Am vergangenen Donnerstag tagten der Planungs- und Finanzausschuss der Stadtverordnetenversammlung gemeinsam zu einem einzigen Tagesordnungspunkt: Sachstandsbericht zu Heloponte 2.
Aufgeboten war die gesamte Riege der am Neubau beteiligten Planungsbüros, es waren wohl mehr Planer als Ausschussmitglieder anwesend.
Zunächst wurde der Stand der Planungen in den einzelnen Untergruppen erläutert: Außenanlagen, Architektur, Energiekonzept, ein Animationsfilm und die Kostensituation. Stadtverordnetenvorsteher Dr. Schmal (CDU) kritisierte in der Aussprache die langatmigen Erläuterungen zu den ersten drei Punkten, die zum großen Teil nichts Neues enthielten. Außerdem monierte er die Tatsache, dass die umfangreiche Präsentation, vor allem zum Zahlenwerk, den Fraktionen nicht bereits vorher vorgelegt worden sind. Schmal in Richtung Verwaltung: „Wir hören hier das überarbeitete Zahlenmaterial zum ersten Mal und sollen sogleich Stellung beziehen bzw. diskutieren. So geht das nicht!“
Baukosten von 50 Mio. Euro sind offenbar in Reichweite:
Obwohl im Vorfeld bereits einiges über die Kostenentwicklungen beim neuen Heloponte durchgesickert war, kam es dann allerdings in dieser Deutlichkeit doch überraschend. Im Februar 2021 war die Investitionssumme für den Neubau mit 28,7 Mio. EUR von den Planern ermittelt worden. Im Frühjahr 2022 wurden bereits 37,5 Mio. EUR angenommen und aktuell noch einmal 5,2 Mio. EUR mehr auf nunmehr 42,7 Mio. EUR. Dazu empfahl das Büro Constrata einen 15 prozentigen Risikopuffer. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass solche Risikopuffer sinnvoll sind und in einer Vielzahl von Fällen auch verbraucht werden.
Damit könnten sich die Baukosten des neuen Heloponte auf bis zu 49,1 Mio. EUR belaufen.
Die Planer listeten dann noch einige Streichoptionen auf, die aber nicht empfohlen wurden, weil die Ergebnisverbesserungen keine nennenswerte Vorteile bringen. Die Fraktionsvertreter ließen durchblicken, dass sie dies ebenfalls so sehen und von der großen Lösung ausgehen.
Dies fiel auch deshalb leichter, weil das jährliche Defizit, dass die Stadt aus ihrem Haushalt ausgleichen muss, vom Büro „Pro-Fund“ folgendes Bild zeigt: Das jetzige Heloponte steht im Haushaltsplan für das Jahr 2021 mit einem Defizit von rund 2 Mio. EUR jährlich zu Buche. Pro-Fund errechnet das Defizit für das neue Bad auf jährlich 2,6 Mio. EUR und auf 1,8 Mio. EUR, wenn eine gemeinsame Betriebsgesellschaft mit der EWF gegründet wird – dann können nämlich Steuervorteile genutzt werden. Letzteres ist von den städtischen Gremien bereits geplant. Damit wäre diese Lösung für den Haushalt der Stadt sogar günstiger als die jetzige Belastung.
Im Zuge der Diskussion wurde allerdings noch einmal herausgestellt, dass diese Defizitberechnung von einem mittleren Kostenanstieg für die Betriebskosten – vor allem Energie – ausgehen. Das Büro Pro-Fund wurde gebeten, ein mögliches Defizit zu berechnen, wenn es zukünftig zu starken Preisanstiegen für den Betrieb (Gas, Strom, Wasser, Löhne, etc.) kommt. Diese Angaben benötigen die Fraktionen noch, wenn sie ihre Entscheidung treffen. Sie soll, nach jetzigen Planungen, am 10. Oktober in der Stadtverordnetenversammlung fallen. Eine Empfehlung sprachen die Ausschüsse dieses Mal nicht aus.
Eine kritische Betrachtung dieser Entwicklung durch die Redaktion von w-d können Sie, liebe Leserinnen und Leser, demnächst hier lesen.
Wenn die Diskussionen und Debatten (die letztendliche Entscheidung) hauptsächlich um die Finanzierbarkeit – somit ums Geld geht, dann sollten man doch alle Fakten auf den Tisch bringen:
1. Sehr wichtig wäre zu erfahren: was die Stadt für ihr Geld, für ihre Investition tatsächlich bekommt – bekommen könnte.
2. Die Attraktivität, insbesondere hier die Wirtschaftlichkeit einer neuen maritimen Freizeitanlage sollte vorrangig in den Vordergrund gestellt werden.
Denn welchen Preis die Stadt für ein neues „Heloponte II“ letzten Endes zahlen werden muss, dies werden die potentiellen Besucher und Gäste, eine wirklich attraktive und stimmige Anlage, deren Handhabung, insbesondere die Wirtschaftlichkeit (die Folgekosten – somit die notwendigen Eintrittspreise) bestimmen.
All das macht auch den Gegenwert einer Investition aus.
Dazu ein paar Zahlen:
Schon im Vorfeld werden Folgekosten für ein neues Heloponte II mit 2 bis 2,6 Mio. EUR jährlich kalkuliert. Das entspräche, bei 4,5 Prozent Ø Zins, einer Kapitalsumme von ~ 44 bis 58 Mio. Euro.
Plus die 42,7 bis 49,1 Mio. prognostizierten Baukosten, ergäbe das eine Gesamtkapitalsumme von ~ 86,7 bis 100,7 Mio. €.
Das heißt: Eine gutdurchdachte, attraktive neue maritime Freizeitanlage Heloponte II, wenn sie auf wirtschaftlichen Grundlagen gebaut und betrieben – somit keine oder nur geringe Verluste einfahren würde, könnte bis zu 100,7 Mio. Euro kosten.
Denn 86,7 bis 100,7 Mio. €, das ist das tatsächliche Kapital, das für den jetzigen Planungsvorschlag, zur Disposition gestellt werden soll.
Das sollte sich die Stadt (sehr gut) überlegen.