Heloponte II: Der Sprung ins kalte Wasser?

"Wir wollten eingentlich nur schwimmen." (Foto: zeit.de)

Kaum lag für die Juli-Sitzung der Stadtverordnetenversammlung ein Antrag der Fraktion „Die Linke“ auf Einberufung einer Bürgerversammlung zum Thema „Kurhaus“ vor, gab es für den 20. Juli eine Einladung zu einer Bürgerversammlung – allerdings zum Thema „Heloponte“.

Die Linke hatte in ihrem Antrag kritisiert, dass von Stadtverordnetenvorsteher Dr. Schmal schon lange keine solche Informationsveranstaltung mehr durchgeführt wurde. Nach der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) soll eine solche mindestens einmal pro Jahr stattfinden. Sie dient der Unterrichtung der Bürger über wichtige Angelegenheiten (§ 8a, HGO).

Nun also das Thema „Heloponte“.

Die Bürgerversammlung war mit knapp 100 Interessierten recht gut besucht. Nach der vorausgegangenen Diskussion hatten vermutlich etliche Bürgerinnen und Bürger auch Aussagen zur der offenen Frage der Finanzierung der neuen Anlage erwartet. Hierzu verwies der Stadtverordnetenvorsteher allerdings auf den September, wenn neue Berechnungen erarbeitet sind. Der beauftragte Architekt aus Stuttgart wies darauf hin, dass dies eine zeitaufwändige Herkulesaufgabe sei.

So wurde der aktualisierte Planungsstand in aller Ausführlichkeit dargestellt. Dem mehr als zweistündigen Bombardement konnten nicht alle Besucher bis zum Schluss folgen, sodass sich Ermüdungserscheinungen im Publikum zeigten. Entsprechend knapp war auch die anschließende Fragerunde, bei der Bürgermeister Gutheil die Befürworter des Planvorschlags vermisste.

Die Stadtverordneten hatten ja in der zweiten Jahreshälfte 2020 das Grundkonzept beschlossen. Es war mit knapp 29 Mio. Euro Kosten und einem jährlichen Defizit von knapp 2 Mio. Euro kalkuliert. Im November 2021 wurden im Planungsausschuss die ersten konkreten Entwürfe gezeigt. Nun also die Aktualisierungen.

Bürgermeister Gutheil eröffnete die Präsentationen mit dem Hinweis „Wir sind auf einem guten Weg!“ Das „Büro 4a“ aus Stuttgart erläuterte die Architektur der Gebäudehülle und der Innenräume, Landschaftsarchitekt Klaus Wiebold erläuterte die Planung der Außenanlagen und erstmals wurde das Energiekonzept durch ein Hannoveraner Büro vorgestellt. Ein abschließender Kurzfilm fasste die Animationen noch einmal zusammen.

Auch dem letzten Zuschauer wurde spätestens jetzt klar, in welchem Umfang die Stadtverordneten bei ihrem Beschluss „geklotzt“ hatten. Eine hochattraktive Anlage mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Man hatte den Eindruck, dass sich – bei dem durch die Stadt großzügig gesetzten Rahmen – die Planer richtig austoben konnten.

Natürlich nicht repräsentativ, aber die Reaktionen im Publikum waren doch erstaunlich: Statt der vielleicht erwarteten Begeisterungsstürme gab es schon nach Beendigung der Präsentationen vernehmliche Zwischenrufe wie „Gott sei Dank zu Ende – alles nur Wunschträume.“ Nur verhaltener Applaus nach den Präsentationen.

Entsprechend die Fragerunde. Hier einige Anmerkungen aus der Zuhörerschaft: Liegeflächen zu klein – die aufwändigen Außenanlagen erfordern viel zu viel Pflege – ein viel zu großer Kinderspielplatz, das geht am Thema vorbei – wir wollten eigentlich nur schwimmen – der Sprungturm geht in der Praxis so nicht – wer soll das bezahlen, für Berlin prima, hier drei Fragezeichen – ein ganzjähriges Sole-Außenschwimmbecken mit 34 Grad ist energetisch unverantwortlich – die zukünftige Wasserknappheit muss mehr mit einbezogen werden – ein Außenkiosk sollte vorhanden sein…

Der Architekt des Büros 4a antwortete leicht irritiert: „Wir haben genau das gemacht, was die Stadt bestellt hat“.

