Liebe Leserinnen und Leser,
nun hat auch die FDP ihren Kandidaten einstimmig benannt: Bürgermeister Volker Zimmermann. Die Redaktion präsentiert Ihnen heute den Amtsinhaber auf Grundlage seiner Pressevorstellung in der WLZ vom 6. 10. 2017.
Erkennbare Stärken:
- Volker Zimmermann ist gebürtiger Wildunger und wohnt auch in der Badestadt.
- Nach inzwischen zwei Amtszeiten ist das Rathaus sein zweites Zuhause.
- Er traut sich Geduld und Beharrlichkeit zu, um „dicke Bretter zu bohren“.
- Mit seinem umfangreichen Programm („Agenda“) könnte er die Wähler beeindrucken.
- Als Vorsitzender des Hessischen Heilbäderverbandes will er die Kur als Marke stärken.
- Für die Tourismus-Vermarktung der Badestadt konzipiert er für 2018 eine gemeinsame Organisation mit Fritzlar, Edertal, Waldeck und Vöhl.
- Die Sorgen und Schwierigkeiten der Bürger in den Ortsteilen in Bezug auf Internet-Zugang und erforderlichen Tempo-30-Zonen kennt er.
- Bei seinem Widerstand gegen die Bebauung des Grundstücks Brunnenallee 1 nimmt er viele Bürgerbedenken auf.
Bemerkte Schwächen:
- Sein sehr angespanntes Verhältnis zu den Stadtverordnetenfraktionen von SPD und CDU. Es bleibt allerdings unbegreiflich, woher der Amtsinhaber die Zuversicht nimmt, dass er Mehrheiten für seine Pläne in der Stadtverordnetenversammlung schaffen kann. Denn zwischenzeitlich haben CDU, SPD, FWG und WfW durch eigene Kandidaten dokumentiert, dass ein weiter so mit diesem Bürgermeister nicht gewünscht wird. Eventuell gibt es da noch weitere Überraschungen.
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Bezüglich der Fraktionen von CDU und der SPD vertritt der Amtsinhaber die Meinung, dass sich deren Mitglieder in bestimmte Positionen drücken lassen würden. Damit unterstellt er, diese Mitglieder seien Manövriermasse ohne eigenes Profil. Wie das eine Grundlage für Zusammenarbeit sein soll, ist sehr fraglich.
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Mit dem von ihm bei diesen Parteien erwarteten „Generationenwechsel“ hofft Herr Zimmermann, dass sich Positionen in Bezug auf bisherige Streitthemen ändern. Das erweckt eher den Eindruck von Hilflosigkeit. Möglicherweise muss er da lange warten.
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Der Amtsinhaber glaubt, dann Bebauungspläne in seiner dritten Amtszeit dahingehend ändern zu können, dass das alte Molkereigebäude an der Itzelstraße zugunsten des Herkulesmarktes beseitigt wird. Das widerspräche allerdings der Rechtslage, die die Stadtverordnetenversammlung durch ihre Beschlüsse geschaffen hat.
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Auf dem Kurhaus-Areal, meint er, sei für die Stärkung von Gesundheit ein neues Hotel am besten. Folglich nimmt er ohne Not den Komplettabriss des Kurhauses in Kauf.
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Die zusätzlich notwendigen Kita-Angebote will er nun doch freien Trägern überlassen, nachdem er bislang ganz anderer Auffassung war und ein großes Durcheinander angerichtet hat.
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Die Idee eines freiwilligen Polizeidienstes im Stadtgebiet fasziniert ihn immer noch. Er glaubt, damit das „Sicherheitsgefühl der Bürger erhöhen“ zu können. Dies könnte aber trügerisch sein und im Vorfeld viel kreative Kräfte für eine letztlich erfolglose Symbolpolitik binden.
Als Herr Zimmermann erstmalig zur Wahl antrat hatte viele Bürger in Bad Wildungen große Hoffnung auf eine aktive Stadtentwicklung.
Herr Zimmermann war vor der Wahl immer wieder kritisch mit der Stadtpolitik umgegangen, nun hatte er selbst die Möglichkeit, die Geschicke der Stadt in die Hand zu nehmen. Leider wurden die Hoffnungen nicht erfüllt. Im Gegenteil, zukunftsträchtige Einrichtungen wie die Wirtschaftsförderungsgesellschaft WIN oder die Berufsakademie Nordhessen wurden liquidiert und das neue Kurhaus stillgelegt.
Nach seiner ersten Periode als Bürgermeister trat Herr Zimmermann zum zweiten Mal an und gewann wieder die Wahl. Auch in seiner zweiten Periode gelang es dem Bürgermeister nicht, Impulse für die Stadt zu geben. Durch seine Taktik des Abwartens und Schiebens nährte er immer wieder das Konfliktpotential in der Stadt. Ob Einzelhandelsgutachten, Heloponte oder Eisbahn, von einem rührigen und innovativen Bürgermeister fehlte jede Spur.
Nun stehen wir wieder vor einer Bürgermeisterwahl. Dieses Mal jedoch mit verschiedenen Kandidaten der im Parlament sitzenden Parteien. Dabei sind interessante Bewerber, die durchaus in der Lage sind, die für die Stadtentwicklung so verkrusteten Strukturen mit neuem Leben und neuen Ideen in eine erfolgversprechende Richtung zu lenken.
Vom alten Bürgermeister, der für die Wildunger Situation seit zwei Perioden verantwortlich ist, ist kein Kurzwechsel zu erwarten. Zu verhärtet sind die Fronten. Personalpolitisch verfügt der amtierende Bürgermeister über keine glückliche Hand, erst letzte Ereignisse machen das wieder deutlich. Der beschämende Umgang mit der ehemaligen Wirtschaftsförderin folgten immer wieder umstrittene Personalentscheidungen.
Die gewaltigen Aufgaben der Zukunft, die auf Bad Wildungen zukommen sind nur mit Diplomatie, Teamgeist und strategischen Vorgehen zu bewältigen. Ob das vom Kandidaten Zimmermann geleistet werden kann, dürfte jeder Wähler aus dem bisher erreichten ablesen können.
Diese Wahl dürfte für die Stadt Bad Wildungen als durchaus schicksalhaft bezeichnet werden,
• entweder es geht um weiter so
• oder wir brechen zu neuen Ufern auf!