Edertal-Wellen: Bäume gefällt – Friedhof ohne Frieden?

Für's Album: So sah es beim Eingang mal aus. (Fotos: M. Zimmermann)

Nun sind sie weg, die fünf Bäume. Vor einem Monat noch waren sie auf einmal mit roten Strichen markiert. Die ebenfalls markierten drei Stieleichen mit ihrem braunen Laub stehen aber noch. Damals gab es etwas Verwirrung. Vom Ortsbeirat war zu hören, die roten Striche seien eine Art Schabernack. Aber seitens der Gemeinde sprach man wolkig von vorgesehenen Pflegeschnitten.
Dass sich zwischenzeitlich Gemeindevorstand, Ältestenrat und Ortsbeirat darüber abgestimmt haben, fünf Nadelbäume im Eingangsbereich zu fällen, blieb bis zur Fällaktion unbekannt, und diese wird nun auf Anfrage seitens der Gemeinde als „normale Pflegearbeiten“ bezeichnet. Zwar habe der Ortsbeirat gewünscht, dass auch die Stieleichen verschwinden, aber Ältestenrat und Gemeindevorstand seien dagegen gewesen.

Nach getaner Arbeit…

Gegen die ganze Fällaktion war und ist Franz-Josef Göllner, Förster im Ruhestand, wohnhaft in Wellen und für die Grünen Mitglied in der Gemeindevertretung sowie in deren Ausschuss „Planen, Bauen, Umwelt, Tourismus, Gewerbe und Landwirtschaft“. Aus seiner Sicht sei die angeblich von den Bäumen ausgehende Gefahr für Friedhofsbesucher nicht so groß gewesen, dass sie unbedingt jetzt hätten gefällt werden müssen. Außerdem wäre es auch möglich gewesen, durch behutsamen Rückschnitt der Bäume dafür zu sorgen, dass – so die vorrangige Absicht – die freistehende Buche mehr Licht bekommt. Für die gefällten Nadelbäume eine bereits ältere Buche neu zu setzen hält der Förster für eine unnötige Geldausgabe. Seine Kritik gipfelt in der Feststellung, man arbeite trotz veränderter Bestattungsformen (inzwischen ca. 70 Prozent Urnengräber) noch wie vor 30 Jahren, und der Gemeinde fehle ein langfristiger Friedhofsentwicklungsplan.

Anmerkung: Es ist nachvollziehbar, wenn sich (nicht nur) ein Gemeindevertreter überrumpelt fühlt, der zudem noch dem zuständigen Ausschuss angehört. Die Argumente für die Fällaktion erscheinen auch nicht unbedingt schlüssig oder gar zwingend. Man könnte sich durchaus ein anderes, die mit einem Friedhof und mit Bäumen verbundenen Emotionen der Bürger berücksichtigendes Vorgehen vorstellen. Ganz abgesehen vom immerwährenden Naturschutz-Ziel angesichts des Artenschwundes bei Insekten und Vögeln. (hmz)

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2 Kommentare

  1. …pflege-radikal-schnitt…ha ha ha…abhaken und neue pflanzen – den toten ist es egal…es war nicht schön….nach 30 Jahren einebnen ist für manche noch lebende angehörige auch grausam…so ist das leben!…

  2. Wer aktuell mal die Nachrichten liest wird schnell fündig, was plötzlich erfolgte „Pflegeschnitte“ betrifft. Ab dem 01. März beginnt die Schutzzeit, in deres verboten ist Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden oder auf den Stock zu setzen; zulässig sind schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen.

    Hätte man also einen schonenden Pflegeschnitt haben wollen, hätte man dis jetzt oder sogar noch später tun können. Aber hier wie auch an anderen Stellen wird jedes Mal das Argument der Sicherheit ins Spiel gebracht. Zieht nahezu immer und ist für Laien schwer nachprüfbar. Und wenn es dann doch mal auffällt, hat man eben (upps) einen Fehler gemacht. Die Bäume sind trotzdem ab.

    Aber was will man schon an Emphatie oder gar Verständnis für die bedrohte Tierwelt erwarten, wenn immer mehr Vorgärten klinisch reinen Steinwüsten gleichen und beim ersten Sonnenstrahl Laubgsauger und Rasenmäher um die Wette plärren.

    Her Göllner hat meine volle Sympathie.

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