Am 15. September diesen Jahres werden die neuen Kostenschätzungen in den Ausschüssen der Stadtverordnetenversammlung vorgestellt. Es sieht alles nach einem Show-down aus, Desaster nicht ausgeschlossen. (tn)

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4 Kommentare

  1. Der lange Weg zum „Heloponte II“.

    All die Jahre hat man sich um die Zukunft des „Helopontes“ (Neubau oder Sanierung), innerhalb und außerhalb des Stadtparlaments, Gedanken gemacht und dabei heftig gestritten. Endlose kontroverse Diskussionen und Debatten wurden geführt; sogar ein Förderverein „Heloponte“ wurde von den Bad Wildunger Bürgerinnen und Bürgern gegründet.

    Letztendlich hat man sich auf einen Neubau (mit gewissen Vorgaben (…), einigen können – ein Architektenbüro wurde beauftragt eine erste Entwurfsplanung für ein neues „Heloponte II“ zu entwickeln.

    Im November 2021 wurden dann im Planungsausschuss ein konkreter Entwurf vorgestellt. Wirkliche Nachfragen, insbesondere konstruktive Kritiken, einen Ideenzufluss, gab es hier nicht.

    Auf der Grundlage dieser ersten Planskizze, sollte nun ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden – so jedenfalls stand es in einer Pressemitteilung der Stadt Bad Wildungen.

    Es gab keinen Wettbewerb, stattdessen wurde die erste Entwurfsplanung von dem beauftragten Architektenbüro weiterentwickelt.

    Das Ergebnis der Weiterentwicklung wurde den Bad Wildungern dann am 20. Juni 2022, bei einer Bürgerversammlung (in der BW Wandelhalle), vorgestellt.

    Wildungen.digital schreibt dazu: Zitat: „…knapp war auch die anschließende Fragerunde, bei der Bürgermeister Gutheil die Befürworter des Planvorschlags vermisste.“

    Meine Bewertung zum Entwurfsplan: Für eine breite Besucher- und Gästeschicht, insbesondere für Jugendliche und Sportbegeisterte, für Erlebnissuchende, nicht wirklich attraktiv: Die Anlage weist gravierente Fehler (…), massive Versäumnisse (…) auf – insbesondere verbirgt sie große Risiken (…).

    Dies bei der Bürgerversammlung in einer Fragerunde zu veranschaulichen, hätte Stunden benötigt – war somit nicht möglich.

    Dazu eine Passage aus der Rede des BW Bürgermeisters (Ralf Gutheil) zum Anlass des diesjährigen Viehmarkts.

    Zitat: „Über zehn Jahre sind ins Land gegangen bis hin zum entscheidenden Beschluss über das neue Bad. „Über zehn Jahre hatten alle Bürgerinnen und Bürger Zeit ihre Wünsche, Gedanken und Bedenken einfließen zu lassen.“ Zitat Ende

    Fakt war und ist: Gegenvorschläge, konstruktive Kritik, neue Ideen, einen zum Thema fortwährenden Informationsfluss, gar einen Wettbewerb zu initiieren, waren und sind bis heute, seitens der Stadt, nicht wirklich gewollte Einflussnahme auf das Projekt neues „Heloponte II“.

    Dazu Folgendes: 2021 ein offener Brief an alle im Stadtparlament sitzenden Parteien:

    Die Wahl ist vorbei, jetzt sollte es an die politische Arbeit gehen: Das neue Heloponte II

    Ein Vorhaben, das eine Stadt wie Bad Wildungen, aus heutiger Sicht, nur einmal in den nächsten 50 Jahren (wenn überhaupt) realisieren werden kann. Deshalb sollte dieses Vorhaben eine ganz besondere Priorität, mit Blick auf eine zukunftsweisende Stadtentwicklung, in der Stadtpolitik bekommen.

    Noch ist nichts entschieden!

    Die Ausschreibungsfrist zu diesem Vorhaben endete am 19.03.2021, siehe
    https://ausschreibungen-deutschland.de/751871_Neubau

    Jetzt sind wir doch mal gespannt, wieviel Planungsbüros, mit welchen Vorstellungen, sich an dieser Ausschreibung beteiligt haben.

    Auch meine bzw. unsere Vorstellung zu einem neuen „Heloponte II“ ist im Modell 1:87 fertig gestellt.

    Mit diesem „Heloponte II-Modell“ sollen die Bad Wildunger Bürgerinnen und Bürger, alle zukünftigen Besucher, alle Akteure die im Gesundheits- und Tourismusgewerbe tätig sind, insbesondere alle Entscheidungsträger, erfahren, wie eine hochattraktive und wirtschaftliche – somit zukunftsweisende, maritime Freizeit-, Sport- und Wellnessanlage im 21 Jahrhundert aussehen könnte.
    Gern würden wir allen Interessierten unser „Heloponte II“ Konzept vorstellen.

