Adaline (5)

Infos zum Autor und seinem Werk finden Sie zu Beginn von Folge 2.

Küste vor Maine (Foto: David Mark auf Pixabay)

Der Arzt Norman Schutzbier lädt seine alten Freunde Kit Carson und Washakie in seine Wohnstatt ein – eine verlassene Festung an der Atlantikküste von Maine. Auch Louie Simmons ist zu Gast, ein früherer Partner Kits. Nacheinander beschwört Norman Schutzbier in seinen Gästen Erinnerungen an die Vergangenheit herauf. Er beginnt damit bei Washakie.

Washakie sah sie schon von weitem und winkte ihnen einladend entgegen.
Die beiden Reiter trieben ihre Pferde an und verhielten wenig später inmitten inmitten der zahlreichen, doch weit auseinander stehenden Zelte, aus denen das Lager der Schoschonen bestand. Es befand sich in einer ansprechenden, gut geschützten Flussbucht. Sumpfkiefern und Eichen, die mit Spanischem Moos bewachsen waren, ragten vereinzelt aus der weitläufigen Ebene hervor.
Washakie, Häuptling nicht nur dieser Niederlassung der Schoschonen, nickte ihnen freundlich und auffordernd zu.
Der sehnige Trapper und Scout mit der schulterlangen blonden Mähne half dem neunjährigen Mädchen vom Pferd und führte es vor den Häuptling.
„Das“, erklärte er, „ist Adaline. Ich danke dir, dass du ihr einige Zeit deine Gastfreundschaft gewähren willst.“
Washakie betrachtete die Kleine mit liebevollen Augen.
„Schön wie ihre Mutter, die eine Arapaho war. Sei willkommen, Prärieblume. So lautet dein indianischer Name, nicht wahr?“
Das kleine Halbblut nickte. Es fasste sofort Vertrauen zu dem hochgewachsenen Stammesführer.
Kit Carson konnte nicht lange bleiben. Er verabschiedete sich bald.
„Du kommst aber wieder?“ fragte Adaline.
„Ich komme immer wieder“, erklärte Kit. „Die Zeit bei den Schoschonen wird dir viel zu schnell vergehen.“
Das Mädchen hatte keinerlei Schwierigkeiten, sich in den Stamm einzufügen. Es fand sich rasch unter den gleichaltrigen Kindern zurecht, lernte ihre Sprache. Aber es ging täglich zu Washakie, der von Adalines Lerneifer sehr angetan war. Da er als Stammesführer jedoch sehr beschäftigt war, nahm er sie eines Tages mit zu seiner letzten lebenden, uralten Tante, die ein Zelt für sich hatte und trotz ihres unglaublichen Alters noch alles selbst bereiten konnte, was ihr gebracht wurde und niemandem zur Last fiel. Auch ging sie immer noch gerne an den Fluss und behielt die Kinder im Auge, die dort spielten. Die jungen Mütter konnten sich auf sie verlassen.
„Adaline“, erklärte Washakie, „das ist Halwofunano. Du kennst sie aus der Ferne, wenn sie euch Kindern am Fluss beim Spielen zuschaut. Halwofunano, das ist Adaline, die bei uns Prärieblume heißt. Sie hat inzwischen unsere Sprache so gut gelernt, dass sie sogar dich verstehen kann, und sie will noch mehr über unser Volk lernen. Würdest du dich ihrer annehmen?“
„Es wird mir eine Freude sein“, erwiderte die Greisin. „Du musst mir nur immer sagen, wann du dich langweilst, Prärieblume.“
„Das werde ich dann sagen, Halwofunano.“
„Nun denn. Bleibst du gleich da?“

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