Das Heloponte braucht das Kurgebiet!

Foto: w-d/Archiv

In der Analyse von w-d vom 25. Oktober 2022 zum Planungsstopp beim Neubau des Heloponte wurde die Frage aufgeworfen, ob man beim Thema „Heloponte“ nicht doch grundsätzlich neu denken solle. Hierzu hat unser Gastautor Alois Mieslinger im nachfolgenden Beitrag grundsätzliche Überlegungen vorgelegt:

Die Stadt hat einen großen Weg über eine längere Zeit zurückgelegt, eine imposante Leistung in Sachen Disziplin und Zielstrebigkeit. Trotzdem reicht es letzten Endes nicht. Es ist auch eher unwahrscheinlich, dass noch mehr gespart werden kann, um ein neues Heloponte zu bauen. Als Reha-, Gesundheitsstadt und Mittelzentrum ist ein attraktives Bad dringend notwendig. Diszipin und Zielstrebigkeit werden weiterhin gebraucht.

Nach meiner Beobachtung war der Denkansatz „Kommunalbad mit Zuschüssen = Badegäste kommen, die Kommune bezahlt das Defizit“. Das funktioniert nicht mehr. Es muss eine neue, innovative Grundlage her. Für ein nachhaltig tragfähiges Betriebskonzept des Bades braucht es A) mehr Zuschüsse und B) mehr Besucher, die C) höhere Preise bezahlen können. Das sind selbstzahlende Gesundheitstouristen, die wiederum günstige Preise für Wildunger Bürger ermöglichen.

zu A) Zuschüsse
Betreffend Zuschüsse kann man auf die Transparenzliste des Fördertopfs „Gemeinschaftsaufgabe Regionale Wirtschaftsförderung (GRW)“ schauen. Dort findet man Förderprojekte, die ökonomisch aktiv
sind – also Unternehmen, die Mehrwertsteuer, Gewerbesteuer, auch Einkommensteuer und Sozialabgaben für ihre Mitarbeiter in die öffentlichen Kassen bezahlen. Der Finanzminister kann wegen der erwarteten Mehreinnahmen die Förderung mit Krediten bezahlen. Beispielsweise sind dies:
2017 Liftgemeinschaft Köhlerhagen, Willingen, 1,2 Mio €
2018 Villa Raab Hotel, Alsfeld, 1,9 Mio €
2019 Landau Sägewerk und Holzhandel, Bad Arolsen, 760.000 €
2019 Saure Fleischwaren, Usseln, 442.000 €
Der Finanzminister wird aus einer Förderung z.B. für das Glashaus/Thespiskarren oder die Musikschule (1,5 Mio €) und schon gar nicht für die Zuschüsse zur Landsgartenschau erhöhte Rückflüsse erwarten und muss deshalb die Förderung aus laufenden Haushaltsmitteln bezahlen. Andererseits gibt es auch öffentliche Projekte, denen eine starke Wirkung auf wirtschaftliche Entwicklung zugesprochen wird und die deswegen stark gefördert werden. Beispiele sind:
2017 Arobella Bad, Saunaerweiterung, 850.000 €
2018 Besucherzentrum Edersee, 1,12 Mio €
2017 Lagunenbad, Neustrukturierung Sauna und 2020 Lagunenbad, Neugestaltung, 15 Mio €

zu B) Besucher und C) höhere Preise
Betreffend Besucher, die höhere Preise bezahlen können, muss ein unternehmerisches Konzept entwickelt werden, um diese Ziele zu erreichen. Der Entwicklungsschwerpunkt muss in das Kurviertel, das Herz der Stadt, verlegt werden. Um, wie von den drei Gutachten empfohlen, selbstzahlende Gesundheitstouristen für die Beherbergungsbetriebe im Kurviertel und darüber hinaus zu gewinnen, braucht es eine erste Initiative der Stadt auf dem Kurhausgelände. Besonders wichtig ist dabei, ein MVZ für das Management und die Erbringung der Anwendungen zu etablieren. Es werden Räume z. B. für Badeärzte, Psychologen, Physio-, Ergotherapeuten, Sportmedizin und Coaching gebraucht. Daneben erscheinen ein Café/Bistro und ein Lese-/Schlechtwettersaal (der auch als Bürgersaal verwendet werden kann) sinnvoll. Ergänzend können auch Beauty-, Wellness- und Fitnessangebote eingeplant werden. Wenn die Überlegungen so weit gediehen sind und erste Vorstellungen über die Bauten bestehen, wird man unter Nutzung aller Fördermöglichkeiten sicher einen Hotelinvestor (SGI) finden, der in den Prozess einsteigt und ihn weiterentwickelt. So ist gewährleistet, dass unsere Vorstellungen betreffend Angebot und architektonische Ausführung verwirklicht werden. Es kommt kein „weißer Ritter“, der unsere Wünsche erfüllt. Man soll auch nicht übersehen, dass Interessenten aus Kuwait, gebildete Menschen mit Blick für das Wesentliche, spontan erkannt haben, dass unsere Stadt ideal geeignet ist, um zu gesunden. Ein global preisgekröntes, holländisches Architekturbüro (Mecanoo.nl) hat Interesse, das Kurhausgelände zu entwickeln. Das Kurhausgelände ist ein wertvolles Asset, das man behutsam und überlegt in Wert setzen muss, um langfristig Ertrag daraus zu generieren.

Zusammenfassung
Um die Projekte Kurviertel und Heloponte unternehmerisch zu entwickeln, ist eine Initiative der Stadt auf dem Kurhausgelände erforderlich. Bei erfolgreicher Umsetzung (s.o.) wird die Gewinnung von selbstzahlenden Gesundheitsgästen insbesondere dem Heloponte und den Betrieben im Kurviertel und der Allee zu gute kommen. Im Zeitablauf werden Steuern und Abgaben den Wohlstand der Stadt und zusätzliche Arbeitsplätze den Wohlstand der Bürger mehren.

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