Preisfrage: Wundern oder bewundern?

Was man in einer Stadtverordnetenversammlung alles erleben kann.

Leider ist hier keine Biodiversität, keine Artenvielfalt vorgesehen. (Foto: galabau-maurmann.de)

Optimismus kontra augenscheinlich versteinerten Vorgärten: Wie ist es um die Einsichtsfähigkeit von Wildunger Häuslebauern bestellt? Versuchte doch in der letzten Stadtverordnetenversammlung Bündnis 90/Die Grünen erneut, eine Mehrheit für einen ökologisch vernünftig begründeten Antrag zu finden. Man kann Klaus Stützle ja schon bewundern, wie er immer wieder versucht, auf lokaler Ebene kleine Fortschritte für den Umweltschutz zu erreichen. Meist allerdings vergeblich, denn eine Mehrheit folgte ihm zum wiederholten Male nicht.

Es ging um den Antrag der Grünen, bei neuen Bebauungsplänen festzulegen, dass auf 50 Prozent der jeweiligen Vorgartenflächen Schotter- oder Steinschüttungen untersagt werden sollten. Damit hatten die Grünen schon kleinere Brötchen gebacken, weil sich ja für bestehende Wohnbauflächen nichts ändern sollte, und immerhin wären laut dem Antrag auf 50 Prozent der Vorgartenflächen ja Schotter- oder Steinschüttungen möglich – wenn die Bauherren dies unbedingt wollen. (Ob sich die Antragsteller vorher über die dann erforderliche Kontrollpraxis nebst eventueller Sanktionen Gedanken gemacht haben, ist eine ganz andere Frage.) Eine Info-Kampagne „pro Grünflächen“ war auch beantragt.

Jedoch: Nur Klaus Stützle – die beiden anderen Grünen-Abgeordneten fehlten – und die SPD-Fraktion stimmten für den Antrag. Die Mehrheit des Hauses war dagegen. Zuvor war von CDU und FWG wieder das alte Totschlagsargument B90/Grüne als „Verbotspartei“ hervorgeholt worden. Dr. Schultheis von der FWG vertraut zwar auf die Einsichtsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger. Aber der Blick in viele Bad Wildunger Ein- und Zweifamilienhäuser-Wohngebiete zeigt, wie sich die „versteinerten“ Vorgärten inflationär ausbreiten. Und das trotz der schon mehrjährigen UN-, EU- und Hessen-Kampagne für Biodiversität, Artenvielfalt und des öffentlichen Gejammeres über den Insektenschwund.

Da wird man doch wohl als Stadtverordnetenversammlung ein wenig nachhelfen dürfen! Dass Georg Wackerbarth von der CDU wegen solcher Vorschriften gar das massenweise Zerplatzen von Hausbauplänen bei Wildungerinnen und Wildungern an die Wand malte, setzte der Argumentationslogik die Krone auf.

Bleibt also nur, sich zu wundern.

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1 Kommentar

  1. Der Artikel hat mir sehr gut gefallen. Ich habe diese Stadtverordneten Versammlung auch miterlebt und es ist gut beschrieben, eine versteierte Mehrheit gegen einen unverdrossenen Optimismus von Klaus Stützle, der Hoffnungsschimmer war aber diesmal, dass die SPD auch dafür war!

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