Stellungnahme des NABU Waldeck-Frankenberg zum geplanten Wohnmobilstellplatz am Edersee/Rehbach

Blick vom angrenzenden Parkplatz auf einen Teil der Rehbachwiesen.

Geplant sind am Rehbach bei Hemfurth/Edersee 145 Stellplätze und ein Sanitärgebäude.

Der Bereich der Rehbachwiesen weist den größten zusammenhängenden Grünlandkomplex im Bereich der Gemeinde Edertal auf. Durch die relativ feuchten Wiesen ist er ökologisch wertvoll. Das soll exemplarisch für die Nahrungshabitate einiger Vogelarten aufgezeigt werden:
– ein Rotmilan- und drei Schwarzmilanbrutpaare im Wildtierpark Edersee
– ein Rotmilanbrutpaar im benachbarten Nationalpark
– eine benachbarte Graureiherkolonie
– Jagdrevier eines Uhupaares
– eine Dohlen-Kolonie am Eschelberg

Die Rehbachwiesen sind bereits geschädigt durch
– Grünlandumbruch (siehe unten!)
– den unzureichend in die Landschaft eingebundenen Parkplatz für den
Baumkronenpfad
– die Zerschneidung der Wiesen durch den Rundweg des Baumkronenpfades.
Eine weitere Schädigung ist nicht vertretbar, insbesondere auf folgendem Hintergrund:
– Der Nationalpark benötigt ein intaktes ökologisches Umfeld, da es vielfältige
Wechselbeziehungen zwischen beiden Bereichen gibt.
Dieser Sachverhalt ist Schwerpunktthema der NABU-Ausstellung im
Buchenhaus.
– Der Wildtierpark Edersee und der Baumkronenpfad sollten als Umwelt-
Bildungseinrichtungen ein ökologisch intaktes Umfeld mit einem nicht
geschädigten Landschaftsbild aufweisen. Außerdem gehört das Gebiet zu dem
Kernbereich des Naturparks, der den Besuchern eine Vorbildlandschaft bieten
sollte.

Die negativen ökologischen Folgen des Wohnmobilstellplatzes beziehen sich keineswegs nur auf die Fläche der Stellplätze, sie entfalten auch erhebliche Auswirkungen auf das Umfeld:
– Die Nahrung suchenden Vogelarten haben eine Fluchtdistanz von 100 bis 200
Metern.
– Der Stellplatz führt auch zu einer im Vergleich zum jetzigen Zustand
deutlichen Zunahme der Störungen am unmittelbar benachbarten
ökologisch wertvollen Teich der Rehbachbucht als Lebensraum von
Wasservögeln und Amphibien.
Im Herbst 2016 wurde hier eine nächtliche Kranich-Rast beobachtet.

Im Flächennutzungsplan der Gemeinde Edertal ist die Fläche als Teil eines „Biotopkomplexes“ dargestellt. Der Bereich soll als „Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft“ weiter entwickelt werden. Die vorgesehene Nutzung eines Teilbereichs für einen Wohnmobilstellplatz steht im eklatanten Widerspruch zu dieser Darstellung.
Auch der Landschaftsplan der Gemeinde Edertal führt das „Grünland östlich von Rehbach“ als wichtigen Biotopkomplex (BK 35) auf:
„Dieser Komplex setzt sich aus Wiesen, dem Reh-Bach mit Erlensaum, einzelnen Hecken und angrenzendem Waldsaum zusammen. Er dient als Rast- und Nahrungshabitat von Rotmilan (Milvus milvus) und Graureiher (Ardea cinerea) sowie als Winterquartier des Raubwürgers (Lanius excubitor). Maßname: Erhalt des Grünlandes.“
Bei dem Ackerland im Planungsbereich des Wohnmobilstellplatzes handelt es sich um ehemaliges Grünland, das im Gegensatz zu der Zielsetzung des Landschaftsplans umgebrochen wurde.

Der geplante Wohnmobilstellplatz ist auch in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Zusammen mit dem Wohnmobilstellplatz an der Halbinsel Scheid und den im Bereich des ehemaligen Ederseeheims geplanten Ferienhäusern führt er zu einem weiteren Ausverkauf der Landschaft am Edersee und damit langfristig zu einer Schädigung des wertvollen Natur-Kapitals für den Tourismus.

Für den gesamten Edersee-Bereich fehlt ein Gesamtkonzept für die künftige Entwicklung. Unkoordinierte Einzelprojekte stehen in Widerspruch zu einer geordneten und naturverträglichen Entwicklung im Naturpark Kellerwald-Edersee.

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