Bad Wildungen: Heloponte – Alles wieder auf Null? Oder wie?

Das große Becken im Heloponte (Foto: w-d/Archiv)

Nicht nur die Stadtverordneten, sondern auch viele der zahlreich anwesenden Zuschauer taten sich am Montagabend in der Wandelhalle schwer mit einer Magistratsvorlage, die Bürgermeister Gutheil unter Tagesordnungspunkt 13 (von 16) einbrachte und begründete.

Die CDU-Fraktion hatte nämlich in der Mai Sitzung einen Antrag auf Neubau eines Freizeit- und Familienbades gestellt, der von der Stadtverordnetenversammlung fast einmütig angenommen wurde. Damit sollte die gefühlt ewige Blockade überwunden werden. Zentrale Vorgaben des Antrags: eine Baukostenobergrenze von 14 Mio. Euro ohne Mehrwertsteuer sowie höchstens ein Defizit aus dem laufenden Betrieb von 450.000 Euro (also ohne Kapitalkosten).

Die CDU-Sprecher Uwe Gimpel und Marc Vaupel stellten in ihren Diskussionseiträgen erstaunt fest, dass die Vorlage 22,7 Mio. Euro Baukosten und zu dem zu erwartenden Defizit gar keine Aussage enthielt. Darum fand die CDU den Vorschlag als nicht zustimmungsfähig und schlug vor, ihn an den Magistrat zurückzugeben. Dem schloss sich die FWG Fraktion sowie Regina Preysing für Die Linke an. Der Beschlussvorschlag wurde sodann mit 15 Nein-Stimmen abgelehnt und der Magistrat und der Bürgermeister müssen nun mit der Tatsache umgehen, dass erneut kein Beschluss zu Heloponte vorliegt.

Dem Vorschlag mit 22,7 Mio. Baukosten stimmten 12 Abgeordnete von SPD, Grünen und FDP zu. Das reichte aber nicht. Enthaltungen gab es keine. Man muss jedoch feststellen, dass bei dieser wichtigen Sitzung 10 Stadtverordnete fehlten, davon die drei dauerfehlenden Vertreter von „Wir für Wildungen“ (WfW), die mit dem Thema Heloponte den letzten Wahlkampf bestritten hatten. Es wurde erneut von Wählerbetrug gesprochen.

Kommentar

Was hat wohl den Bad Wildunger Bürgermeister Ralf Gutheil bewogen, der Stadtverordnetenversammlung so einen Beschlussvorschlag vorzulegen? Denn in dessen Begründung wird der sehr großen Mehrheit des Stadtparlaments unter anderem vorgehalten, ihre Überlegungen seien unrealistisch und die Defizitvorgabe sei nicht erreichbar. Außerdem ist wohl versäumt worden, bei den Fraktionen vor der Einbringung der Vorlage die Zustimmungsbereitschaft abzufragen. Innerhalb von etwas mehr als zwei Monaten folgte die Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung bei wichtigen Themen zweimal nicht dem Bürgermeister. Zur Erinnerung: Im Juni wurde dem Beschlussvorschlag des Magistrats zur Projektentwicklung Brunnenallee 1 – Verzicht auf einen Lebensmittelmarkt und kleine Lösung – nicht zugestimmt, sondern der Vorschlag wurde zur grundsätzlichen Erörterung in den Planungsausschuss überwiesen. Im August nun das Debakel mit Heloponte II. Stellt sich die Frage, ob denn die Stadtverordnetenversammlung wieder – wie zu Zeiten des vorigen Bürgermeisters – gegen die Verwaltung und/oder gar umgekehrt arbeitet. Die Neuwahl konnte doch zu einem Neuanfang werden. Oder?

Manuel Zimmermann

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2 Kommentare

  1. Es ist wirklich schwierig in Bad Wildungen ein Bad zu bauen. Ein kurzer Rückblick zeigt, dass schon Dr. Kannewischer 2 Einfachbäder (Sportbad + Sauna und Hallenbad plus mit Sauna) gerechnet hat. Die waren aber wegen des Zuschussbedarfs von 25 €/Besucher und 17 €/Besucher zu teuer.

    Folgerichtig entschied sich die Stadtverordnetenversammlung einstimmig für eine Therme mit Sportbad am alten Standort. Von diesem Weg kam man aber aus verschiedenen Gründen wieder ab. Die Versuche von Herrn Schöfer aus München und Constrata waren auch zu teuer. Die Hoffnung Wiehl hat sich auch nicht erfüllt.

    Alle Wege sind gegangen, keiner führte zum Ziel. Die Schuld jetzt beim neuen Bürgermeister ab zu laden ist unfair. Wenn, dann muss man bei den Amtsträgern der letzten 10 Jahre anklopfen. Aber das hilft auch nicht, es hilft nur eine Innovation, auf die man bisher vergeblich wartet.

    Möchte noch bemerken, dass es mittlerweile ein Borkener Seenland gibt. Mit einem Erholungszentrum am Neuenhainer See (viele Wohnmobile und -wagen), den Singliser See mit Badestrand, surfen und Gastronomie, und die Stockelache mit 80.000 Besuchern/a (da sind unsere Freibadbesucher).

    Es wird interessant werden zu sehen für welchen Zweck das neue Borkener Hallenbad gedacht ist, vielleicht auch für Touristen.

  2. Bad Wildungen plant ein Freizeit- und Familienbad für 14 Millionen Euro netto, brutto 16,66 Millionen Euro, zu bauen.

    Man geht schon im Vorfeld von einem aufkommenden Defizit, somit einem jährlichen Kapitalbedarf, von 450.000 € = 1.233 Euro pro Tag,- zusätzlich zu den Einnahmen (Eintrittsgeldern), aus.

    Wir leben in einer Zeit des Wandels.

    D. h., auch in der Freizeitgestaltung sollte (sehr-) gut überlegt werden, wo und wie man das Geld der Steuerzahler, in welche Systeme und Methoden, in welche stimmigen Projekte – mit welcher zukunftsweisenden Technologie, investiert:

    Damit die erstellte Leistung für eine Gemeinschaft auch einen wirklichen Gewinn darstellt.

    Eine Stadt kann und darf hier nicht vorgehen wie es ein Unternehmer tun würde, der damit Geld verdienen muss, das sehe ich auch so.

    Jedoch ist es absurd ein Freizeit- und Familienbad zu bauen, wovon man ausgeht, das es einen (gewaltigen) monetären Fehlbetrag (ein Defizit statt einen Gewinn) einfahren wird.

    Das zeugt von Ideen- und Phantasielosigkeit.

    Meine Meinung dazu:

    Je attraktiver eine angebotene Leistung ist, je mehr Alleinstellungsmerkmale sie besitzt, je effizienter und attraktiver dem Kunden, dem Gast die Leistung angeboten und erbracht werden kann, desto höher werden die (kontinuierlichen) Besucherzahlen sein, desto höher die Umsätze, desto geringer die Kosten – umso kleiner das Risiko ein Defizit einzufahren.

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