Das Wort zum Donnerstag, 17. Mai 2018

Hinter den Zeilen

Die zerstörte Eder-Sperrmauer 1943. © Bundesarchiv

Unzweifelhaft gehören ja die Namen der Wochentage zu unserer, in letzter Zeit so oft beschworenen deutschen, angeblich nach offizieller bayrischer Lesart ausschließlich christlich geprägten „Leitkultur“. Deretwegen müssen nun in allen dortigen Amtsstuben Kreuze aufgehängt werden. Es ist ja noch verständlich, woher der Mittwoch seinen Namen hat. Da reicht es, wenn man bis sieben zählen kann. Dieser Tag liegt eben in der Mitte der Woche. Mit dem Christentum hat das also wirklich nichts zu tun.

Broncestatue Thor aus dem isländischen Nationalmuseum

Und der Donnerstag? Den haben einst die Germanen nach ihrem höchsten Gott Thor oder „Donar“, dem Donnergott, genannt. Vielleicht müssten die bajuwarischen Verfechter der „Leitkultur“ an diesem Tag mal schnell die Kreuze abhängen und durch eine vorchristliche Abbildung des Donnerers ersetzen. Übrigens sollen die eigentlichen Bayern, also nicht die von ihnen okkupierten Franken und Schwaben, selber einen Migranten-Ursprung und sich hernach halbwegs in die vorhandene Leitkultur integriert haben.
Wenn man sich so umhört, dann freuen sich die meisten am Donnerstag auf das Wochenende. Nun haben an diesem Tag Sparkassen und Banken sogar länger auf, damit jene, die am Wochenende ausgehen und/oder tüchtig feiern wollen, noch schnell ihre Rechnungen bezahlen können, solange das Geldinstitut mitspielt. Auch jene, die online-banking bevorzugen, kommen meist nach Schalterschluss an den Cash-Automaten. Denn: Wer traut sich schon, seine Zeche mit der EC- oder Kredit-Karte bezahlen zu wollen? Und die Landrat-Eichenlaub-Methode, die Spesenrechnungen vom Arbeitgeber (in dem Fall vom Landkreis) bezahlen zu lassen, funktioniert nicht mehr so einfach.
Nun also Pfingsten. In Bezug auf die abendländisch-christliche Leitkultur soll es ja das Fest der Erleuchtung durch den Heiligen Geist sein. Da kann man nur hoffen, dass er angesichts so vieler bornierter Politiker (auch außerhalb Bayerns) nicht aufgibt.
Übrigens ist der heutige Tag für die Edertaler ein Gedenktag. Denn vor genau 75 Jahren war nachts die Edersee-Sperrmauer durch eine britische, speziell dafür entwickelte Rollbombe zerstört worden, was infolge der daraufhin ausströmenden riesigen Flutwelle eine entsetzliche Katastrophe für die talabwärts liegenden Dörfer verursachte. Wenn der private Betreiber des Sperrmauermuseums daraus ein Event unter Beteiligung der hessischen Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) und Musikern der britischen Armee macht, wie HNA und WLZ berichten, entspricht das nur seinem Geschäftsinteresse. Dass aber Edertals Bürgermeister Klaus Gier dabei nicht mitmacht und stattdessen in der offiziellen Trauerandacht in der Affolderner Kirche spricht, ist höchst anerkennenswert.

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