Zur Person: Wolfram Schmidt-Betschel stammt aus Hanau, ist seit 23 Jahren niedergelassener Arzt für Augenheilkunde in Bad Wildungen und gehört zu der Gruppe Wildunger Ärzte, die für die Stadtentwicklung, aktuell insbesondere in Bezug auf das Kurhaus-Areal eine zukunftsorientierte Gesamtkonzeption fordert und deswegen für den kommenden Samstag, 7. April, zu einer Demonstration aufgerufen hat.
M.Z.: Herr Schmidt-Betschel, wie kommt es, dass Wildunger Ärzte plötzlich zu einer Demonstration aufrufen?
Schmidt-Betschel: Wir beobachten schon seit zehn Jahren mit Sorge die Stadtpolitik in Bad Wildungen. In der Wahl des neuen Bürgermeisters sehen wir eine Chance, den bedauerlichen Stillstand endlich zu überwinden. Wir haben Hoffnung auf neuen Wind in der Stadtentwicklung. Nach der Veröffentlichung der Beschlussfassung des Planungsausschusses sahen wir die Notwendigkeit, etwas Öffentlichkeitswirksames zu machen.
In Ihrem Flugblatt formulieren Sie in Stichworten eine Zukunftsvision für unsere Kurstadt. Wie sind Sie dazu gekommen?
Schmidt-Betschel: Zum Beispiel hat Bad Kissingen eine Vision, worauf die gesamte Stadtpolitik ausgerichtet ist. Viele Kurstädte haben klar definierte Ziele für die Stadtentwicklung.
Worin sehen Sie die Potenziale Bad Wildungens?
Schmidt-Betschel: Die bestehen in drei Säulen. Erstens sind wir stark in ambulanter und stationärer Medizin. Zweitens haben wir einen zwar unkoordinierten, aber praktizierten Gesundheits-, Kultur- und Sporttourismus. Wir sind mit den Angeboten im Kurhaus ein Kulturzentrum für die Region gewesen. Auf der auch technisch hervorragenden Bühne, die sogar besser als in Kassel ist, konnten sogar Musicals aufgeführt werden. Drittens ist die Stadt ein Bildungsstandort mit Holzfachschule und einer Abteilung der Technischen Universität Mittelhessen. Zudem gibt es diverse Bestrebungen, ein duales Studium für Pflegeberufe auszubauen.
Und das hat alles mit dem Kurhaus zu tun?
Schmidt-Betschel: Ja, denn auf dem 16.000 Quadratmeter großen Kurhausareal kann man richtig kreativ werden. Dass die Projektentwickler und deren Architekten keine Synthese von alter Kurhaus-Architektur und modernem Hotel hinkriegen, ist ein architektonisches Armutszeugnis. Außerdem könnten auf dem Areal statt der – auch woanders Platz findenden – acht Stadtvillen dringend gebrauchte, preiswerte Wohnungen für junge Leute entstehen, die in den personalintensiven Branchen wie Medizin und Tourismus arbeiten. Auch ein von der Stadt finanziertes medizinisches Versorgungszentrum auf dem Kurhausareal kann fehlende Ärzte anstellen und die medizinische Versorgung der Bürger und der (Gesundheits-!) Touristen in allen medizinischen Facharztbereichen sicherstellen helfen.
Das hört sich alles sehr interessant an. Aber was versprechen Sie sich von der Demonstration am kommenden Samstag?
Schmidt-Betschel: Wir betrachten es als notwendig, dass sich nicht nur Politiker und Fachleute mit Fragen der Stadtentwicklung beschäftigen, sondern auch die Einwohner und Geschäftsleute eine Möglichkeit zur Teilnahme an der Stadtentwicklung haben.
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