Das Wort zum Donnerstag: Zeit

Heutzutage wird alles ferngesteuert. (Foto: M. Zimmermann)

Am kommenden Sonntag, dem 27.10.2019, bekommen wir um 3:00 Uhr eine Stunde mehr Zeit: „Die Uhr wird dann um eine Stunde zurückgestellt, die Nacht ist also eine Stunde länger‘. Dabei findet der Wechsel von der Sommerzeit in die Winterzeit statt.“ So steht es auf der Webseite <zeitumstellung.de>.

Hier handelt es sich allerdings um eine Mischung aus sachlicher Information und (neudeutsch) Fakenews. Denn zwar können die meisten von uns eine Stunde länger schlafen – wenn sie es denn einfach so können. Der körpereigene Rhythmus ist ja doch keine Maschine, bei der sich mir nix dir nix der Schalter umlegen ließe. Andererseits wird mit „Winterzeit“ schon wieder ein Begriff benutzt, der schlichtweg falsch ist, weil wir dann nämlich endlich die Normalzeit – Mitteleuropäische Zeit – MEZ haben, die auch den natürlichen Gegebenheiten entspricht. Das EU-Parlament soll sich ja in der gerade begonnenen Legislaturperiode um die Abschaffung der Zeitumstellung kümmern. Bleibt noch die Frage, ob dann auf Dauer MEZ oder MESZ gelten soll. Für diese Diskussion werden sich die Abgeordneten viel Zeit nehmen müssen.

„Nimm dir Zeit und nicht das Leben!“ Vor Jahrzehnten klebte dieser Spruch hinten auf vielen Autos, als Mahnung vor riskanten Überholmanövern. Ob’s genutzt hat ist ungewiss. Jetzt bekommen wir also eine Stunde Zeit mehr. Da bietet es sich doch an, über dieses Phänomen etwas nachzudenken. Das haben Menschen seit jeher schon getan. Doch Vorsicht ist geboten: Schnell (!) könnte man sich in einem Labyrinth von Erklärungen und Definitionsversuchen von Philosophen, Literaten und Naturwissenschaftlern befinden. Unsere Alltagserfahrungen fasste der Klassiker Friedrich Schiller gekonnt so zusammen:

„Dreifach ist der Schritt der Zeit: Zögernd kommt die Zukunft hergezogen, pfeilschnell ist das Jetzt entflogen, ewig still steht die Vergangenheit.“ (Sprüche des Confuzius)

Der unnachahmliche Wilhelm Busch machte es populärer: „Eins, zwei, drei im Sauseschritt eilt die Zeit – wir eilen mit.“ Was ihm wohl heutzutage, etwa 150 Jahre später, zur Zeitumstellung eingefallen wäre? Sicher ein spöttisches Gedicht.

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