In einem verlassenen Fort an der Atlantikküste Maines sind Kit Carson und Washakie bei ihrem alten Freund Norman Schutzbier zu Gast. Dieser beschwört zunächst in Washakie Erinnerungen an die Vergangenheit herauf. Danach ist Kit Carson an der Reihe. Seine Gedanken kehren in eine Zeit zurück, in der er einen Treck nach Westen führte, an dem auch das junge Halbblut Adaline teilnahm. Unterwegs nähern sich Krieger der Cheyenne, die heimlich Böses im Schilde führen. Kit kann sie loswerden, doch er weiß, dass sie wiederkommen werden.
Anmerkung: Infos zum Autor und seinem Werk finden Sie in der Folge 2.
Bis zum nächsten Mittag blieb der Treck unbehelligt. Dann näherten sich fünf berittene Cheyenne. Kit Carson galoppierte ihnen entgegen und ließ sie in hundert Yards Entfernung anhalten. Währenddessen nahmen die Wagen ihre Verteidigungsstellung ein, ohne dass es weiterer Anweisungen bedurfte. Alles war abgesprochen.
Ah-Man-Nah-Ko war nicht dabei. Aber der Krieger, der die fünf anführte, war auch gestern einer der vordersten gewesen.
„Du siehst nur uns, Vih-Hiu Nis. Aber wir sind weit mehr. Diesmal sind wir euch an Zahl und an Stärke überlegen.“
„Und dennoch wird euch euer Vorhaben zum Verderben geraten. Major Grier und seine Truppe sind in Rayado stationiert. Sogar zu Fuß erreicht man ihre Niederlassung von hier in einem Dreivierteltag.“
„In einem Dreivierteltag sind wir mit euch fertig. Vielleicht sogar in der Hälfte dieser Zeit. Selbst wenn ihr jetzt noch einen Reiter losschickt, der uns unwahrscheinlicherweise entkommen sollte – ihr seid umzingelt! – wird es für jede Hilfe zu spät sein.“
„Da muss ich dir leider recht geben“, gestand ihm der blonde Scout zu. „Das war auch der Grund, warum ich gestern sofort nach eurem gestrigen Besuch einen meiner Männer, der diese Gegend kennt, zu Fuß nach Rayado losgeschickt habe. Pferdehufe hättet ihr vernommen.“
„Du lügst aus Verzweiflung.“
„Komm mit“, bot ihm Kit an. „Wir reiten zu der Stelle zurück, an der ihr uns gestern euren Besuch erwiesen habt, und du bekommst Gelegenheit, deine Fähigkeiten des Spurenlesens zu beweisen. Nimm ruhig noch jemanden mit, falls du es dir allein nicht zutraust.“
Rasend vor Wut zog der Cheyenne sein Messer. Auf die gezückte Waffe war jedoch bereits Kits Rappahannock-Holsterpistole gerichtet.
„Du kannst voranreiten. Oder du steckst dein Messer wieder ein, dann reiten wir nebeneinander.“
Der Krieger steckte sein Messer ein. Energisch winkte er einem zweiten Cheyenne, sich ihm anzuschließen. Sie folgten der Treckspur, während Kit hinter ihnen blieb.
Etliche Stunden später fanden sie seine Worte bestätigt. Kit ließ ihnen genügend Zeit, sich auf eine weitere Entfernung davon zu überzeugen. Die Spur führte schnurstracks auf Rayado zu.
„Es mag sich eine andere Möglichkeit finden, dass ihr Vergeltung für den Krieger erlangt, der unschuldig ausgepeitscht wurde“, erklärte Kit schließlich. „Ich kann mich gerne für diese Angelegenheit verwenden. Doch inzwischen werdet ihr von der Wahrheit meiner Worte überzeugt sein. In der Zeit, die wir damit verloren haben, dürfte sich Major Griers Entsatztrupp längst auf dem Weg befinden. Ich kann nur empfehlen, dass wir schleunigst zurückreiten.“
So geschah es.
In der Tat war alles seinen militärischen Weg gegangen, der komplizierter war als Kit es sich vorgestellt hatte, dennoch aber das gewünschte Ergebnis in der notwendigen Zeit gebracht hatte. Colonel Sumner selbst, der Vorgesetzte der Niederlassung vor Rayado, war untätig geblieben. Major Grier, der Kit Carson gegenüber ein sehr schlechtes Gewissen hatte, weil eine Geiselrettung einst an seinem Widerstand gegen Kits Angriffsvorschlag tödlich gescheitert war, hatte unverzüglich einen Leutnant namens Johnson mit einem Zug losgeschickt. Als Johnson unterwegs auf Major Carleton und dreißig weitere Soldaten gestoßen war, hatte sich dieser sofort angeschlossen. Die Rettung einer Berühmtheit, zu der Kit Carson längst geworden war, würde keiner Militärkarriere abträglich sein. Unter Carletons Ägide sollte es Kit Carson im Bürgerkrieg einst bis zum Brigadegeneral bringen.
Adaline.
Wie wichtig sie ihm in all den Jahren geblieben war. Wie sehr er sie vernachlässigt hatte. Jetzt auch noch die Gefahr, in die er sie gebracht hatte.
An Menschen, die einem am meisten bedeuteten, zeigten sich eigene Fehler und Unzulänglichkeiten am deutlichsten, am schmerzhaftesten, am unwiderruflichsten.