Gelungen: Schülerprojekt digitales Denkmal für NS-Opfer

GSG-Schüler erinnern an die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung

(Foto: it.euronews.com)

#everynamecounts:

Den internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar nahm die Schulgemeinde des Gustav-Stresemann-Gymnasiums Bad Wildungen zum Anlass, auf vielfältige Weise der Opfer nationalsozialistischer Verfolgung zu gedenken. Auf Initiative des Schulkoordinators für das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, Matthias Pflüger, wurde während des digitalen Unterrichts zu einer gemeinsam vereinbarten Uhrzeit ein vorbereiteter Text verlesen und eine Gedenkminute eingelegt.

Neben einem Blick zurück auf die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen vor 76 Jahren ging es dabei auch darum, mit der Erinnerung ein Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus in der Gegenwart zu setzen.

Zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Oberstufe beließen es nicht bei diesem gemeinsamen Ritual, sondern beteiligten sich im Umfeld des Gedenktages aktiv daran, den Opfern nationalsozialistischer Verbrechen ein digitales Denkmal zu errichten. Unter der Leitung des UNESCO-Schulkoordinators, Dr. Johannes Salzig, nahmen Schüler der E- und der Q-Phase an der Crowdsourcing-Initiative „#everynamecounts“ der Arolsen Archives teil und erfassten nach einer digitalen Einführungs- und Übungsphase Namen und Verfolgungswege aus dem weltweit umfangreichsten Archiv über Opfer und Überlebende des Nationalsozialismus.

Die Arbeitsanleitung zu #everynamecounts:

Durch das Engagement der Schüler des GSG ist es möglich, dass auch künftige Generationen an Namen und Identitäten erinnern können und jeder von überall auf diese Daten Zugriff erhält.

Im Anschluss an die digitale Erfassung der unterschiedlichen Dokumente offenbarten die Schüler ihre Erschütterung darüber, dass die Häftlinge für die Nationalsozialisten nur Nummern waren und keinerlei Interesse an den Menschen und ihren Schicksalen bestand. Aus der Arbeit mit den umfangreichen Häftlingskarteien ließ sich außerdem ableiten, mit welcher bürokratischen Akribie die Täter ihre Opfer erfassten und ihre Leidenswege dokumentierten.

Auffällig und gleichzeitig erschütternd erschien den Jugendlichen weiterhin, dass viele Opfer noch sehr jung, also häufig in ihrem Alter waren und den unterschiedlichsten Nationalitäten angehörten, womit der Willkür-Charakter der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik offenbar wurde.

Die im Nachgang der Teilnahme an der Initiative „#everynamecounts“ erfolgte Diskussion zeigte insgesamt, dass diese Form der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ein neuer aktiver und sehr direkter Weg ist, der Opfer des nationalsozialistischen Unrechtsregimes zu gedenken und damit ein Zeichen für Respekt, Vielfalt und Solidarität zu setzen.

Dr. Johannes Salzig

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