Fritzlar/Anraff: Eine Meisterin der Parodien und Verwandlungen

Romy Hildebrandt im Fritzlarer Café Hahn

Romy Hildebrandt als Marie Endlich aus Berlin. (Fotos: Fritschi)

Wer bei den vorangegangenen beiden Vorstellungen „Notenkopf“ Hildebrandt/Lehmann im ausverkauften Auszeittheater zu kurz kam, konnte am Samstag Romy Hildebrandts Soloprogramm „Damenwahl“ in fast familiären Rahmen des gut gefüllten Café Hahn in Fritzlar genießen.
Nur kurze Momente genügten ihr, sich auf offener Bühne mit Hilfe weniger Requisiten zu verwandeln. Sie schlüpfte in vier Frauenrollen, die unterschiedlicher nicht sein können, und führte das Publikum treffsicher durch deren Alltag. Mathilde Rundlich aus Hamburg, Ottilie Schädlich aus Dresden, Marie Endlich aus Berlin und Romy Hildebrandt aus Anraff.
In der Rolle von Ottilie, einer waschechten Sächsin, die sich in der neuen bunten Republik nicht allzu wohl fühlt, da sie aufgrund des sächsischen Dialekts sich mancher Belustigung und Schmach ausgesetzt fühlt und lieber in ihre angestammte Heimat zurückkehren möchte, stellt sie die Frage „Sind wir nicht alle irgendwie Sachsen? Im 9. Jahrhundert gehörte doch auch der nordwestliche Teil Hessens zum altsächsischen Sprachraum.“
Die gebürtige Mecklenburgerin setzte noch eins drauf und gab Nachhilfe in sächsischer Sprache: „De weeschn besieschn de hardn“ heißt: Die „weichen“ (Konsonanten) besiegen die „harten“. Der Sachse spricht das T wie ein D aus.“ Die Erheiterung im Publikum blieb nicht aus.

Romy Hildebrandt faszinierte und begeisterte Ihr Publikum mit tiefsinnigem Wortspiel und Wortwitz und glänzte mit professionellen Gesangseinlagen. Ihre Analogien und Aphorismen hatten es in sich.
Nach frenetischen Beifallsbekundungen am Schluss des Programms, musste Romy noch zwei musikalische Einlagen mit exzellenten Umdichtungen nachlegen. „Kleine Dosen aus Arsen“ in Analogie zu „Weiße Rosen aus Athen“ von Nana Mouskouri und eine „kalendarische Erzählung über die Gebrechen des Älterwerdens“: „Der Zeh dud mir im my way“(Mai weh) nach dem Song von Frank Sinatra. Beide Parodien stammen aus der Feder Ihres Bühnenpartners Jörg Lehmann aus Dresden.

Peter Fritschi

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