Weg frei für Heloponte II

Einmütige Entscheidung für „große Lösung“

Ob es nicht nur für Einheimische, sondern auch wieder für Touristen ein Magnet wird? (Foto: PR/Archiv)

Am gestrigen Montag (02.11.2020) machte die Stadtverordnetenversammlung – wenn auch mit einigen Extra-Runden – sozusagen Nägel mit Köpfen.
Zu Beginn der Diskussion hatte Bürgermeister Ralf Gutheil noch einmal eindringlich darum gebeten, nunmehr nach über zehnjähriger Diskussion den Grundsatzbeschluss zum Neubau des Heloponte zu fassen.
Der Magistrat hatte eine Vorlage in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht, die mehrere Varianten enthielt. Empfohlen wurde darin, die Variante „3 c“ zu beschließen. Sie umfasse das volle Programm der „Wünsche“ der Bürgerschaft, vermutete der Bürgermeister.
Das Konzept für das neue Heloponte umfasst nun:
– ein Sport-Schwimmerbecken
– ein Kombi-Becken mit Lehrschwimmbecken
– einen Eltern-Kind-Bereich
– ein Ganzjahres-Sole-Außenbecken
– eine Gastronomie
– eine Innen und Außensauna
– einen Naturschwimmteich
– einen Kinder-Wasserspiel-/Matschbereich mit Renaturierung der Sonder
– eine Sprunganlage im Sportbad
– eine Röhrenrutsche

Für diese Großanlage wird von den Planern ein Kostenrahmen von 28,6 bis 34,4 Millionen angegeben.
Herausgearbeitet wurden Analysen über die touristische Wirksamkeit für diverse Zielgruppen. Dies kommt auch den Besucherprognosen zugute. Pro Jahr werden 152.000 Besucher vorhergesagt. Bei den Eintrittspreisen ist ein erster Vorschlag Tageskarte Bad 8,00 Euro, 1,5 Stunden Bad 4,00 Euro, Tageskarte Sauna 17,50 Euro, Ermäßigungen und weitere Dauerkarten sind vorgesehen.
Auch für die schwierige Voraussage für ein zu erwartendes Defizit gibt es eine Aussage: diese Variante erfordert einen Zuschuss aus den städtischen Steuermitteln von 1,7 bis 1,8 Millionen Euro pro Jahr. Die Planer haben auch ein „Optimistisches Szenario“ berechnet. Wenn alles optimal läuft, kann das Defizit auf eine Größenordnung von 1,4 Millionen Euro gedrückt werden.
Die Stadtverordnetenversammlung diskutierte intensiv, sodass das Ende der Sitzungsdauer erreicht wurde und für die anderen Tagesordnungspunkte eine Fortsetzungssitzung am nächsten Montag festgelegt wurde.
Klaus Stützle (B90/Grüne) verirrte sich angesichts der großen Zahlen zunächst kurzzeitig in eine Diskussion über die Frage, ob es nicht auch eine deutlich abgespeckte Lösung tue. Nach Kritik von Walter Mombrei (SPD) ruderte er später wieder zurück.
Schon ausführlicher wurde über die Kritik der CDU-Fraktion debattiert. Vorsitzender Marc Vaupel verwies auf den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, in dem ein Bewirtschaftungskonzept gefordert wurde, um den Zuschussbedarf möglichst auf 1 Million Euro zu begrenzen. Bürgermeister Gutheil musste zugeben, dass dieses nicht mit beauftragt worden war. Die Planer verwiesen darauf, dass vor einem solchen Bewirtschaftungskonzept die Frage der Betriebsform zu klären sei. Dazu gebe es noch keine Aussage.
Alles in allem war aber deutlich zu spüren, dass die Stadtverordneten für weitere Verzögerungen kein Verständnis hatten. Immer drängender wurde der Wunsch nach einer Abstimmung. So schlug Stadtverordnetenvorsteher Dr. Schmal (CDU) – der entgegen der Geschäftsordnung als Versammlungsleiter eifrig mit zur Sache diskutierte, was prompt von Walter Mombrei (SPD) gerügt wurde – vor, jetzt den Grundsatzbeschluss zu fassen und das Bewirtschaftungskonzept bis zur Februar-Sitzung 2021 nachzureichen.
Die Stadtverordnetenversammlung beschloss sodann ohne Gegenstimmen, die Variante 3c („maximale Lösung“) zu bauen. Als nächsten Schritt kann nun die Verwaltung den Finanzierungsplan aktualisieren und den Architektenwettbewerb vorbereiten.

