Bei politischen Amtsübernahmen wird üblicherweise den „Neuen“ eine Einarbeitungszeit von 100 Tagen gewährt. Das wäre allerdings in die Vorweihnachtszeit gefallen. Um den einstigen Bundespräsidenten Roman Herzog sinngemäß zu zitieren, hatten so manche Wildunger nach dem überraschenden Wahlsieg des SPD-Kandidaten doch erwartet, dass nun nach seiner Amtsübernahme „ein Ruck“ durch die kommunalpolitische Gesellschaft der Badestadt geht.
Wer von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, hat etwas davon bemerkt?
Vor einem Jahr stellten wir allen sechs Bürgermeisterkandidaten fünf Fragen.
Von dem damaligen Kandidaten – und nun seit dem 1. September amtierenden Bürgermeister – Ralf Gutheil bekamen wir die folgenden Antworten (die kursiv gesetzten Stellen finden wir wichtig):
- Hat Bad Wildungen Ihrer Meinung nach einen Nachholbedarf – wenn ja, auf welchem Gebiet?
Bad Wildungen hat in den letzten Jahren an Bekanntheitsgrad verloren. Es ist wichtig, Bad Wildungen als Kur- und Erholungsort neu aufzustellen und zu bewerben. Dabei müssen die vor Ort ansässigen Klinik-, Hotel- und Pensionsbetreiber mit ins Boot genommen werden. Die vorhandenen Ressourcen, wie unsere Quellen, der Kurpark, der Nationalpark, aber auch die Region „Mittleres Edertal“, der Kellerwald und der Edersee sind hierbei einzubeziehen. - Was motivierte Sie zu Ihrer Bürgermeisterkandidatur?
Der seit nunmehr über zehn Jahre andauernde, gefühlte Stillstand in der Entwicklung von Bad Wildungen, trotz steigender Einwohnerzahl. Die Stimmung in der Bevölkerung und deren Wunsch nach Veränderung der politischen Marschrichtung. Ebenso sollte man endlich mehr miteinander, anstatt gegeneinander arbeiten und sich gemeinsam für Bad Wildungen einsetzen und stark machen. - Auf welche Weise kann nach Ihrer Meinung von der Stadt ein Beitrag zur Schaffung neuer Arbeitsplätze geleistet werden?
Eine Idee wäre eine personelle Aufstockung des Bauhofes, um den vielfältigen Aufgaben in diesem Bereich besser und effektiver nachzukommen und um Fremdvergaben auf ein Minimum zu reduzieren. Ansonsten muss Bad Wildungen insbesondere im Gesundheitsbereich als Aus- und Fortbildungsstandort nach vorne gebracht werden. Hierzu sollten Kooperationen mit den entsprechenden Schulen und Universitäten / Hochschulen angestrebt werden. Die Kliniken sind hierbei bei der Gewinnung von Nachwuchskräften zu unterstützen. Dies könnte zum Beispiel durch Schaffung eines städtischen „Studentenwohnheims“ geschehen. - Wie wollen Sie es bewerkstelligen, dass Sie für Ihre Ziele in der Stadt eine möglichst große Unterstützung erhalten?
Durch möglichst viele, offene Gespräche mit allen Beteiligten. Transparenz ist hierbei ein sehr wichtiges Schlagwort. Wobei sämtliche Sachverhalte neutral und von mehreren Seiten betrachtet werden müssen. Dabei sind stets die Vor- und Nachteile gegenüberzustellen und im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu prüfen. Es ist wichtig, als Bürgermeister, Gespräche neutral und möglichst emotionsfrei zu führen. Die gleiche Denkweise, welche die Entwicklung der letzten zehn Jahre bestimmt hat, wird uns nicht auf einen neuen Weg, bzw. zu neuen Lösungen führen. - Wie sehen Sie Bad Wildungen im Jahr 2030?
Ich denke, dass wir es schaffen können, Bad Wildungen als attraktiven Standort für Gesundheit, Erholung und Wohnen nach vorne zu bringen. Wir können es schaffen, dem allgemeinen Trend des Bevölkerungsrückgangs entgegen zu wirken, wenn wir die oben genannten Dinge zielgerichtet angehen und umsetzen. Deswegen: keine Denkverbote, für eine gute Zukunft.
Soweit der jetzige Bürgermeister. Damals brannten – wie heute noch – den Kommunalpolitikern drei Themen auf den Nägeln, die seit einer gefühlten Ewigkeit anstanden: Kurhaus, Heloponte und die alte Molkerei an der Itzel versus Entwicklung an der Brunnenallee 1. Keins davon hatte Herr Gutheil angerührt. Und nun?
