Wieder aufgetaucht: Neues von der Itzelstraße, Teil 4

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Ein Meinungsbeitrag.

Im letzten Teil unserer kleinen Serie über das neue Einzelhandelsgutachten soll abschließend an einigen weiteren Beispielen die Unzulänglichkeit dieses Konzeptes veranschaulicht werden.

Das Kapitel 6.2 beschäftigt sich mit der „Bedeutung der Innenstadt im Einzelhandelsgefüge“ (S. 46 ff.). Bei der Nahversorgungssituation wird – unter Einbeziehung der „Kurgäste“ – eine Verkaufsflächendichte von rund 500 qm je 1.000 Einwohner festgestellt. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 550 qm je 1.000 Einwohner. Bei 18.100 Einwohnern ergibt sich somit eine Verkaufsfläche von knapp 10.000 qm im Bereich „Lebensmittel und anderer täglicher Bedarf“ als Bestand in Bad Wildungen.

Auf Seite 64 wird ein Entwicklungsrahmen für den kurzfristigen Bedarf (Lebensmittel im weiteren Sinne) bis zum Jahr 2030 von 12.800 qm festgelegt. Diesmal allerdings ohne „touristische Potenziale“. Warum auch immer.

Nun steht im Gutachten auf Seite 43: „Nach aktuellen Unterlagen ist es beabsichtigt, im Zuge der Verlagerung (des Herkulesmarktes, die Verf.) die Verkaufsfläche von derzeit rund 1.940 qm auf sodann rund 4.800 qm zu erhöhen.“ Mithin ein Zuwachs um rund 2.800 qm.

Damit wäre der mögliche Flächenzuwachs bis 2030 im Lebensmitteleinzelhandel nur durch die Verlagerung des Herkulesmarktes vollständig aufgebraucht. An keiner anderen Stelle in Bad Wildungen könnten Lebensmittelmärkte neu angesiedelt oder bestehende erweitert werden. Denn, so das Gutachten auf Seite 64: „Bei Überschreitung des groben Entwicklungsrahmens ist mit deutlichen – jedoch ggf. abwägbaren – Umsatzrückgängen zulasten des Bestandes zu rechnen“.

Kann das wirklich so beschlossen werden? Immerhin hat der CDU-Sprecher in der Stadtverordnetenversammlung auf dieses Problem hingewiesen, was dazu geführt hat, dass im Planungsausschuss noch einmal diskutiert werden muss.

Abschließend darf darauf hingewiesen werden, dass in Kapitel 9.2 der Versuch unternommen wird, die Umsiedlung des Herkulesmarktes in das Einzelhandels- und Zentrenkonzept einzuordnen (S. 89 ff.). Ohne mit einem Wort auf das Gutachten von 2017 einzugehen, welches zu genau gegenteiligen Aussagen kommt, wird ohne überzeugende Argumentation die Stärkung dieses Kopplungsstandortes befürwortet. In fast grotesker Weise wird die Gefahr des Vorhabens für die Innenstadt ignoriert. Eine sinnvolle und funktionierende Arbeitsteilung zwischen der Innenstadt und dem Standort an der Itzel ist eine reine Illusion. Die Innenstadt hat besseres verdient.

Schon mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass die Verlagerung des Herkulesmarktes an die Itzel die wohnortnahe Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs erheblich gefährden könnte. So entfällt beispielsweise die Nahversorgung im Bereich der Odershäuserstraße vollständig. Auch die Standorte in Reinhardshausen und Altwildungen werden sich unter dem massiven Druck der Itzel weder modernisieren noch vergrößern können. Außerdem mehren sich Hinweise, dass die Versorgung der Innenstadt mit Lebensmitteln zukünftig gefährdet sein könnte. Dann würde zusätzlich eine schwer beherrschbare Verschlechterung der Innenstadtstruktur eintreten.

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1 Kommentar

  1. „Wieder aufgetaucht: Neues von der Itzelstraße, Teil 1 bis 4“

    Ein Paradebeispiel technokratischen Regierens und Verwaltens, beruhend allein auf Statistiken und Erhebungen.

    Die individuelle Unternehmer- und Unternehmensfreiheit und -Vielfalt, sowie eine in einer Demokratie so wichtige demokratische Willensbildung, Fehlanzeige, all dies geht, wenn man eine Stadt rein technokratisch regiert und verwaltet, nun Mal verloren.

    Und dann wundert man sich, dass die anstehenden Projekte zur Vollendung, die Stadtentwicklung nur sehr langsam, wenn überhaupt, in Gang kommen.

    Fazit: Eine Stadt sollte sich nicht nur darauf beschränken ihren Status Quo zu erhalten und zu verbessern, sie sollte sich auch in die Lage versetzen, etwas wirklich Neues (…) anzustoßen / hervorzubringen.

    In technokratisch regierten Städten, haben es Unternehmerinnen und Unternehmer immer sehr schwer, neue Ideen und Konzepte einzubringen. Weil etwas wirklich Neues (i. d. R.) nicht in eine Statistik bzw. in eine Erhebung (die auf den Status Quo ausgerichtet ist) passt.

    Was also tun?

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