20. Juli: Heiko Maas spricht in Imshausen über Adam von Trott zu Solz, Sprache, Walter Lübcke sowie Widerstand damals und heute

Foto: Studio Blafield, Kassel

Hunderte Gäste hörten in diesem Jahr die engagierte und emotionale Gedenkrede des Außenministers am „Trotten-Kreuz“ über dem Ortsteil von Bebra. Oft wurde er von Applaus unterbrochen. Nehmen Sie sich etwas Zeit, liebe Leser und Leserinnen. Es lohnt sich, die ganze Rede zu lesen. Manuel Zimmermann

Rede von Außenminister Heiko Maas beim Gedenken an Adam von Trott zu Solz anlässlich des 75. Jahrestags des Attentats vom 20. Juli 1944 in Imshausen

Herzlichen Dank für die Einladung, heute hierher nach Imshausen zu kommen. 75 Jahre nach dem Attentat des 20. Juli und in Tagen wie diesen tut es gut, hier zu sein. Denn man spürt an diesem Ort die Verbundenheit zu Adam von Trott – das hat etwas mit den Menschen zu tun, die heute hier sind, aber auch mit dieser Landschaft, die Adam von Trott beeinflusst hat. Ich mag diese Landschaft sehr. Sie hat etwas vom Leben – es geht ständig auf und ab.

In vielen seiner Briefe und Texte hat Adam von Trott über seine Heimat geschrieben. Wie viel sie ihm bedeutet. Wie sehr sie ihn geprägt hat. Und nicht umsonst hat er seiner Frau Clarita in einem seiner letzten Briefe empfohlen, den Blick über diese Hügel schweifen zu lassen. Er schrieb: „Wenn immer Du (…) auf diesen Höhen sein wirst, werden wir uns am nächsten sein“.

Und deshalb sind wir heute hier – um ihm und auch den anderen Männern und Frauen des 20. Juli nah zu sein. In seinem Abschiedsbrief spricht Adam von der „Besinnung und Kraft“, die er aus der Liebe zu dieser Heimat zog:

  • Die Besinnung, seinem Gewissen zu folgen, schlimmstenfalls bis in den Tod.
  • Die Kraft zu handeln gegen die „Zerstörer der Heimat“ – wie es auf dem Denkmal hier so zutreffend heißt.
  • Und den Mut und die Offenheit, über die heimatlichen Hügel hinaus zu denken und zu wirken. Weil er sich gleichzeitig hier fest verwurzelt wusste.

Heimat und Weltgewandtheit, Deutschland und Europa – für Adam von Trott waren dies immer zwei Seiten derselben Medaille.

Ich kann Ihnen sagen – auch als Außenminister ist es faszinierend zu sehen, wie weit, wie international er und seine Weggefährten im Kreisauer Kreis gedacht und gehandelt haben – schon damals.

Da sind natürlich Adams Auslandsreisen, die angesichts der Lage in Deutschland zu einer immer gefährlicheren, manchmal verzweifelten Jagd nach dem Frieden wurden.

Und da sind die wegweisenden Ideen der Kreisauer zur Neuordnung unseres Kontinents.

Der Streit darüber, wie viel deutscher Widerstand am Ende in der europäischen Einigung steckt, ist zwar interessant, ich will ihn aber den Historikern überlassen. Fakt ist: Viele der Gedanken, die Adam und seine Weggefährten diskutierten und zu Papier brachten, sind heute glückliche Realität:

  • Der Verzicht auf Schlagbäume an unseren Grenzen,
  • die Zoll- und Währungsunion,
  • ein gemeinsamer Gerichtshof.

Andere seiner Ideen stehen aus gutem Grund weiter im Aufgabenheft europäischer Politik – die Schaffung gemeinsamer Sicherheitskräfte etwa oder der Kampf für Abrüstung und Rüstungskontrolle.

Wenn wir in Brüssel zurzeit an solchen Fragen arbeiten, dann folgen wir einer Grundüberzeugung Adam von Trotts: Frieden und Souveränität lassen sich auf Dauer nur bewahren in einem vereinten Europa. Was damals mit Blick auf die Sowjetunion und Großbritannien formuliert wurde, das gilt auch heute, in Zeiten einer neuen Großmachtkonkurrenz.

