Stirbt die Biene, stirbt der Mensch

Von Peter Fritschi

Georg Przygodda bringt es zu Beginn unseres Gesprächs auf den Punkt. Seine These stellt er sogleich in einen globalen ökologischen Gesamtzusammenhang. „Alles hängt mit Allem zusammen“ und „. stirbt die Biene, hat der Mensch noch 4-5 Jahre Überlebenschancen“ so Georg. Georg ist in 5. Generation mit Leib und Seele Imker. In Ostpreußen, im heutigen Polen geboren, als 16jähriger Spätaussiedler mit seinen Eltern 1971 über das Aufnahmelager Friedland zunächst nach Basdorf und im späteren Verlauf in Marienhagen gestrandet. Zuvor hatte die Familie 35 erfolglose Ausreiseanträge gestellt. Im Reisegepäck befanden sich 7 Bienenvölker, denen sie in Ihrem Garten ein schönes Plätzchen eingeräumt hatten. Die Familie selbst musste bis zur Fertigstellung ihres Hauses auf 18m² Wohnfläche im Keller hausen. Der Vater, von Beruf Maurer, errichtete das Haus, in dem die Familie nun bald 50 Jahre lebt. Inzwischen sind sie in ihrer Wahlheimat zu Waldeckern geworden. Georg besaß bereits als neunjähriges Kind sein erstes eigenes Bienenvölkchen. Inzwischen ist sein Bestand auf 20 Völker angewachsen. Ein Bienenvolk, so Georg, auch Bienenstaat, Bienenstock genannt, besteht aus 40.000 bis 80.000 Bienen – das entspricht der Größe einer Kleinstadt. Wenn er von seinen Bienen spricht, kommt er ins Schwärmen. Genügend Anekdoten hat er auch sofort parat.

Georg Przygodda schaut nach seinen Bienen (Photos Peter Fritschi)

„Nahezu 1 000 000 Bienen arbeiten für mich, das heißt aber nicht, dass ich nichts zu tun habe und meinen Völkern lediglich beim Arbeiten zuschaue“. Für mich als leidenschaftlichem Imker gibt es ganzjährig viel zu tun. Und seine Frau ergänzt, „täglich schaut er mindestens 2 – 3mal nach seinen Bienen“. „Kleinste Veränderungen z.B. im Flugverhalten oder in der Nahrungsaufnahme kann er nur durch genaues Beobachten erkennen. Georg: „Durch die Intensivierung in der Landwirtschaft verschwinden wichtige Nahrungsquellen für die Bienen, und durch die ausgebrachten Pestizide verlieren die Bienen die Orientierung. und werden aggressiver.“ Auf meine Frage zum Ertrag, Georg weiter: „Die fleißigen Arbeitsbienen leben ca. 6 Wochen. Ihre Lebensleistung beträgt einen Teelöffel Honig.“ Das sind 20 Gramm. Nach Auskunft von Georg kann man mit einem Volk ca. 20 kg Honig erwirtschaften. Mit 20 Völkern, also 1 Million Bienen, 400 kg. Seinen Honig vermarktet er selbst. Jeder, der die Edersee Sperrmauer besichtigt, kommt an seinem kleinen Verkaufsstand vorbei, wo seine Frau den Honig an die Frau und den Mann bringt. Er selbst betreibt in unmittelbarer Nähe einen kleinen Bratwurst-Imbiss. Allein von der Imkerei erreicht man nicht mal den geforderten Mindestlohn, so Georg.

Auf meine Frage, wie es mit dem Imker Nachwuchs bestellt ist, antwortet Gregor: „Das Bienensterben wird von einem Imkersterben begleitet. Wenn zehn mit der Imkerei anfangen, kann man von Glück reden, wenn zwei übrig bleiben. Es fehlt wie in jedem Verein der Nachwuchs“. Und zum Schluss gab er mir noch mahnende Worte mit auf den Weg: „Es ist 1 Minute vor Zwölf, wenn wir noch länger abwarten, wird es unumkehrbar“. Beim Abschied wollte er mir als Dankeschön gern ein Völkchen überlassen, damit auch ich zum Bienenfreund werde.

Sein Resümee „Der Mensch braucht die Natur, aber die Natur braucht den Menschen nicht.“

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