Papa, Charly hat gesagt, sein Vater hat gesagt, Wildungen könnte sich ja bei der UNESCO als Welterbe-Stätte Kultur bewerben.
Du meinst wohl Bad Wildungen. Seit wann hat Charlys Vater denn etwas mit Kultur zu tun?
Naja, er hat neulich im Urlaub mit der Familie seine Schwester in Wismar besucht.
Und seine Schwester in Ostdeutschland hat dem westdeutschen Baggerfahrer Kultur beigebracht?
Weiß ich nicht. Aber was ist denn ein UNESCO Welterbe?
Hm – zum Beispiel der Aachener oder der Kölner Dom. Die sind als kulturelles Erbe der Menschheit anerkannt. Und als Welterbe Natur wurde die Grube Messel bei Darmstadt anerkannt. Da sind Fossilien wie das Urpferdchen gefunden worden.
Und was bedeutet so eine Anerkennung als Welterbe-Stätten?
Dass sie nicht erheblich geändert oder zerstört werden dürfen. Das ist dann für viele Touristen sehr interessant, die dann auch eine Menge Geld dalassen. Wieso ist denn Charlys Vater mit so einer Idee aus Wismar gekommen?
Charly hat gesagt, die Altstadt dort ist eine UNESCO-Welterbe-Stätte und sie sieht aus wie vor ein paar hundert Jahren. Und sein Vater hätte gesagt, dass sie damals auch schon ganz schöne Häuser bauen konnten. Aber er käme sich vor wie in einem Freilichtmuseum.
„sähe“, mein lieber! Wenn du eine Meinung nicht wörtlich zitierst, brauchst du den Konjunktiv eins. Dann heißt es richtig: „sie sähe aus wie vor ein paar hundert Jahren“. Und was soll das mit Bad Wildungen zu tun haben?
Okay – Charlys Vater meint, wenn die Wildunger Lokalpolitiker das jetzige Kurhaus nicht abreißen sondern erhalten würden, dann wäre die Stadt mit der Fachwerk-Altstadt, der Brunnenallee und der Gegend mit dem Fürstenhof so eine Art Welterbe-Freilichtmuseum.
Klingt interessant. Aber die wollen das ja gar nicht. Die wollen ja offensichtlich einen stilistischen Mischmasch vom Fürstenhof bis zur Altstadt, von Schuhkarton-Architektur bis zu Fachwerkhäusern in engen Gassen.
Ob sich aber dafür viele Touristen interessieren würden?
Kaum. Dann sind die Lokalpolitiker aber nicht mehr im Amt.