Wenn wir Europäer gehört werden wollen in der Welt des 21. Jahrhunderts, wenn wir nicht zerrieben werden wollen zwischen den Großen, den USA, China und Russland, dann müssen wir noch viel enger zusammenarbeiten, als wir das bisher tun.

Denn um es mit einem der vergessenen Gründungsväter der Europäischen Union, dem belgischen Premierminister Paul-Henri Spaak, zu sagen: „Es gibt in Europa nur zwei Arten von Ländern. Kleine und solche, die noch nicht gemerkt haben, dass sie klein sind.“ Das ist eine sehr einleuchtende Realität, auch in dieser Zeit.

Die Gefahr für unsere Souveränität, für die Zukunft unseres Landes geht nicht von denen aus, die für Europa und für internationale Zusammenarbeit eintreten. Sondern von denen, die auf unseren Straßen „Deutschland über alles“ rufen. Von den Brexiteers, von denen, die „My country first“ zur obersten Leitlinie ihrer Politik machen. Das sind diejenigen, die uns isolieren, diejenigen, die unsere Länder wirklich klein machen.

Ihnen allen würde ein Rat Adam von Trotts guttun: Verbundenheit mit der Heimat und ein vereintes Europa, das Bekenntnis zum eigenen Land und zu friedlicher Zusammenarbeit in der Welt – das sind keine Gegensätze. Sondern Bedingungen für eine gute, friedliche Zukunft!

Meine Damen und Herren,
schon für diese Erkenntnis lohnt sich der Weg nach Imshausen und mir fallen viele ein, die ich gern mal hierher schicken würde. Denn darin liegt auch eine Antwort auf die Frage, wie wir die Kluft schließen können, die sich auftut zwischen den globalen Eliten und dem Teil unserer Gesellschaft, der fürchtet, abgehängt zu werden.

Eine Kluft, die sich auch in den Wahlerfolgen der Nationalisten und Populisten in ganz Europa niederschlägt.

Ein wichtiger Teil der Antwort liegt darin – und deshalb habe ich mit dem Begriff „Heimat“ begonnen, gerade auch mit Blick auf das werk von Adam – ein Teil der Antwort liegt darin, Heimat nicht denjenigen zu überlassen, die diesen Begriff umdeuten wollen – dumpf und revisionistisch, mit Klang nach Scholle, Blut und Boden.

Heimat – das ist für uns Europäer heute ein Ort, wo Recht die Freiheit sichert. Dies deutlich zu sagen, ist heute viel leichter als vor 75 Jahren. Aber es ist nach wie vor notwendig, gerade in diesen Zeiten.

Wenn Nationalisten und Populisten Sprache missbrauchen – und das ist eine wirklich schwierige Entwicklung – dann geht es um mehr als nur um die Deutungshoheit. Es geht um Manipulation, um ganz bewusste Grenzverschiebungen.

Nicht nur der Begriff „Heimat“ ist davon betroffen.

Vor einigen Wochen haben deutsche Politiker darüber schwadroniert, dass das „Soziale mit dem Nationalen verbunden werden muss“. Es ging ihnen darum, sich anzubiedern bei denjenigen, die Minderheiten ausgrenzen, die unsere Gesellschaft spalten wollen. Kurz gesagt: Es ging um das glatte Gegenteil dessen, was ihre Worte besagten, nämlich um das Asoziale, Nationalistische.

Auch der Begriff des Widerstands ist nicht sicher vor Missbrauch. Wenn Rechtsradikale sich heute als „nationaler Widerstand“ bezeichnen, wenn sie auf ihren Demos die Symbole der Widerstandskämpfer von 1944 bei sich tragen, dann verletzen und beleidigen sie das Andenken an Männer wie Adam von Trott. Dann ist es an uns, laut und deutlich zu sagen „Es reicht!“.

Am 20. Juli wird immer viel über das Widerstandsrecht in unserem Grundgesetz diskutiert. Was es erlaubt und was nicht. Das Widerstandsrecht in unserem Grundgesetz schützt Freiheit und Demokratie. Aber es schützt niemals die Feinde der Freiheit.

