Das Wort zum Donnerstag (17.02.2022)

Sternzeichen Wassermann. Grafik: (c) shop.azoo.co

Guten Tag, liebe Leserinnen, liebe Leser! Möchten sie auch mal wieder etwas undramatisches lesen? Etwas ohne Corona-Bezug? Etwas ohne Angstmache? Ohne Ukraine- oder Weltkrieg-3-Gefasel? Oder ohne Klage über Politiker? Na, was käme denn da infrage? Vielleicht ein ganz persönliches Thema, das etwa ein 365-stel der Menschheit betrifft. Denn jeder hat an einem Tag des Jahres Geburtstag. Nur jene, die ausgerechnet im Schaltjahr am 29. Februar ihr Wiegenfest feiern können, haben da ein Problem. Aber auch die kämpfen mit Schwierigkeiten, denen ihr genaues Geburtsdatum eigentlich unbekannt ist, weil es nicht als wichtig angesehen wurde.

Wer in diesen Tagen Geburtstag hat ist – na? – richtig: Wassermann, gegendert, wenn gewünscht: „Wasserfrau“. Sternzeichen nennt man das. Haben vor zirka 6000 Jahren nicht nur Chinesen, sondern auch im Zweistromland Babylonier erfunden. Zwölf Sternbilder in Milliarden Kilometern Entfernung bestimmen Charaktere und Leben der Menschen, abhängig vom Geburtsdatum, am besten noch mit genauer Uhrzeit und dem Aszendenten.

Zurück zu den Unwissenden. Der aus Syrien zu uns gekommene Autor Rafik Shami beschreibt auf sehr amüsante Weise in einer Kurzgeschichte mit dem Titel „Mein Sternzeichen ist der Regenbogen“, wie der in Damaskus lebende jugendliche Erzähler wegen einer Frage seiner geliebten Freundin nach seinem Geburtsdatum forscht, weil im arabisch geprägten Damaskus Geburtstage eigentlich keine Rolle spielten. Wie das im Familienbuch eingetragene offizielle Datum zustande kam ist nicht nur zwischen den Eltern strittig, sondern auch unter der weiteren Verwandtschaft, die mit ihren abwechslungsreichen Erinnerungen teils mehrere Monate auseinanderliegen.

Bis der studierte Onkel Amin zu Wort kommt und erklärt: Warum in aller Welt willst du deinen Geburtstag wissen? Sei doch vernünftig! Wenn man seinen Geburtstag kennt, wird man nur älter. Und nach Erinnerungen an die durch Gefängnisaufenthalt verhinderte große Liebe: Geburtstag, Geburtstag! Wie leichtfertig zu glauben, dass unsere Geburt unser Leben beeinflusst. Wenn etwas uns und unser Leben bestimmt, so ist es der Tod und nicht die Geburt, mein Junge. (…) Der Geburtstag ist der erste Schritt zum Tod.

Es ist erstaunlich, wie Rafik Shami schließlich die skurrile Auseinandersetzung um den Geburtstag und die Bedeutung des Sternzeichens humorvoll beendet. Eigentlich war sie unnötig, merkt der und die Lesende.

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1 Kommentar

  1. Einwand: Ohne die Sonne gäbe es unser Leben nicht, das Gravitationsfeld des Mondes bestimmt die Gezeiten, hat Einfluss auf die Menstruationszyklus der Frauen und das Pflanzenwachstum. Ich verstehe es so, dass die entfernteren Planeten Symbole für unser (Innen)-Leben sind, Hinweise zu unserem Charakter und damit auch zu unserem Schicksal geben. Astrologie verstehe ich als eine Annäherung an die Geheimnisse unseres Lebens; ihr Verhältnis zu unserer erlebten Wirklichkeit sehe ich wie die Landkarte zum Land.

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