Haus Oestreich – die endlose Geschichte geht weiter

Fortsetzung folgt.

Am Ringen um die Zukunft des Hauses Oestreich beteiligten sich nicht nur Kommunalpolitiker. (Foto: M. Zimmermann/Archiv)

Eigentlich ist alles bereit für den Verkauf des Hauses Oestreich: Ein rechtssicheres Verfahren wurde umgesetzt, es haben sich mehrere Kaufinteressenten beworben und es gab zwei Bewerber, die die Anforderungen erfüllt hatten. Jetzt müsste nur der Kaufvertrag mit dem Meistbietenden unterzeichnet werden.

Doch nein, kurz vor Toreschluss tritt ein weiterer Interessent auf, der aber noch keinen Kaufpreis nennen kann. So beschloss der Planungsausschuss im Mai 2018, diesem auch eine Chance zu geben, weil dessen Konzept so schön wäre. Daher sollte die Stadtverordnetenversammlung im Mai und im Juni noch nicht über den Kauf beschließen.

Nach der letzten Tagung des Planungsausschusses im Mai sollte der neue Bewerber sein Konzept weiterentwickeln, damit auch er einen Kaufpreis nennen könnte. So waren die Erwartungen hoch an den Sachstandsbericht zum Haus Oestreich. Groß war das Erstaunen, als der Kämmerer jedoch verkündete, er habe dem Interessenten mitgeteilt, dass es damit keine Eile hätte, weil sich die Politik erst einmal entscheiden müsse. Eine Entscheidung anhand eines Kaufpreises konnte also nicht erfolgen.

Ebenfalls in der Maisitzung wurde die Verwaltung gebeten, noch einmal ein rechtssicheres Vorgehen darzustellen, in dem nicht an den Meistbietenden verkauft werden müsste. Wie zu erwarten war, ist hierzu laut Bauamt der Abbruch des laufenden Verfahrens und das Aufsetzen eines erneuten Bieter-Wettbewerbs mit definierten Bedingungen nötig. Genau so ein Verfahren war bereits vor knapp 2 Jahren nach langem Hin und Her und Einschaltung diverser Rechsberater auf den Weg gebracht worden – ohne Ergebnis. Wir erinnern uns – in der Runde davor hatte der Bürgermeister dem von den Stadtverordneten beschlossenen Verkauf an einen Wildunger Käufer aus vorgeblich rechtlichen Gründen widersprochen. Diese angeblich rechtlichen Gründe erwiesen sich allerdings später als nicht haltbar, jedoch ohne Konsequenzen – der Kaufinteressent hatte da bereits die Nase voll vom unguten Spiel.

Die Wogen schlugen gestern hoch zwischen denen, die nun endlich eine Lösung herbeiführen und den Verkauf abschließen wollten, und jenen, die die bessere Lösung für die Stadt stattdessen bei dem neuen Interessenten sehen. In der anschließenden Abstimmung ging es 4:3 dafür aus, den aktuellen Verkauf an den Meistbietenden abzubrechen und statt dessen einen neuen Bieterwettbewerb mit vorgegebenen Bedingungen auf den Weg zu bringen. Wenn die Stadtverordnetenversammlung im August diesem Vorschlag folgt, würde die nunmehr fünfte Runde eingeläutet für einen einfachen Hausverkauf. Es kam auch schon die Idee für Runde sechs hervor: Die Stadt entwickelt die Immobilie selbst so, wie sie sie haben will. Wenn sich die Politik denn einigen könnte…

Wir meinen: Bemerkenswert ist, dass den Stadtverordneten beim Haus Oestreich der mögliche, aber noch nicht sichere Effekt auf die Stadtentwicklung wichtiger ist als endlich mal zum Abschluss eines lange angestrebten Grundstücksverkaufs zu kommen. Die gleiche Überlegung würde man sich bei der Entscheidung bezüglich des Kurhausgeländes auch wünschen! Also, wenn schon Mut für die Verlängerung, dann aber bitte in beiden Fällen!

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2 Kommentare

  1. Die Artikel zu Haus Oestreich, Kurhaus und Schlammlawinen sollten nicht zu dicht nebeneinander platziert werden. Man kommt da auf die seltsamsten Assoziationen.

  2. Der mögliche Effekt für die Stadtentwicklung ist definitv wichtiger als der Kaufpreis.
    Was nutzt der beste Kaufpreis, wenn dann nachher an signifikanter Stelle der Stadt ein Gebäude errichet oder in einem nicht passenden Stil saniert wird, das zwar den Vorgaben des Bebauungsplans entspricht, aber nicht im Geringsten in das Ensemble passt?
    Natürlich muss diese Überlegung auch für das Kurhausareal entscheidend sein!
    Umso unverständlicher die Meinung einiger Stadtverordneter, die selbst Kurhaus und Heloponte seit Jahren haben verfallen lassen, ohne eigene Initiativen zu entwickeln und die nun drängen, dass ihre Fehler aus der Vergangenheit durch größere Gegenwartsfehler überlagert werden.
    Wie hat ein Stadtverordneter so schön und treffend bemerkt: Man hat sich über 5 Jahre mit Haus Oestreich befast, da kommt es jetzt auf 5 Monate nicht mehr an.
    Wer jetzt „endlich mal die Kuh vom Eis bringen will“ beweist nur, dass er selbst ein schlechtes Gewissen bezüglich des Vorgangs hat.

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