Und schließlich nehmen sich die Populisten das Erinnern ja mittlerweile selbst zum Ziel. Wenn sie unsere Erinnerungskultur als „Schuldkult“ abtun. Wenn sie das Holocaust-Denkmal als „Mahnmal der Schande“ verunglimpfen und die Nazi-Herrschaft als „Vogelschiss der Geschichte“ bagatellisieren.

Es geht dabei um mehr als um sprachliche Ungenauigkeiten. „Worte“, so hat es Victor Klemperer formuliert, „können sein wie winzige Arsendosen. Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“

Weltweit warnen Extremismusforscher vor der Wirkung vergifteter Worte – das ist ein Thema, das uns alle in unserem täglichen Leben beschäftigen sollte. Denn solche Worte lassen die Hemmschwelle für Gewalt sinken. Auf verrohte Sprache folgen rohe Taten. Und irgendwann tauscht ein Radikalisierter seine Computertastatur auch gegen eine Waffe.

In Pittsburgh traf es Betende in Synagogen. In Christchurch Gläubige in Moscheen. In Sri Lanka Christen im Ostergottesdienst und Urlauber in ihren Hotels.

Und bei uns, keine 100 Kilometer von hier, traf es vor wenigen Wochen Walter Lübcke. Ich weiß, dass einige hier sind, die ihn auch persönlich kannten. Als bodenständig und menschlich, als einen wie Du und ich. Sein Tod hat tiefe Trauer und Entsetzen ausgelöst, gerade hier in „seinem“ Nordhessen.

Doch sein Tod ist für uns alle eine Zäsur. Nicht nur, weil erstmals seit 1945 ein deutscher Politiker Opfer eines politischen Mordes von rechts wurde. Natürlich weckt dies dunkle Erinnerungen an die Jugendzeit von Adam von Trott, als Männer wie Walter Rathenau, Matthias Erzberger oder Kurt Eisner von Rechtsextremen umgebracht wurden.

Aber solche historischen Vergleiche hinken. Sie würden weder Walter Lübcke gerecht, noch dem Vermächtnis der anderen, fast 200 Menschen, die seit 1945 von Rechtsextremen ermordet wurden: Den Opfern des NSU, den Flüchtlingen und Asylsuchenden, den jüdischen und muslimischen Mitbürgern, den Obdachlosen, den Polizistinnen und Polizisten.

Der Tod von Walter Lübcke ist eine Zäsur, weil er mitten ins Herz unserer Demokratie trifft. Auf einen ihrer Vertreter.

Er macht deutlich, und das muss man nicht nur an einem Tag wie heute laut sagen: Deutschland hat ein Problem mit rechtem Terror.

Wer das immer noch nicht wahrhaben will, der muss ziemlich taub sein. Weckrufe gab es genug: Neben den NSU-Morden auch die Attentate auf die Kölner Oberbürgermeisterin und den Bürgermeister von Altena. Und fast täglich bekommen Politikerinnen und Politiker sowie Ehrenamtliche und Journalisten Morddrohungen.

Die Statistiken sprechen von über 12.000 gewaltorientierten Rechtsextremen in unserem Land, Tendenz steigend. 450 von ihnen sind untergetaucht und werden mit Haftbefehl gesucht.

Foto: Paavo Blofield

Solche Zahlen können Angst machen – gerade denjenigen, die sich tagtäglich in unseren Städten und Gemeinden, in Flüchtlingsheimen oder Sportvereinen für Demokratie und Zusammenhalt engagieren. Und diese Angst kann lähmen. Sie ist kein guter Ratgeber.

Doch auch da hilft die Erinnerung an die Männer und Frauen des Widerstands.

Sie stehen für den Mut zu handeln. Wohlwissend, dass ihr Wagnis das eigene Leben kosten konnte. Wohlwissend um den Schmerz und die Gefahr, den das für die Liebsten bedeutete.
Meine Damen und Herren,
wie viel leichter als diese Männer und Frauen haben wir es heute, Zivilcourage zu zeigen. Und anders als damals sind wir Demokraten in der Mehrheit.