    Reaktion auf dieses Angebot gleich Null.

    Wo und wie konnte man denn Einfluss auf das Projekt nehmen – insbesondere wer waren (sind) die fachkundigen somit urteilsfähigen Ansprechpartner?

    Wir, die Initiatoren >maritime Freizeitanlage< wollen doch niemanden etwas verkaufen, nein, es sollte lediglich eine Information für den Findungsprozess sein. Informationen, die für den Entscheidungsprozess, eine hochattraktive und wirtschaftliche maritime Freizeitanlage zu realisieren, befruchtend und beflügeln hätten sein können.

    Nutzbringende Fragen bei der Bürgerversammlung, wie:

    … der Sprungturm geht in der Praxis so nicht …
    … die zukünftige Wasserknappheit muss mehr mit einbezogen werden …
    … die aufwändigen Außenanlagen erfordern viel zu viel Pflege – ein viel zu großer Kinderspielplatz, das geht am Thema vorbei – wir wollten eigentlich nur schwimmen …

    Wurden mit: „Wir haben genau das gemacht, was die Stadt bestellt hat.“, beantwortet.

    Das zum Thema Einflussnahme der Bürgerinnen und Bürger auf das neue „Heloponte II“.

    Eine maritime Freizeit- Sport- und Wellnessanlage, die über Jahrzehnte die Stadtentwicklung, insbesondere auch den Edersee-Tourismus, mit beeinflussen wird, so ein außerordentlich wichtiges Projekt, darf nun wirklich nicht im „Hinterstübchen“ einer Stadt entwickelt, dann als vollendete Tatsache, den Bürgerinnen und Bürgern, insbesondere den im Tourismus tätigen Unternehmertum, ohne Ideenzufluss, ohne konstruktive Kritik und Informationen, geplant werden.

    Hier geht es doch nicht nur um eine gewaltige zweistellige Millioneninvestition, hier geht es um ein ganz wichtiges Element zur Sicherung des Gesundheits- und Erlebnistourismus in unserer Region – um die Lebensqualität der hier lebenden Menschen.

    Meine Meinung: Von Anfang an wurde hier ein halbherziger Findungsprozess in Gang gesetzt, der nicht annähernd das Ausmaß und die Nützlichkeit des Vorhabens, für die Stadt und unsere Region, ausdrückt.

    • Ja Herr Bock sie haben recht. Es wird schon seit vielen Jahren im Hinterstübchen entschieden. Die Parteien in sind in B. W. im Dauerschlaf, und der Bürgermeister macht was er will. Wenn ich in B. W. wohnen würde, würde ich den Bürgermeister beim Verwaltungsgericht anzeigen. Ihr Modell würde mich interessieren. Das Architektur-Büro lacht sich doch tot, je höher die Baukosten, desto mehr Honorar. Ich bin gespannt wie hoch die Baukosten von den Architekten veranschlagt werden und welchen finanziellen Puffer sie annehmen. Ein schönes Wochenende.

      • Eine Designstudie (z. B. in Form eines Modells) einer maritimen Freizeit- und Sportanlage, hier auf wildungen.digetal vorgestellt zu bekommen, dies würde bestimmt auch vielen anderen Leserinnen und Lesern interessieren.

        Ziel von Designstudien ist es, einem breiten Publikum, hier in diesem Fall eine maritime Freizeit- und Sportanlage, einem breiten Publikum vorzustellen. Aufgrund der Reaktion abzuschätzen, was von diesem Konzept letztendlich realisiert werden könnte. Designstudien (Modelle) sind ein gängiger Weg die Marktfähigkeit eines Produkts zu beurteilen.

        Werde mal versuchen es hier auf wildungen.digetal zu bewerkstelligen.

  2. Guten Tag ist es möglich das sie einen Artikel von mir veröffentlichen, Wildunger Freunde haben mich darum gebeten. An die Wildunger Bürger. Es geht um das Projekt Heloponte. Da der Bürgermeister und die Verwaltung nicht transparent sind möchte ich es auf diesem Weg versuchen und bitte um Stellungnahme des Bürgermeisters. Abrisskosten, Finanzierung, Bauzeit, jährliche Betriebskosten, Kosten des Gesamtopjekts; kann das Freibad weiter benutzt werden oder fällt es beim Abriss? Das Bad ist für B. W. drei Nummern zu groß, das wird Ihnen jeder Fachmann sagen. Die Betriebskosten gehen ins Unermessliche, so wie die Erstellungskosten. Das sollte man dem Bürger sagen. Ich habe schon vor längerer Zeit auf die Kosten etc. hingewiesen. MFG ROBERT MULLER

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