Planungsausschuss, die Zweite: Zukunft des Kurhauses?

Historischer Blick in den Bankettsaal des Kurhauses. (Foto: Städtisches Museum)

von Wolfgang Nawrotzki.

Wie in Teil 1 unseres Berichtes zur Zukunft des Kurhauses bereits angemerkt, lagen im Planungsausschuss vier Fragen zur Beantwortung durch den Magistrat vor. Hier eine Zusammenfassung der Diskussion:

  1. Gefragt wurde, ob sich aus dem von der Arbeitsgruppe Weller aufzustellenden Masterplan 2030 Chancen für das Kurhausgelände ergeben. Bernhard Weller von der städtischen Arbeitsgruppe erläuterte die Prinzipien für die zukünftige Stadtentwicklung. Dabei sind für das Kurhausgelände die folgenden Grundsätze prägend: Die Kurstadt Bad Wildungen schont ihre natürlichen Ressourcen und betreibt Stadtentwicklung im Einklang mit der Natur. Bad Wildungen positioniert sich als national bedeutendes Zentrum für die präventive und rehabilitative Begleitung gesunder und kranker Menschen. Bad Wildungen definiert die Parameter „Gesundheit – Kultur – Natur“ als identitätsstiftend. Das Kurhausareal wird als wichtigstes Grundstück für das Kurgebiet der Stadt angesehen. Seine zukünftige Nutzung muss kurortgemäß sein. Für die Umsetzung ist die Aktivierung von Know-how „von außen“ erwünscht. Die Arbeitsgruppe habe, so Bernhard Weller, bisher noch kein Konzept für das Kurhausgelände entwickelt.
  2. Bieten die noch vorhandenen Interessenten ernsthafte Entwicklungsalternativen für das Kurhausgrundstück? Bauamtsleiter Herr Weidner berichtete, dass die Verwaltung mit beiden Interessenten in ernsthaften Gesprächen sei. Es sei Vertraulichkeit vereinbart worden. Allerdings gehen beide Gruppen von einem Abriss der Gebäude aus. Genauere Konzepte werden in der nächsten Zeit der Stadt vorgestellt. Bürgermeister Gutheil geht davon aus, dass es sich jeweils um substantielle Konzepte handelt, die mit den unter 1 genannten Prinzipien verträglich sind. Bernd Zimmermann (FDP) fragte, ob es sinnvoll sei – bei diesem Sachstand und so unter Zeitdruck – zu entscheiden. Dies brachte ihm die Nachfrage von CDU-Fraktionschef Marc Vaupel ein, wie das zur zentralen Wahlkampfaussage der FDP – sofortiger Abriss des Kurhauses – passe. Antwort: „Dies ist meine Einzelmeinung und dazu stehe ich“. Bürgermeister Gutheil ergänzte: „Wir können uns so das Kurhaus nicht weiter leisten.“ Außerdem wies er darauf hin, dass beide Investorengruppen den Erhalt von Teilen der Anlage als Möglichkeit gesehen haben. Weitere Stimmen aus der Diskussion: Horst Reis (Freie Wähler) wies darauf hin, dass das Vorhalten einer Infrastruktur „Kur“ unabdingbar sei. Daniele Saracino (Die Linke) befand, dass die Arbeitsaufträge nicht vollständig abgearbeitet seien und dass man jetzt nicht entscheiden könne. Rainer Paulus (SPD) hielt dagegen, dass seit 15 Jahren nichts beim Kurhaus passiert sei und die Zeit zur Entscheidung für den Abriss jetzt da sei. Marc Vaupel (CDU) erklärte, dass das Kurhaus von Anfang an nicht richtig funktioniert habe. Frau Kühlewind (Chefin des Stadtmarketings) forderte er auf, zu erklären, welchen Grund für den Erhalt des Kurhauses sie sehe. Außerdem habe Herr Weller dargelegt, dass wir das Kurhaus nicht mehr brauchen. Dies wies Weller allerdings zurück.
  3. und
  4. Wie hoch sind die Abrisskosten differenziert nach den einzelnen Gebäudekosten und in welcher Höhe entstehen Kosten für die Abdichtung und Absicherung des nach dem Abriss verbleibenden Baukörpers? Die Gesamtkosten bezifferte die Vorlage auf 1,324 Mio. Euro.

