Bad Wildungen: Ohne Schlachthof, aber mit Perspektive

aus dem Finanzausschuss der Stadtverordnetenversammlung:

Der zur Zeit außer Betrieb befindliche Schlachthof in Bad Wildungen. (Foto: M. Zimmermann/Archiv)

Landrat Dr. Kubat kündigt neues Großprojekt für den Bildungsstandort Bad Wildungen an.

Im Finanzausschuss stand am gestrigen Donnerstag (02.07.20) die Frage nach der Zukunft des Schlachthofs auf der Tagesordnung. Ausschussvorsitzender Simshäuser (CDU) begrüßte dazu Landrat Dr. Reinhard Kubat.
Zunächst erläuterte er die Vorgeschichte des aktuell stillgelegten Schlachthofes. Ein vorgelegtes Sanierungsgutachten ergab einen Finanzbedarf von 1,6 Mio. Euro. In der Aussprache wurde schnell deutlich, dass weder vom Landkreis noch von der Stadt Bereitschaft signalisiert werden konnte, den Schlachthof mit diesem Finanzaufwand zu sanieren. Private Betreiber seien dazu nicht in der Lage und die Kunden hätten sich bereits andere Schlachtstätten gesucht. Bürgermeister Gutheil: „Es gibt zur Zeit keinen aktuellen Bedarf für eine Schlachtstätte in Bad Wildungen.“ Landrat Dr. Kubat bekräftigte: „Wir haben uns final vom Schlachthof verabschiedet.“

Damit war das Thema aber noch nicht beendet. Überraschend berichtete Dr. Kubat von weitergehenden Überlegungen: Der Berufsschulstandort Hans-Viessmann-Schule in der Stresemannstraße steht offenbar zur Disposition. Es gibt großen Sanierungsbedarf an diesem beengten Schulstandort, was zu neuen Überlegungen geführt hat. Kubat berichtete von Neubauplänen für den Berufsschulstandort. Dies werde erleichtert durch eine Kooperation mit der Asklepios-Stadtklinik, die ihre Krankenpflegeschule neu bauen wolle. Kubat: „Die Gespräche sind bereits weit gediehen. Der gemeinsame Neubau könne sehr gut auf dem Schlachthofgelände mit 1,5 ha Fläche entstehen. Das Investitionsvolumen würde ca. 20 Mio. Euro umfassen und wir gehen von einer Kostenteilung mit Asklepios aus. Das wäre auch eine gute Investition in die Badestadt als Gesundheitsstandort.“

Abschließend sagte Bürgermeister Gutheil, dass er sich freuen würde, wenn die Stadt der Idee des Landkreises folgen würde und ein wichtiges Signal für die Weiterentwicklung der Stadt gesetzt würde. Ausschussvorsitzender Simshäuser (CDU) fasste zusammen: „Wir haben heute hier keinen Beschluss zu fassen, aber als Signal könne man sagen, wir gehen den Weg mit.“

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1 Kommentar

  1. So ganz reibungslos ging es offenbar am vergangenen Donnerstag im Wildunger Finanzausschuss beim Thema „endgültige Schließung des Schlachthofes“ nicht zu.
    Die Freien Wähler hatten sich schon zuvor für die Erhaltung des Schlachthofes stark gemacht. Fraktionsvorsitzender Dr. Hans Schultheis wurde gegenüber Landrat Dr. Kubat deutlich: „Das ist enttäuschend. Die Erhaltung von dezentralen Standorten ist wichtig. Mir fehlt es hier am guten Willen. Es ist der leichteste Weg, den Standort einfach aufzugeben. Wir hätten uns mehr Einsatz versprochen.“ Da kann man ihm angesichts der aktuellen Skandale um mehrere bundesdeutsche Fleischfabriken nur zustimmen.
    Als Ralf Lock (SPD) den Landrat fragte, ob mit heimischen Landwirten oder dem Kreisbauernverband gesprochen worden sei, verneinte dieser. Dazu passt eine Meldung in der Lokalpresse über eine Bioland-Regionalgruppe Korbach. Die heimischen Bio-Bauern im Kreis fordern einen regionalen Schlachthof, der von einer Erzeugergemeinschaft betrieben wird, und verlangen von der Politik, Verantwortung zu übernehmen (WLZ vom 4. Juli 2020). Davon war allerdings am Donnerstag nichts zu merken. Hat der Landrat hier nicht die Gelegenheit zu einem Angebot an die Bio-Bauern verpasst?
    Ob eine Agrarwende hin zu mehr Tierwohl durch eine solche kommunalpolitische Kurzsichtigkeit gelingen kann? Insbesondere dann, wenn Kommunalpolitiker derartige Ansichten äußern: „Wir sollten nicht Fantasien nachjagen“ sagte Walter Mombrei (SPD), oder „Wir müssen uns von Illusionen verabschieden“, so Dr. Edgar Schmal, (CDU). Mehr Mut bitte, verehrte Damen und Herren!

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