Positives ansehen.
    Eine Gesellschaft ist auf mutige Unternehmerinnen und Unternehmen, die mit immer neuen Ideen und Konzepten die Wirtschaft ankurbeln und im Laufen halten, angewiesen – dazu gehört auch das Scheitern.

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