Doch diese Mehrheit ist in Gefahr, wenn sie die Verrohung, die Grenzüberschreitungen, die Gewalt wortlos hinnimmt. Wenn sie verlernt, offen zu diskutieren, andere Meinungen zuzulassen, Kontroversen auszutragen, aber dies mit Fairness. Wenn sie sich nicht schützend vor ihre Vertreterinnen und Vertreter, vor Minderheiten, vor Andersdenkende und Andersliebende stellt.

Demokratie ist stark, aber Demokratie kann an Gleichgültigkeit sterben. Doch sie lebt, wenn wir sie verteidigen. Und dieses Verteidigen, meine Damen und Herren, ist kein verbissener Kampf. Auch dafür steht übrigens Adam von Trott.

„Als ich in das düster umdrohte Deutschland zurückflog, erfüllte mich von neuem eine tiefe Liebe und Freude, in dieser schweren Zeit gerade hierher gestellt zu sein und für unsere Heimat mitzukämpfen.“

Liebe und Freude – das waren Adam von Trotts Gefühle bei der Rückkehr von einer seiner letzten Reisen.
Im Moment, als die Gefahr sich immer drohender vor ihm auftürmte, empfand er Erfüllung und sogar Genugtuung:

Erfüllung darüber, dass die ganz unterschiedlichen Kräfte des Widerstands – Sozialisten und Konservative, Militärs und Pfarrer, Adlige, Großgrundbesitzer und Arbeiterführer – eine gemeinsame Idee entwickelt hatten. Die Idee eines besseren Deutschlands.

Und Genugtuung, einen Beitrag leisten zu können zu etwas Größerem. Zu eben diesem neuen, besseren Land.

Für mich folgt daraus zweierlei:

Erstens: Wir Demokraten – egal ob links oder konservativ, hier geboren oder woanders, alt oder jung, reich oder arm, Ost oder West – wir müssen zusammenstehen gegen die Feinde der Demokratie.

Wenn man heute in einer Welt von Twitter und Facebook lebt und sich anschaut, wie Nationalisten, Rechte und Populisten in der digitalen Welt organisiert sind – nämlich außerordentlich professionell – dann kann man den Eindruck gewinnen, dass das viele sein müssen. Es ist aber nicht die Mehrheit, sondern die Minderheit. Eine Minderheit, die es in Deutschland gibt und mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Aber manchmal ist diese Minderheit so laut, dass dies Menschen in unserem Land einschüchtert. Und auch Beobachter aus dem Ausland denken: „Was ist denn bei Euch los?“.

Die Lautstärke der Minderheit wird aber immer reguliert durch die Lautstärke der Mehrheit. Je leiser die Mehrheit ist, desto lauter die Minderheit. Deshalb kann jeder einen Beitrag dazu leisten, dass die Größenverhältnisse in unserem Land zurecht gerückt werden. Die große, überwiegende Mehrheit in unserem Land will in einem offenen, toleranten Land leben, in dem wir uns mit einem entgegentreten: mit Respekt.

Letztlich ist es doch die Vielfalt der Menschen und Meinungen, die unsere Gesellschaft widerstandsfähig macht gegen Engstirnigkeit und Populismus. Deshalb sind die virtuellen Echokammern so gefährlich, in denen immer nur die eigene Meinung widerhallt. Vielfalt braucht Räume, an denen unterschiedliche Menschen und Meinungen aufeinandertreffen.

Räume wie Schloss Imshausen, das die Adam-von-Trott Stiftung gerade erweitert – Michael Roth und den vielen anderen Unterstützerinnen und Unterstützern sei dafür wirklich gedankt.

Imshausen liegt mitten in Deutschland und Europa, an der früheren Grenze zwischen Ost und West. Im Landschaftsbild ist das Trennende 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs verschwunden. Aber gilt das auch für die Köpfe?

Nicht nur Umfragen und Wahlergebnisse in Ost und West lassen mich daran zweifeln.

