Unsere Strompreise steigen auch durch Frankreichs AKW-Probleme

Atomkraftwerk Civaux in Frankreich. Die zwei Reaktoren des Atomkraftwerks bleiben länger als geplant abgeschaltet. (Bild: EDF)

Steigende Energiepreise sind zunehmend für alle ein Ärgernis, und bislang wird nach weltweiten Ursachen gesucht. Um Frankreichs Rolle in diesem Zusammenhang ranken sich fortwährend widersprüchliche Meldungen. Hier nun ein paar Fakten. (hmz)

Von 56 französischen Atomreaktoren waren im November 2021 rund ein Dutzend außer Betrieb. Technische Störungen und Wartungsprobleme haben das Atomland Frankreich wieder mal in Schwierigkeiten gebracht.

Und das in einem Monat, in dem der Stromverbrauch wegen der unvernünftig vielen Stromheizungen besonders hoch ist. Die Preise an der Strombörse sind für Frankreich exorbitant und deutlich höher als die ohnehin schon hohen deutschen Börsenpreise. Und die Franzosen kaufen „koste es was wolle“ Strom in Deutschland ein, so dass auch hier die Strompreise nochmal zusätzlich gestiegen sind. Im November lagen in Frankreich die Börsenstrompreise in der maßgeblichen Day-ahead-Notierung bei 21,7 Cent je Kilowattstunde. In Deutschland bei 17,7 ct/kWh. Quellen: Freiburger Fraunhofer-Institut ISE und Pariser Analyst Mycle Schneider.

Die zwölf Reaktoren Blayais 4, Bugey 5, Cattenom 2, Civaux 1, Dampierre 1, Dampierre 3, Golfech 2, Gravelines 1, Gravelines 6, Penly 1, St. Laurent 1 und Tricastin 1 haben im Monat November 2021 keinen Strom geliefert. Quelle. Deutschland hat im November wieder am meisten Strom mit Windkraft erzeugt und sogar fast 3 Milliarden Kilowattstunden mehr exportiert als importiert. Dies widerlegt übrigens die immer wieder verbreiteten Lügen, dass Deutschland in Folge des Atomausstiegs von Atomstromimporten gerade aus Frankreich abhängig sei.

Im Monat Dezember waren in Frankreich tageweise sogar noch mehr AKW außer Betrieb und die Stromimporte steigen. Die Börsenstrompreise liegen im Dezember bisher in Frankreich bei fast für unmöglich gehaltenen 27,4 ct/kWh und in Deutschland bei 21,6 ct/kWh.

Zwei Wünsche einen uns Franzosen und Deutsche: Hoffentlich drückt man in Frankreich wegen des Strommangels und der extremen Strompreise bei der Überwachung der störanfälligen alten AKW nicht „beide Augen“ zu. Und hoffentlich wird man insbesondere im großen Frankreich aber auch in Deutschland endlich die Solar- und Windenergie für die Stromerzeugung konsequent nutzen. Frankreich wie Deutschland können sich zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien versorgen.

Auch die immer wieder verbreitete Behauptung, „Alle Welt baut neue AKW – nur die Deutschen nicht“, wird erneut durch Fakten als Täuschung überführt

Bisher wurden nach den Zahlen der International Atomic Energy Agency weltweit im Jahr 2021 fünf AKW in Betrieb genommen und sechs stillgelegt. Neue AKW-Baustellen wurden ebenfalls fünf begonnen. 3 in China, 1 in Russland und 1 in der Türkei. Da der Strom aus neuen AKW erheblich teurer ist als aus neuen großen Solar- und Windkraftanlagen, setzen fast nur autoritär regierte Länder, die auch Atomwaffen haben oder anstreben und die nicht marktwirtschaftlich organisiert sind, auf neue AKW.

AKW Gundremmingen wird ein Tag vor Silvester abgeschaltet werden

Das AKW Gundremmingen wird laut Leipziger Strombörse einen Tag früher, als von der Werkleitung offiziell gesagt, abgeschaltet werden. Seine Leistung wird seit Wochen um täglich etwa 6 MW (6000 kW) verringert.

Quelle: www.sonnenseite.com vom 16.12.2021

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4 Kommentare

  1. Zitat: „Und die Franzosen kaufen „koste es was wolle“ Strom in Deutschland ein, …“
    „Deutschland hat im November wieder am meisten Strom mit Windkraft erzeugt und sogar fast 3 Milliarden Kilowattstunden mehr exportiert als importiert.“ Zitatende.

    Das sind Zahlen, die die Realität nicht wirklich widerspiegeln.

    Dazu folgendes: Elektrizität ist kein Energieträger. Elektrizität ist ein energetisches Potential – das just in Time, wo es aufgebaut wird, genutzt werden muss – ansonsten ist der dafür aufgewendete Kraftimpuls für immer verloren.

    Der Stromverbrauch schwankt an den verschiedenen Tages-, Wochen-, insbesondere Jahreszeiten, erheblich – so, dass mal zu viel Strom erzeugt wird – somit ins Ausland exportiert wird, an anderen Tagen zu wenig Strom erzeugt wird – somit aus dem Ausland importiert werden muss.