Hat Ihnen unser Artikel gefallen?

3 Kommentare

  1. Wenn wir ins Schwimmbad gehen sind wir meist im Korbacher Hallenbad, das hat alles was es braucht. Das Einzige was stört sind die unmotivierten Bademeister, ihr Sitzraum ist genau neben dem Sprungbecken, aber der Turm ist immer zu, weil das Personal zu sehr mit Kaffee Trinken beschäftigt ist.
    Das würde uns als Schwimmbad reichen, Freibad fehlt nur, aber Fritzlar ist nicht weit für Freibad.

    Hier im Nachbarort ist das Monte Mare in Obertshausen (Kreis Offenbach), die Planer sollten dort mal vorbei schauen, das ist ein richtiges Familienbad.

  2. Ich bin uraltes wildunger geschlecht, bin 74 jahre, dipl.ing. th darmstadt und habe weltweit viele grossprojekte durchgeführt. Lebe in südfrankreich schon sehr lange, habe aber immer noch einige freunde in b.w. Ich möchte aufgrund meiner grossen erfahrung zu euerem spassbad stellung nehmen.
    Betriebswirtschaftlicher unsinn, bauzeit 6 jahre, wenn alles gut geht, baukosten 50 mill. Jährlicher zuschuss 2,5 mill. Bis dahin ist die technik veraltet. Es geht auch weit günstiger, aber die abgeordneten brauchen es ja nicht bezahlen. Ich könnte noch mehr darüber schreiben. Das projekt ist für b.w. 10 nummern zu gross. Wo sollen die besucherzahlen herkommen? Wenn es in einem ballungszentrum wäre, kann ich es verstehen.
    Noch zu kurhaus ganz am anfang war ich bei h. zimmmermann vorstellig für einen grossinvestor. Ich wurde ausgelacht, abriss etc. Ich baute dann mit ihm in holland eine klinik ohne probleme. Es sind unglaubliche dinge, die in b.w. abgehen. Schlafen eigentlich die wildunger?
    Viele grüsse aus dem schönen südfrankreich.

  3. Zitat: „Als nächsten Schritt kann nun die Verwaltung den Finanzierungsplan aktualisieren und den Architektenwettbewerb vorbereiten.“

    Mein Eindruck an diesem Abend war ein anderer: Das Büro Constrata geht davon aus, dass es demnächst von der Stadt BW beauftragt wird, die Heloponte II-Variante 3c konkret umzusetzen.

    Verstärkt wurde mein Eindruck mit der Aussage (von Constrata), das bis zu einem gewissen Zeitpunkt (X) der Planung, natürlich noch Ideen in die Planung einfließen können – und kleinere Veränderungen noch möglich sind.

    Ich kann der Stadt nur dringend raten nicht auf einen (Architekten-) Wettbewerb zu verzichten.

    Denn das was hier als hoch attraktive und innovative maritime Anlage vorgestellt wurde, so schön wie das auch immer auf dem Papier rüberkommt, weißt (einige) gravierende Fehler (…), Mängel (…) und Vernachlässigungen (…) auf.

    Fehler, Mängel und Vernachlässigungen, die der Attraktivität, den betrieblichen Ablauf, somit dem langfristigen Erfolg – der Wirtschaftlichkeit, schaden können. So wurden maritime Freizeitanlagen in den 80ziger und 90ziger Jahren geplant und gebaut – wo viele der heutigen Probleme noch nicht so gegenwärtig waren.

    Wenn es hier zu keinem Wettbewerb kommen sollte, dann wird die Stadt nie erfahren, was sie für ihre 34 Millionen € Baukosten, und bis zu 1,7 Millionen jährlichen Zuschüssen, tatsächlich bekommen könnte.

    Für mich ist das unbegreiflich, nun hat man mehr als 10 Jahre darum geeiert, und jetzt soll alles ganz schnell gehen – ohne zu erfahren, was für ein hoch attraktives und höchst wirtschaftliches „Heloponte II“ man mit dem heutigen Wissen und Können bekommen könnte.

Kommentare sind deaktiviert.