In Sachen Kurhaus soll sich angeblich etwas tun – oder etwa doch nicht? Aber wie verhält es sich mit der verheißenen Transparenz? Zugegeben: In Sachen Altstadt-Entwicklung gab es eine „Ideenwerkstatt“, an der sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen konnten. Aber war das denn alles?
in Bad Wildungen wurde der Briefmarkenautomat abmontiert, oder irre ich mich da etwa, in fritzlar gibt es noch einen briefmarkenautomat. in fritzlar kann man die parkgebühren auch mit dem mobiltelefon bezahlen, in bad kissingen kann man auch diie parkgebühren mit dem mobiltelefon bezahlen, warum kann man in bad wildungen die parkgebühren nicht mit dem mobiltelefon bezahlen. in fritzlar gibt es ein kino, warum gibt es im weltbad bad wildungen nicht einmal mehr ein kino? es gibt einen mini-macdonald an der shell in altwildungen, gut, den brauche ich nun wirklich nicht, in fritzlar gibt es noch einen burger-king, den brauche ich in bad wildungen auch nicht. die vielen leerstände in der gesamten stadt bad wildungen sind sicher kein schöner anblick, tante-emma-läden werden dort nicht mehr entstehen, das ist gut so, schließlich kaufen wir alle bei den discounter-ketten ein, aber mit ein wenig fantasie und elan kann man die leerstehenden verkaufsflächen und leeren schaufenster umwandeln in dringend benötigten wohnraum. manfred albus aus altwildungen hat dies eindrucksvoll bewiesen, als er die leerstehenden verkaufsflächen des ehemaligen edeka-marktes fink in ansprechenden, dringend benötigten wohnraum umgewandelt hat. eine einzelhandelsstruktur mit vielen kleinen läden in den innenstädten wird es nie mehr geben weil unser kaufverhalten sich geändert hat und das ist gut so. es liegt auch an den eigentümern und an der kommunalpolitik die vorraussetzungen für eine andere nutzung der ehemaligen verkaufsflächen zu schaffen, das nützt allen und trägt zur verschönerung der stadt bei. in der ehemaligen ddr gab es einen witz, in der ddr-metzgerei musste immer mindestens eine wurst hängen, damit der laden nicht mit einem fliesengeschäft verwechselt werden konnte. nehmen wir den wandel zur dienstleistungsgesellschaft an, die sich eben einen nicht unerheblichen teil der benötigten waren im internet bestellt. niemand kann und möchte die zeit zurückdrehen. nur die paketsklaven müssen besser bezahlt werden und die zur massensklaverei, pardon, ausgeartete minijob-seuche mit all ihren negativen folgen für die altersversorgung muss von gesetzgeberischer seite zurückgedrängt werden, sonst sieht die zukunft erheblicher arbeitender bevöllkerungskeise düster aus. Die schaffung dieses prekariats geht auf das konto der altparteien und wen wundert es da wenn vermeintliche alternativen am start sind wenn die politische klasse, und das geht hinein bis in die kommunen, nicht die zeichen der zeit erkennt und den dienstleistungssektor mit mini-jobs, mini-lönen, leiharbeit, zeitarbeit und ständig befristeten beschäftigungsverhältnissen unterbewertet. der derzeitige mindestlohn ist eine andere form von diesem schäbigen hartz4 für einen nicht unerheblichen teil der bevölkerung, das alles zerstört das gemeinwesen und muss sich ändern, letztlich auch die kommunalpolitik, die allzu oft die finanzkapitalistischen interessen kleiner besitzenden minderheiten vertritt, eben klientelpolitik. das ist deutschland im jahr 2019..
Interessanter Text. Aber:
1.) Das Gras ist auf der anderen Seite des Zaunes grundsätzlich saftiger und grüner.
2.) Der größte Teil Ihres Textes hat nichts mit unserem neuen Bürgermeister zu tun. Oder soll der jetzt Bundespolitik machen?
3.) Solange eine gewisse „offizielle“ Person (Name ist mir bekannt) öffentlich verkündet, dass für diese Person die Stadtentwicklung am Marktplatz endet, wird sich da aus dieser Richtung auch nicht viel tun. Im Übrigen sind etliche Wildungen Hausbesitzer mit Läden offenbar nicht an einer Vermietung interessiert. Es sei denn zum Wucherpreis. Ansonsten lässt man das Geschäft lieber leer stehen. Denn man hat es ja nicht nötig.
Was erwartet Ihr? Die Fehler und Lethargie der vergangenen 2 Amtsperiode in einem halben Jahr aufzuholen? Das dauert wesentlich länger und braucht viel behutsames Vorgehen – denn sonst holt man die bislang Verantwortlichen nicht aus ihrer lang geschaffenen Komfortzone. Sondern zwingt sie in noch größere Abwehr- und Apathie-Haltung.
Meckern ist hier sicher deplatziert. Konstruktivität ist besser.
