Kreis-Linke: Mehr Engagement für ärztliche Versorgung gefordert

Ausreichend Arztpraxen in der Fläche sind nötig. (Foto: praxiscity.de)

Der Kreisvorstand der Linken Waldeck-Frankenberg greift in der folgenden Pressemitteilung ein grundsätzliches Problem auf, das bekanntlich nicht erst seit der Corona-Pandemie besteht. (red)

„Guten Tag – hier ist die Hausarztpraxis Dr. Sine Nomine, was kann ich für Sie tun?“….“….ja,Guten Tag – hier spricht Johannes Unbekannt – wir sind hier neu zugezogen und wollten fragen, ob wir – meine Frau und ich und unsere Kinder – bei Ihnen hausärztlich versorgt werden können; wir…“ „Oh, verzeihen Sie, dass ich Sie hier gleich unterbreche – aber wir können das aktuell leider nicht anbieten. Unsere Praxis ist schon jetzt vollkommen überlaufen – und Sie wissen ja, gute Medizin braucht Zeit … tut mir wirklich leid…auf Wiederhören…und – alles Gute!“

Tja, und was dann? Denn diese Antwort hören Anfragende in dieser Weise leider immer wieder, weil die beständig weniger werdenden Allgemeinarztpraxen jenseits der Mittelzentren häufig am absoluten Limit arbeiten und Neuaufnahmen einer ganzen Familie in der Regel ablehnen – ja, ablehnen müssen, wenn sie weiterhin eine vernünftige und verantwortliche Medizin anbieten wollen. Dabei ist die hausärztliche Versorgung in den Städten häufig noch ausreichend – aber in der Fläche konnten in den letzten Jahren viele Praxen, die aus Altersgründen aufgegeben wurden, nicht neu besetzt worden – und die Zahl derjenigen Ärzte, die bei einem Durchschnittsalter von ca. 55 Jahren in den kommenden Jahren einen Nachfolger suchen werden, liegt bei ca. 68 % – nach Erhebungen der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen in 2017. Die Linke fordert hier ein sehr viel größeres Engagement des Kreises und der Kommunen, in Zusammenarbeit mit den ärztlichen Dach- und Standesorganisationen, dringlich dafür zu sorgen, dass sich diese schon jetzt regional unterschiedlich dramatische Situation nicht noch weiter verschlechtert.
Die Linke regt an, die bereits eingerichtete Plattform „Landarzt werden.de“ intensiv zu fördern und mit ihrer Hilfe mit attraktiven Angeboten junge Kolleg*innen zu motivieren, sich auf dem Lande niederzulassen. Dies gilt in gleichem Sinne für sehr viele der speziellen Fachgebiete wie z.B. der Haut- oder Kinderheilkunde, der Augenheilkunde sowie der Neurologie.
Die Linke fordert darüber hinaus mit Nachdruck die Förderung und bessere personelle und finanzielle Ausstattung des öffentlichen Gesundheitswesens. Die Corona-Pandemie hat uns allen in erschreckender Weise und exemplarisch vor Augen geführt, in welche Not die beständige Kürzung der Ausgaben in diesem Bereich in den vergangenen Jahren diese für die Gesundheit der Gesellschaft so wichtige Einrichtung gebracht hat. Und wie wichtig eine angemessene personelle Ausstattung ist, hat sich in der mangelhaften Kontrolle bei dem Fleischproduzenten Wilke in Berndorf in aller Deutlichkeit gezeigt.
Die Linke setzt sich ein für den Erhalt der regionalen Krankenhäuser in öffentlicher Hand und steht einer Kooperation der Häuser unter Berücksichtigung und Gewichtung der jeweiligen fachlichen Schwerpunkte und gegebenen Falls deren Ausbau positiv gegenüber.
Daneben ist es nach Auffassung der Linken von größter Wichtigkeit, schon in den Schulen Zusammenhänge zwischen körperlicher und seelischer Gesundheit und einer gesunden Ernährung transparent zu machen. Im schulischen Currikulum sollte nach unserer Meinung dringlich ein solches Gesundheitsfach eingerichtet werden, in dem zugleich das Thema der Nachhaltigkeit, der Erhalt der Natur und der Biodiversität, der Artenvielfalt, thematisiert und transparent dargestellt werden könnte.

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