Verirrungen im Wörterlabyrinth: „positiv“

Und wie finden Sie das? (c) de.dreamstime.com

Haben Sie es auch gemerkt? Seit neuestem, genauer gesagt eigentlich schon seit März dieses Jahres, wurden wir, also das gemeine Volk, immer mehr daran gewöhnt, die übliche sprachliche Logik zu vernachlässigen, ja geradezu zu missachten. Da waren wir doch von klein auf darauf gedrillt, eine schlechte Nachricht negativ und eine gute positiv einzuordnen. Später lernten wir dann auf den Kontoauszügen, dass ein Plus-Zeichen einen Geldzufluss, folglich etwas Positives, dagegen ein Minus-Zeichen eine Abbuchung bedeutet, die für den Kontostand eben negativ ist. Ja, und wer hätte das gedacht: Für „positiv“ gibt es im Deutschen angeblich sogar 629 gleichbedeutende Wörter, sogenannte Synonyme. Kann man ja googeln.

Nun wurde unser Sprachgebrauch von den Medizinern durch die Corona-Tests pandemisiert, weil für sie ein Testergebnis immer positiv ist, wenn es für den Patienten negativ ist. Wie soll man denn jetzt auf die Frage „Wie fühlst du dich?“ antworten, wenn man sich wohlfühlt? Dann empfiehlt sich „Ich bin negativ!“ Dazu müsste als Gegenteil jetzt das Wörtchen „MIES“ herhalten. Oder was?

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