So zum Beispiel die Mobilisierung der Geschäftsleute zu einem seit Jahren überfälligen Dialog und entschlossen umsetzbare Handlungen, die übergreifend auch das Stadtmarketing stark einbeziehen.
Und die aktive Förderung und Teilnahme der Bürger an Stadtgestaltung und kulturellem Leben. Veranstalltungsschaffung, Raumbereitstellung, aktive Pflege der Stadt.
Wenn ich all diese Themen hier nenne, erahne ich, weshalb 100 Tage Amtsführung nicht den „Ruck“ bringen (in welche politische Richtung eigentlich?).
Es wäre besser, Instrumenten wie der Stadt verordneten-Versammlung beizubringen, dass Kommunalpolitik Lösungsfindung bedeutet – nicht politische Scharmützel- und Bunkerpolitik. Dazu ist Ihr Organ prädestiniert. Für typische 100-Tage-Pokemik finde ich es zu schade.
Natürlich hat Herr Gutheil eine großen Batzen Altlasten von Zimmermann übernommen. Das hat er aber doch vorher auch schon gewußt, oder nicht?
Bisher sind von ihm noch keine Ansätze gekommen, die auf eine Besserung der Zustände hoffen ließen, im Gegenteil, die Zustände werden sich noch weiter verschlechtern.
Um nur ein paar Themen zu nennen: Das Heloponte, für das immer noch keine bürgernahe Lösung gefunden wurde und wo gerade und speziell Gutheils Partei sehr seltsame Ansichten hat – vom ständigen Verstoß gegen HGO §25, Satz 1, 5 durch ein bestimmtes Mitglied der SPD mal ganz abgesehen.
Oder Kurhaus. Das von Zimmermann in die Wege geleitete Hotelprojekt, aus dem sich mit ziemlicher Sicherheit ein Seniorenheim mit den Mietspiegel drastisch erhöhenden Stadtvillen entwickeln wird, wird weiterhin favorisiert, obwohl eine Mehrheit der Bürger dagegen ist.
Meiner Meinung nach schwebt auch immer noch eine Bebauung des letzten kommunalen Großparkplatzes im Raum, dabei wird – entgegen seiner eigenen Aussage – der Weggang des Nationalparkamtes billigend in Kauf genommen, wie auch der Wegfall der Geschäftsgrundlage mehrerer dort ansässiger Geschäftsleute.
Ich persönlich halte die Eisbahn auf Brunnenallee 1 für eine bloßen Versuchsballon, um den Leuten den Wegfall dieses wichtigen Parkplatzes zumindest für längere Zeit verkaufen zu können. – Nichts gegen die Eisbahn, aber die hätte dort aufgebaut werden müssen, wo die entsprechende Infrastruktur – Parkplätze, Umkleideräume etc. vorhanden sind: Auf dem Platz der Eisbahn am Heloponte.
Die Verwaltung bietet weiterhin das Bild eines Scherbenhaufens, wo niemand zuständig ist, Interessenten telefonisch durch ständiges Weiterverbinden mürbe gemacht und zur Aufgabe des Interesses begracht werden. – Versuchen Sie mal, ein Baugrundstück zu erwerben, auf dem eine Reservierung liegt.
Ich könnte jetzt noch sehr viel mehr schreiben, aber ich zitiere Goethe: „Ach, ich bin des Treibens müde…“
Ich persönlich bin der Meinung, dass sich in der Stadt schon so Einiges getan hat. Und ich bin auch der Meinung, daß unser neuer Bürgermeister einen ziemlichen Haufen „Altlasten“ übernommen hat, die ja wohl auch erst mal bearbeitet werden müssen. Jeder sieht dabei natürlich immer zuerst auf die Sachen, die ihm persönlich am wichtigsten sind. Dinge, die der vorherige BGM einfach dezent ignoriert hat, sollen jetzt mal eben „ratzfatz“ erledigt werden? Ist ein bisschen wie „Messie-Wohnung an einem Tag aufräumen, sanieren und neu einrichten.“ Oder? Nahezu unmöglich. Und ich bin mir sicher, dass hier wie da durchaus Dinge auftauchen könnten, die so niemand erwartet hätte.
Meckern ist immer einfach. Wie wäre es denn, liebe Schreiberlinge von Wildungen-Digital, wenn ihr mal mit gutem Beispiel vorangehen und den BGM mit unterstützen würdet? „…endlich mehr miteinander, anstatt gegeneinander arbeiten…“ (Ist schließlich kursiv gesetzt und für euch damit besonders wichtig.) Das wäre doch mal ein interessanter Ansatz, oder?
Natürlich gibt es auch immer wieder „Spezialisten“, die über jeder Suppe so lange den Kopf schütteln, bis endlich ein Haar drin ist. 😉 Es liegt auch an euch, wie an allen Wildunger Bürgern.