Wenn ich mir also eines wünschen dürfte, für das erweiterte Schloss Imshausen, dann dass es ein Ort bleibt der Begegnung auch zwischen Ost und West. Ganz im Sinne von Adam von Trott, dessen letztes Werk den Titel „Deutschland zwischen Ost und West“ trug.

Aus gemeinsamem Erinnern kann eine gesamtdeutsche, gesamteuropäische Identität entstehen. Eine Idee unseres Landes und dieses Kontinents, die stärker als bisher ostdeutsche und osteuropäische Leistungen und Perspektiven einschließt. 30 Jahre nach dem Mauerfall ist es allerhöchste Zeit dafür.

Meine zweite Schlussfolgerung zielt auf die Frage, wie wir wieder Freude an Diskussion und Dialog gerade mit Andersdenkenden wecken können. Wie wir die Echokammern aufbrechen, die es mittlerweile gibt.

Ein erster Schritt wäre, wegzukommen von angestaubten Phrasen, von vorschnellen Urteilen, von eingeübten Betroffenheitsgesten.

Daraus entsteht Gesprächsstoff.

Daraus entstehen neue Formen des Erinnerns: jünger, lebendiger und in die Zukunft gerichtet.

Dafür braucht es Kooperationen, wie sie die Adam-von-Trott-Stiftung mit der Universität Göttingen aufgebaut hat – wir haben schon einiges dazu gehört.

Dafür braucht es Menschen, die die Lehren der Vergangenheit übersetzen können in die Gegenwart. Übersetzerinnen wie Clarita von Trott es zeitlebens war.

Dafür braucht es wache Zivilgesellschaft. Bewegungen wie die #unteilbar-Demos oder diejenigen, die heute in Kassel demonstriert haben gegen den Aufmarsch der Rechten, die dort in obszöner Weise so getan haben, als demonstrierten sie für die Meinungsfreiheit.

Und es braucht Menschen, die das Internet und die sozialen Medien entgiften, so wie das Netzwerk #wirsindhier. Oder Initiativen wie den „Donnerstag der Demokratie“. Oder wie die zwei, die hier stehen, die ich schon beim Hereingehen gesehen habe. Auf ihrem T-Shirt steht vorne „Moin Liebe“ und, wenn ich das richtig gesehen haben, hinten „Tschüss Hass“. Es gibt Leute, die müssen lange Reden halten, und Leute, die schaffen es, auf einem T-Shirt alles auf den Punkt zu bringen.

Meine Damen und Herren, ich habe zu Beginn über den Missbrauch von Sprache gesprochen. Über Worte wie „Heimat“, „Widerstand“ und „Erinnerung“ und darüber, wie wandelbar sie sind. Bei allen Gefahren – darin liegt auch eine Chance.

Noch Jahre nach dem Krieg galten Widerstandskämpfer wie Adam von Trott vielen Deutschen als „Verräter“. Sie und ihre Mutter, liebe Frau Onken-von Trott, liebe Frau Müller-Plantenberg, mussten lange darunter leiden. Und auch in den Akten des Auswärtigen Amts taucht das Wort „Verrat“ auf. Dieses Wort, dem etwas Feiges, Ehrloses anhaftet.

Was für ein krasser Gegensatz zu allem, wofür Adam von Trott steht! Für Anstand, Freundschaft und Mut.

Und deshalb ist es mir ein ganz besonderes Bedürfnis, hier auch als Vertreter des Auswärtigen Amts, heute eines klarzustellen: Adam von Trott war kein Verräter. Sein „Verrat“ war in Wahrheit ein Sieg der Menschlichkeit!

Er inspiriert uns bis heute. Er führt uns – auch 75 Jahre später – auf diesem Hügel über Imshausen zusammen.

Und das, meine Damen und Herrn, zeigt doch eines: Die Kraft, die aus dem Erinnern entsteht, ist die Kraft des Guten.

Ich freue mich, dass wir sie heute hier miteinander teilen.

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1 Kommentar

  1. Großartig – aber diese Rede müßte von möglichst vielen gehört und gelesen werden. Um wirksamen widerstand gegen rechts zu leisten, müßte sie regeglmäßig wie ein öffentliches Glaubendsbekenntnis gehandhabt werden

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