Der Turm der Stadtkirche muss saniert werden.

1489 war das großartige Werk vollendet. Der Turm mit der Spitze soll eine Höhe von 90 m gehabt haben, was sich heute jedoch nicht mehr nachprüfen lässt. Mit der Haube beträgt die Höhe jetzt ca. 58 m. Das Gebälk und die Schieferabdeckung sind nun so marode geworden, dass sehr viel Geld benötigt wird, um diese die Stadt prägende Haube des Kirchturms zu retten.
Mitglied des Kirchenvorstandes Holger Seifart; Dr. Albrecht Lückhoff; Bernhard Weller, ehemaliger Leiter des Kulturamtes und der Städtischen Museen. (von links/Foto: pr)

Förderkreis mit ehrgeizigem Ziel.

Kurzer, auch historischer Überblick:

„Ist das wirklich unser Wildungen?“, fragten sich die 1811 heimkommenden Wildunger Männer, die als Kriegspflichtige unter Napoleon am Spanienfeldzug teilgenommen hatten. Als sie vom Enseköppel hinunter die Stadt erblickten, erkannten sie ihren Heimatort nicht mehr.

Was war geschehen? Der ihnen vertraute spitze Kirchturm hatte in ihrer Abwesenheit ein barockisierende Haube bekommen, später auch „Welsche Haube“ genannt. Laut Überlieferung waren immer wieder Blitze in diese hoch emporragende Spitze eingeschlagen. In Ermangelung von Wasser sollen die verzweifelten Bürger das Feuer sogar mit Molke zu löschen versucht haben.

Im Jahr 1808 befahl schließlich Fürst Friedrich den Wildungern, die Spitze abzunehmen und forderte ein Gutachten von Professor Hauff in Marburg an. Die Durchführung der Baumaßnahme legte er in die Verantwortung des Bürgermeisters und des Schultheißen. Das Geld musste sich die Stadt borgen. 1809 war die Spitze bis auf die Wächterstube abgetragen und 1810 die „Welsche Haube“ aufgesetzt.

Nach Überlieferung wurde mit dem Bau der Kirche 1258 begonnen. Jahrhundertelang baute die in bescheidenen Verhältnissen lebende kleine Gemeinde an ihrem Gotteshaus. Die älteste Bürgerliste von 1388 nennt 215 Haushalte. Unzählige Fuhren von Bruchsteinen, Sand und Kalk mussten teilweise bis von Züschen und Heimarshausen her herangeschafft werden.

Mühsam quälten sich die Ochsengespanne den steilen Stadtberg hinauf, denn Pferde schafften diesen Anstieg kaum. 1462 erreichte der Turm ungefähr die Höhe des Kirchenschiffs. Aufgrund von Pestperioden und anderen Katastrophen ruhte der Bau für längere Zeit. 1487 begann schließlich der Weiterbau, was uns die in gotischen Minuskeln in Stein eingehauene Jahreszahl an der Südseite des Turms verrät. 1489 war das großartige Werk vollendet. Der Turm mit der Spitze soll eine Höhe von 90 m gehabt haben, was sich heute jedoch nicht mehr nachprüfen lässt. Mit der Haube beträgt die Höhe jetzt ca. 58 m.

Nieder-Wildungen um 1620. Stich von Meisner

Das Gebälk und die Schieferabdeckung sind nun so marode geworden, dass sehr viel Geld benötigt wird, um diese, die Stadt prägende Haube des Kirchturms zu retten. Aber was wäre das Stadtbild des Ortes ohne die vertraut gewordene Haube, die jeden Ankommenden begrüßt und bei dem aus der Fremde Zurückkehrenden das Gefühl des Heimkommens aufkommen lässt?“ Das ist meine Stadt, hier bin ich groß geworden, hier liegen meine Wurzeln.“

Der Kirchturm mit seiner Haube ist der Ort des traditionellen alljährlichen Christkindwiegens, er ist ein Bauwerk, das zum Symbol der Beständigkeit und ein Zeichen der Zugehörigkeit zur Bürgerschaft wurde, gleichgültig welcher Glaubensrichtung oder überhaupt einer Religionsgemeinschaft man angehört.

Wohl mehr als 2 Millionen € wird die dringend notwendige Sanierung des Turms der Stadtkirche kosten. 250.000 €, rund 10 Prozent, will ein neugegründeter Förderkreis dazu durch Spenden, Veranstaltungen und Verkauf von besonderen Objekten beitragen.

„Wir haben uns bewusst ein ehrgeiziges Ziel gesetzt“, stellt Dr. Albrecht Lückhoff fest. Der frühere Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Bad Wildungen hat sich bereit erklärt, den Vorsitz des Förderkreises zu übernehmen und somit das „Gesicht“ des Projektes „Kirchturmsanierung Bad Wildungen“ zu werden. Ihm zur Seite stehen mit Bernhard Weller, dem ehemaligen Leiter des Kulturamtes und der Städtischen Museen, und Holger Seifart, Mitglied des Kirchenvorstandes, zwei ebenfalls bestens vernetzte Personen.

In einer von Pfarrerin Andrea Hose-Opfer geleiteten Arbeitsgruppe haben bereits Vorarbeiten stattgefunden. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe beteiligen sich weiterhin mit Ideen und zahlreichen Aktivitäten und werden vom Vorstand regelmäßig über den Stand des Spendenaufkommens informiert.

„Ziel ist es natürlich, die angestrebte Summe von 250.000 auch tatsächlich zu erreichen. Dies kann gelingen, wenn möglichst viele Bad Wildunger Bürgerinnen und Bürger mitziehen. Der Turm der Stadtkirche ist ja mehr als ein Kirchturm: Er ist – neben Schloss Friedrichstein – das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt. Der dauerhafte Erhalt muss daher ein Anliegen der gesamten Stadtgesellschaft sein“. (Dr. Albrecht Lückhoff)

Im 15. Jahrhundert wurde der 1258 begonnene Bau der Stadtkirche beendet. Über 500 Jahre schon prägt der Turm das Stadtbild. Er wurde mehrfach beschädigt, aber auch in schwierigen Zeiten und mit einfacheren Mitteln, als sie heute zur Verfügung stehen, erhalten. Da sollte es eine selbstverständliche Aufgabe sein, ihn in unserer Zeit ebenfalls „zu stützen“.

Wer helfen will, kann Mitglied im „Förderkreis Sanierung Kirchturm Bad Wildungen“ werden. Beitrittserklärungen liegen an verschiedenen Stellen aus und sind beim Gemeindebüro im Martin-Luther-Haus erhältlich.

Ein jährlicher Mitgliedsbeitrag ist erwünscht. Wichtig wird es aber darüber hinaus sein, ein wirklich großes Spendenaufkommen zu etablieren. Wer seinen Teil zur Rettung des Turms der Stadtkirche beitragen möchte, kann schon jetzt (gegen Spendenquittung) auf folgendes Konto einzahlen:

Empfänger: Kirchenkreisamt

Stichwort: Förderkreis Sanierung Kirchturm Bad Wildungen

IBAN: DE51 5236 0059 0000 0340 96

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