Meinung der Redaktion:

Verwaltung, Stadtmarketing, Bürgermeister und Stadtverordnetenversammlung verkeilen sich hilflos und führungslos in der Abrissfrage. Der Kernpunkt bleibt weiterhin unbearbeitet: Was soll denn auf dem Kurhausgelände in Zukunft entstehen – ob mit Abriss oder ohne. Es sieht so aus, als wenn die Beteiligten hierzu keine klare und zukunftsträchtige Vorstellung haben. Eher wird auf Zufall gesetzt. Damit die Bürgerschaft und die Politiker*innen sich über das Potenzial der Fläche eine Vorstellung machen können, erscheint die Erstellung einer städtebaulichen Studie (einschließlich einer Machbarkeitsstudie) nun als unabdingbar nötig. Die finanziellen Mittel stehen aus Fördertöpfen bereit.

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2 Kommentare

  1. Wenn es um die mögliche Förderung durch das genannte Städtebauprogramm geht: In Nürnberg wird 2021 dieses Projekt gefördert:
    Reaktivierung des Volksbads: Sanierung des Wannenbadtrakts
    Der Wannenbadtrakt des Nürnberger Volksbads gehört zu den eindrucksvollen Zeugnissen der Bäderkultur des Jugendstils. Seine Reaktivierung ist ein wichtiger Baustein bei der anspruchsvollen Aufgabe der Sanierung des Gesamtensembles.

    Warum soll eigentlich das „Neue Kurhaus“, das die Jugendstil- und eine „Bäderarchitektur“ zusammenführt, nicht auch in diesem Programm förderwürdig sein?

    „Über das Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus fördert der Bund seit 2014 jährlich investive und konzeptionelle Vorhaben mit besonderer nationaler bzw. internationaler Wahrnehmbarkeit, mit hoher baukultureller Qualität, überdurchschnittlichem Investitionsvolumen sowie Projekte mit hohem Innovationspotenzial. “
    Besondere Nationale und Internationale Wahrnehmbarkeit, hohe baukulturelle Qualität, überdurchschnittliches Investitionsvolumen – das passt ja schon mal.

  2. gestern Kurhaus morgen

    Nach einer langen Zeit nimmt der Zug „Kurhaus“ Fahrt auf. Mit den Grundsätzen des Masterplans 2030 wurden erstmals tragfähige Grundsätze für eine künftige Entwicklung unserer Stadt formuliert.
    Mit dem Anspruch ein „..national bedeutsames Zentrum für die präventive und rehabilitative Begleitung gesunder und kranker Menschen..…“ zu werden hat man ein anspruchsvolles aber auch der Stadt angemessenes Ziel gesetzt.

    Es muss jetzt eine Diskussion geführt werden, wie dieses Ziel erreicht wird. Dazu ist es primär erforderlich, sich mit ein oder besser zwei erfahrenen, nachweislich erfolgreichen Touristikern zu besprechen. Es gilt festzustellen, welche Trends vorherrschen, welche davon mit den Grundsätzen des Masterplans 2030 vereinbar sind und welche herausragenden Angebote mit wem entwickelt und angeboten werden sollen.

    Wegen gemachter Erfahrungen möchte ich darauf hinweisen, dass der Betreiber dann das erarbeitete Konzept umsetzen und mit Leben füllen muss. Er ist derjenige, der das Geld für den Kredit, das Gehalt für die Mitarbeiter und letzt endlich den Gewinn für den Investor und die Steuern für die Stadt erwirtschaften muss.

    Herr Marc Faupel hat im Parlament gesagt „…dass das Kurhaus von Anfang an nicht richtig funktioniert hat“. Dies im Hinterkopf sollte man eine ausschließliche Sanierung des Kurhauses nur mit spitzen Fingern anfassen.
    Wenn man jetzt mit Macht neue Wege gehen will, wird man sich Gedanken machen müssen, was man den hoffentlich (sehr) vielen Gästen anbieten will. Zu gegebener Zeit können Entwürfe für eine Restrukturierung des alten Kurhauses vs. eines Neubaus nach den Erfordenissen der Zukunft beauftragt werden. Dies bietet die Möglichkei eine sachgerechte und transparente Entscheidung zu treffen.

    Im Zuge der Vorstellung des Baumwipfelpfades zum Schloss wurde ein Förderprogramm des Bundes für „Nationale Projekte des Städtebaus“ angesprochen. Eine Recherche ergab, dass in Städten wie unserer durchaus Projekte mit Summen bis 10 Mio € gefördert wurden. Von Seiten des Landes Hessen wird „…touristisch relevantes Kulturerbe und Naturerbe“ bevorzugt gefördert. Davon haben wir reichlich.
    Ein international preisgekröntes Archtitekturbüro aus Holland ist bereit, eine Quartiersentwicklung für uns zu erstellen. Ein beziffertes Angebot liegt vor.
    Wünsche frohes Schaffen!

    Alois Mieslinger

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