Der lange Weg zum neuen Heloponte: Teil 1

 

Die Redaktion hat den Vorsitzenden des Planungsausschusses der Stadtverordnetenversammlung Bad Wildungen Wolfgang Nawrotzki gebeten, die Entstehung der derzeitigen Beschlusslage zur Nachfolgelösung für unser Heloponte-Bad nachzuzeichnen.

Das Thema ist in der öffentlichen Diskussion heiß umstritten. Die Vermittlung der Fakten ist nach Auffassung der Redaktion dringend nötig.

Lesen Sie heute den ersten Teil.


Zur jüngeren Geschichte des Bades:

Seit dem Jahr 2010 hat das Heloponte nicht nur mit einem fortlaufenden Besucherrückgang, sondern auch mit ständig steigenden Reparaturaufwendungen zu kämpfen, was zu einer starken Belastung der städtischen Finanzen führte.
Also wurde 2011 die Firma Planteam Ruhr gebeten, die Kosten für eine Sanierung des Heloponte zu ermitteln. Ergebnis der  Grobschätzung: 8,137 Mio Euro Kosten, die zu einem zusätzlichen Anstieg der Betriebskosten führen würden.

Am 6.6.2011 wurde ein „Runder Tisch Heloponte“ aus Bad Wildunger Bürgern gegründet, der zwei Alternativen zur Sanierung und Attraktivierung des Bades (um die Besucherzahlen zu verbessern) erarbeitete:

  • Alternative 1: Sport- und Freizeitbad, 12,5 Mio. Euro Kostenschätzung
  • Alternative 2: Sport-, Fitness- und Freizeitbad, 16 Mio. Kostenschätzung

Bei beiden Lösungen ging es um einen Umbau und nicht um einen Neubau. Mit der Wirtschaftlichkeitsberechnung wurde die Firma Altenburg beauftragt, denn es geht nicht nur um die Investition, sondern auch um das zu erwartende jährliche Defizit.


Ergebnis
: Zitat Altenburg: „Konzept 1 und Konzept 2 führen selbst bei optimaler Ausgestaltung zu einer Unterdeckung, die unter Vollkosten dauerhaft deutlich höher ist als die Ist-Situation.“ (2011: 2 Mio. Defizit).

Übersetzt heißt das, es wäre eine grobe Verschwendung von Steuergeldern, die Alternative 1 oder 2 zu bauen. Dies wird untermauert durch folgendes Zitat aus dem Altenburg-Gutachten:
Auch kann das Bad selbst bei konsequenter Ausrichtung auf die Nachfrage nicht genügend Besucher in Relation zur angebotenen Infrastruktur realisieren“.

Das heißt, selbst wenn man die Variante 1 oder 2 bauen würde, müsste man mit einer viel zu geringen Zahl von Besuchern rechnen im Verhältnis zu den ausgegebenen Geldern.

Altenburg schlägt eine aus seiner Sicht realistischere dritte Variante vor: Rückbau des Heloponte zu einem Bad nur zur Abdeckung der Grundbedürfnisse der Bürger (einfaches Hallenbad, stark verkleinertes Freibad, immer mit Nichtschwimmer und Kleinkinderbereich), Investitionskosten 10 Mio. Euro netto. Ein Defizit wird von Altenburg nicht berechnet. Zitat „Zu zeigen ist, ob hierdurch dauerhaft eine deutlich bessere Wirtschaftlichkeit zu erreichen ist.


Zwischenergebnis
: die Überlegungen des Runden Tisches mussten leider aufgegeben werden. Sie wären gegenüber dem Steuerzahler nicht zu verantworten.

Wolfgang Nawrotzki


  1. Interessieren Sie sich für den weiteren Weg hin zum Kannewischer-Gutachten? Lesen Sie Teil 2 unserer Darstellung, die in wenigen Tagen hier erscheint.

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1 Kommentar

  1. Wieso muss eine Kommune in einer städtischen Einrichtung eine Plusbilanz aufweisen?? – Ein solches Defizit wird hier eine Verschwendung von Steuergeldern genannt. Ich nenne das, wenn es sinnvoll investiert ist, ein dringend notwendiger Service der Kommune für seine Bürger, insbesondere an die Jugend! Es wird geklagt, dass unsere Kinder nicht mehr schwimmen können. Aber wo sollen sie es denn lernen, wenn nicht im nahen Stadtbad, welches sie ohne Hilfe der Erwachsenen gut erreichen können?? Ein funktionierendes Bad gehört wie viele andere Einrichtungen zu der notwendigen Infrastruktur, die eine Stadt seinen Bürgern bieten muss! Sonst fehlt die Attraktivität und man muss sich nicht wundern, wenn immer mehr junge Familien abwandern und damit die Kaufkraft der Einwohnerschaft (und damit auch die Einnahmen der Kommune)immer weiter sinkt!!
    Warum wurde die Wirtschaftlichkeit der empfohlenen dritten Lösung, Bad der Grundversorgung, nicht berechnet?
    Ich muss allerdings gestehen, ich kenne den derzeitigen Planungsstand für das Bad nicht.

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