Ralf Blümer, Leiter des städtischen Bauhofes, teilt mit, dass die meisten Flächen im städtischen Gebiet jetzt gemäht sind und die Flächen, die jetzt noch nicht gemäht wurden, extensiv gepflegt werden. Das bedeute, dass diese Flächen bewusst nicht gemäht werden, also nicht etwa vergessen wurden, um so die Insektenvielfalt zu stärken. Bürgermeister Ralf Gutheil begrüßt diese extensive Mahd, denn sie ist ein wichtiger Teil der zweiten Phase des Labelingverfahrens „Stadtgrün naturnah“, in dem sich die Stadt Bad Wildungen seit Sommer letzten Jahres befindet. „Die Maßnahmen-Planung, die zum Labeling-Verfahren gehört, geht nun in die Umsetzung“, so Hans-Jürgen Kramer, Stadt Bad Wildungen.
Hintergrund: Bad Wildungen ist nach einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung quasi Gründungsmitglied im Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ (Biodiversität-Bündnis) seit 2013 und wurde unter bundesweit 15 Kommunen für die Teilnahme am Labeling-Verfahren „Stadtgrün naturnah“ ausgewählt. (Wir hatten am 8. Januar 2019 dazu berichtet.)
Man unterschätze die Bedeutung dieser städtischen Mitteilung nicht! Denn vermutlich haben Sie’s dieser Tage auch gehört. Ganztags pralle Sonne, viel Freizeit auch durch Corona-Maßnahmen, die Gänseblümchen und der Löwenzahn wagen sich, den kaum gewachsenen Rasen ums Haus zu verunzieren. Und schon dröhnen triumphierend die Rasenmäher um die Wette. Weg mit den störenden Blühpflanzen! Naturfreunde kriegen die Krise.
Wir leben in lauter Krisen. Aktuell verdrängt die Corona-Krise mit ihrer impertinenten Medienpräsenz alle anderen. Zaghaft erinnern inzwischen Leserbriefschreiber und einige furchtlose Demonstranten an die immer noch ununterbrochene Klima-Erwärmung, in deren Gefolge bereits eine weitere weltweite Migrationsbewegung vorhergesagt wird. Ob mit dem Klimawandel auch die Insektenkrise, also der Schwund von etwa 80 Prozent der Insekten und damit der von ihnen lebenden Singvögel zusammenhängt, ist noch nicht gesichert.
Menschheitsgeschichtlich ist es wirklich noch nicht so lange her, dass der englische Rasen der dortigen Schlossparks und Golfplätze zum Vorbild für hiesige Grünflächen wurde, privat wie öffentlich. Dankbar übernahmen findige Ingenieure in diversen Fabriken die Aufgabe, effektive Rasenmäher zu entwickeln. Gerne nutzen auch kommunale Grünflächen-Pfleger solche Maschinen.
Und so kündet das sonore Brummen allerorten davon, dass da mal wieder menschliche Ordnung geschaffen wird. Weil die jedoch das Artensterben beschleunigt ist es nötig, Grünflächen möglichst nur zweimal im Jahr zu mähen. Das ist dann die „extensive Mahd“, also keine Schlamperei sondern effektiver Naturschutz, über den man sich nur freuen kann.
PS.: Die privaten Eigentümer von Rasenmähern könnten diesem Vorbild ja nacheifern und ihn mutig öfter mal im Schuppen stehen lassen.