Stadtpolitik wie Hans im Glück – Eigentum der Wildunger hat mehr Respekt verdient

Pressemitteilung der Fraktion DIE LINKE zum Umgang mit dem „Neuen Kurhaus“ in Bad Wildungen

Eine historische Innenimpression, der Blick in das Foyer des Kurhauses. Foto: Städtische Museen

In der Debatte um die Zukunft des Kurhauses meldet sich die Fraktion Die Linke der Stadtverordnetenversammlung mit einer Pressemitteilung zu Wort.

Das Neue Kurhaus muss mit seinen Sälen, dem Lesesaal und dem weitläufigen Foyer unbedingt erhalten werden. Es ist ein Vermächtnis in Form von Steuergeldern. Diese Gebäude und das umliegende Parkgelände sollen von den Einwohnern und Gästen der Stadt für Kultur und Freizeitveranstaltungen genutzt werden können.

Ob die Stadt hierfür der Organisator sein muss, sollte diskutiert werden. Es gibt in der Region sicherlich Menschen, deren Interesse an Kultur größer ist als das der Stadtpolitiker. Denen sollte die Möglichkeit gegeben werden, mit einer eigenen Organisation das Neue Kurhaus als ein Haus der Kultur zu nutzen. Für die Planung der Sanierung können sofort noch Mittel in 5-stelliger Höhe aus dem Förderprojekt „Lebendige Zentren“ genutzt werden.

Die Linke in Bad Wildungen und darüber hinaus wird alle Aktivitäten in dieser Richtung unterstützen.

Im Mai 2021 beantragte die Stadtverwaltung durch den Magistrat, die Mittel für den Komplettabriss des „Neuen Kurhauses“ bereitzustellen.

Vorausgegangen war der Beschluss, das durch einen Brand und dessen Löschung schwer beschädigte Badehaus abzureißen. Dem sollten nun auch die zentralen Gebäudeteile mit den Sälen sowie der Lesesaal folgen.

In dramatischen Ausführungen beschwor der Bürgermeister in seiner Rede den Zustand des gesamten Gebäudes als so schlecht, dass mit schwerer Verletzung von ungebetenen Besuchern dieses Hauses jederzeit zu rechnen wäre – und der Bürgermeister persönlich dafür zu haften hätte, was es zu vermeiden gelte. Tatsächlich ist es aber so, dass Bürgermeister vielfältige Schutzrechte gegen persönliche Haftung haben. Ganz abgesehen davon drohen Herrn Gutheil in seiner Funktion als Bürgermeister auch persönliche Konsequenzen, wenn er berufliche Aufgaben nicht mit der entsprechenden Verantwortung ausführt. Und genau das liegt hier vor – wenn es auch nicht nur dem derzeitigen Bürgermeister Gutheil anzulasten ist.

Der Umgang der Stadtpolitik mit dem Neuen Kurhaus erinnert an die Geschichte von Hans im Glück, der sein hart erarbeitetes Gold bei zufällig vorbeikommenden Händlern gegen vermeintlich Besseres eintauscht. Am Ende verliert er den schweren Mühlstein, zu diesem Zeitpunkt nur noch die Befreiung von einer Last. Dieses letzte Stadium, der Wunsch nach Befreiung von einer Last, scheint auch bei den Wildunger Stadtpolitikern (ja, diese Auffassung wird vorwiegend von den Herren in Magistrat und Fraktionen vertreten) den Umgang mit dem Kurhaus zu bestimmen.

Die Aufgabe der Stadtverwaltung ist es doch, das Eigentum der Einwohner zu verwalten – nicht, es wegzugeben oder verkommen zu lassen und damit zu vernichten! Ob die zufällig herbeigekommenen, stets beschworenen Investoren sich um das Wohl der WildungerInnen und deren Gäste scheren? Man darf davon ausgehen, dass ihnen ihr eigener Gewinn wichtiger ist.

Das Neue Kurhaus ist, das bestätigte auch die Besichtigung, kein abbruchreifer, maroder Kasten, der einzustürzen droht. Die Schäden, die mögliche Sanierungskosten in die Höhe treiben, sind vorwiegend selbst gemacht, durch Vernachlässigung von Reparaturen am Dach, auch der Tiefgarage, und durch das Nicht-Benutzen der Versorgungsleitungen. Vandalismus wurde durch zwei Maßnahmen der Stadt begünstigt:

  1. durch das Leerziehen des Gebäudes
  2. durch die Freigabe der direkten Entnahme von Einrichtungsgegenständen an Wildunger Vereine.

Und das alles, weil ständig auf Investoren geschaut wurde, die zufällig vorbeikamen oder auch nur erhofft waren. Eine professionelle Vermarktung des Geländes mit dem Gebäude war bislang nicht zu machen – das Stadtmarketing damit offensichtlich überfordert.

Regina Preysing

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2 Kommentare

  1. Liebe Befürworter des Kurhauses, hört doch endlich auf zu lamentieren und verlasst euch nicht auf die Stadtverwaltung. Wer das Kurhaus ernsthaft retten will, und das sind vermutlich die Hälfte der Wildunger Bürger, muss Geld in die Hand nehmen. Wenn jeder der Befürworter 1000 € (die wird doch jeder für eine gute Sache einbringen können, oder liege ich da falsch?) in die Hand nimmt, kommt ein Millionenbetrag raus. Damit kann man das marode Gebäude für 1,00 € (Buchwert) von der Stadt erwerben, es komplett sanieren und seiner Bestimmung zuführen. Bedenkt man, dass viele Befürworter handwerkliche Berufe ausüben und am Wochenende statt zu demonstrieren ehrenamtlich Hand an das Gebäude legen würden, wäre viel gewonnen und wenig Geld ausgegeben. Also, liebe Befürworter: wollt Ihr das Gebäude erhalten, dann investieren statt demonstrieren!

  2. Eigentum zu vernichten, ist unlogisch bzw. bedarf einer logischen Erklärung.
    Die einzige, die ich seit Jahren höre, ist die, dass das Kurhaus nur Geld koste und daher weg könne. Klar, dies ist die Logik derer, die einen alten Mercedes vor dem Haus stehen haben, dessen Schlüssel erst verlegt und dann weggeworfen worden ist. Um das Liebhaberstück hat sich niemand mehr gekümmert; es ist verrostet und verdreckt.
    Wie wäre es denn, wenn sich Liebhaber finden würden, die ein neues Schloss einbauen und sich auch um den Rost und den Dreck kümmern würden? Und die ihn endlich mal wieder zum Fahren – gerne erst mal auf Landstraßen – bringen wollen?

    Klar ist auch, dass weder Stadt noch die Mehrheit des Parlaments sich um den alten Mercedes kümmern will. Er soll nach so langen Jahren des unnützen Herumstehens nun endlich auf den Schrottplatz.
    Wo bleiben Aspekte wie Nachhaltigkeit und Weitsicht?

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