    Dazu kommt: Jeder hat heute (noch) die Freiheit, seinen notwendigen und gewünschten Strom zu jeder Tages- und Nachtzeit aus dem Netz zu ziehen, d. h., eine entsprechende Grundlast muss im Netz zur Verfügung stehen – obwohl sie gar nicht voll genutzt wird.

    Somit hat die Aussage wir exportieren mehr Strom als wir importieren, keinerlei Aussagekraft.

    Es kommt letztendlich immer auf den höchstmöglichen Spitzenverbrauch an – und für den muss ein entsprechendes elektrisches Potential im Netz aufgebaut sein.

    Wie wirkt eine Nachricht, hier die Bereitstellung und Nutzung von Elektrizität, auf die Leserinnen und Leser, in der sehr wichtige Aspekte eines Ereignisses unberücksichtigt bleiben; gegenüber einer Nachricht, in der alle Aspekte eines Ereignisses offen dargelegt werden?

    Welche Nachricht sorgt für mehr Vertrauen – trägt dazu bei, dass sie, die Nachricht, von den Bürgerinnen und Bürgern auch richtig eingeordnet werden kann – insbesondere in einer Zeit, wo die Energiebereitstellung und –Nutzung einen noch nie dagewesenen Wandel erfährt?

    Ist es nicht so, dass eine aus einem bestimmten Blickwinkel heraus gerichtete Berichterstattung maßgeblich mit dazu beiträgt, dass viele Menschen immer noch fest daran glauben, wir könnten, mit ein paar Korrekturen, letztendlich so weitermachen wie gehabt – ja unsere zukünftige Energiebereitstellung und –Nutzung, dann eben zukünftig mit regenerativen Energieträgern, nachhaltig und lebensfördernd bereitstellen, sie sogar noch forcieren (Stichworte: e-Mobilität, Elektrifizierung ganzer Industrien).

    Das zeigt nicht die wirkliche Situation auf – in der wir uns befinden.

    Haben wir nicht schon heute, Mitte des Jahres, alle regenerativen Ressourcen der Erde verbraucht. Wie soll das dann gehen?

    Wirklich zukunftsweisende Ideen und Konzepte, die tatsächlich dazu taugen die zukünftig notwendige Energiebereitstellung und –Nutzung nachhaltig und lebensfördernd zu gewährleisten, sie werden durch eine parteiliche Berichterstattung nicht wirklich in den Gesellschaften kommuniziert – somit wahrgenommen.

    Das führt zwangsläufig dazu, dass immer noch viele Menschen fest daran glauben, wir könnten unsere Lebens- und Wirtschaftsweise, lediglich mit ein paar Korrekturen, siehe den aktuellen Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP, so weiterführen wie gehabt – Business as usual eben.

    Es wird auch irgendwie weitergehen. Die Frage ist nur wie – mit welchem Wohlstand und welcher Lebensqualität?

  2. Wirklich zukunftsweisende Ideen und Konzepte, die tatsächlich dazu taugen die zukünftig notwendige Energiebereitstellung und –Nutzung nachhaltig und lebensfördernd zu gewährleisten, sie werden durch eine parteiliche Berichterstattung nicht wirklich in den Gesellschaften kommuniziert – somit wahrgenommen.
    Das führt zwangsläufig dazu, dass immer noch viele Menschen fest daran glauben, wir könnten unsere Lebens- und Wirtschaftsweise, lediglich mit ein paar Korrekturen [siehe den aktuellen Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP] so weiterführen wie gehabt – Business as usual eben.
    Es wird auch irgendwie weitergehen.
    Die Frage ist nur wie – mit welchem Wohlstand und welcher Lebensqualität?

    • Ja Herr Bock, schöne Feiertage. Ich habe ihren Bericht unseren Freunden vom französischen Stromversorger übersetzt und zukommen lassen. Und nun der Kommentar von denen, die haben sich am Telefon fast tot gelacht. Der Verbrauch in Deutschland steigt jedes Jahr um 8,5 Prozent, wenn 25 Prozent der Autofahrer auf E-Autos umsteigen, bricht das Netz zusammen. Der Überschuss Strom im Sommer wird nach Polen verschränkt. Die Windraeder verschandeln die Natur und sind umweltschädlich, in manchen Regionen gehen die Touristen nicht mehr hin. Nun zum Stromliefern: Deutschland erhält 60 Prozent seines Verbrauchs aus Frankreich, die Schweiz 65 Prozent, Italien 70 Prozent, das sind die aktuellen Zahlen der EDF. Deutschland kauft für 2 Euro bis 3 Cent ein ohne Risiko und verkauft es weiter an ihre deutschen Kunden, das ist doch ein riesengroßes Geschäft. Wenn Sie mal über den Tellerrand schauen würden liegt Deutschland abgeschlagen, was das Thema Wasserstoff anbelangt. Das ist die Zukunft, das habe ich in Japan selbst sehen können. Energie selbst erzeugen speichern und selbst verbrauchen über Photovoltaik in Wasserstoff umwandeln. Aber das wollen die Politiker nicht sobald, die sitzen ja in verschieden Posten bei den Stromversorgern. Viele Grüße aus Südfrankreich.

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