Das Wort zum Donnerstag: Was uns unter angeblichem Fortschritt blüht

Die E-Ladesäule auf dem Parkplatz bei der historischen Windmühle in Süddorf auf Amrum. Fotos: M. Zimmermann

Auch ein Urlaub bietet außer Erholung Anstöße zum Nachdenken. Da diskutieren einige Leute vehement über die Aussichten der von Politik und deutschen Auto-Konzernen seltsamerweise favorisierten E-Autos. Bislang kommt man mit denen nicht sehr weit. Und Ladesäulen sind bekanntlich rar. Man weiß ja, dass der Strom irgendwoher kommen muss. AKW? Nee! Sollen ja bald ausrangiert werden. Kohlestrom? Auch nee! Stinkt zum Himmel. Soll ja auch bald beendet sein. Ökostrom? Der kommt zwar aus der Steckdose, kostet aber. Wind, Wasser, Sonne? Gibt’s davon genug?

Der freizuhaltene aber völlig ungenutzte Platz für drei Fahrzeuge.

Gibt’s sogar gratis. Unglaublich? Ein Beispiel: Als Urlauber auf der Nordsee-Insel Amrum sind wir, zuerst zufällig, dann täglich mehrmals mit unserem Diesel-Golf an der E-Tankstelle bei der historischen Mühle in Süddorf vorbeigekommen. Daran steht: „Dank des ,Sonnencents‘ von ,Strom von Föhr‘ können Sie hier kostenlos laden“. (Siehe Foto!) Drei Parkplätze sollten dafür sogar freigehalten werden. Aber nie stand da auch nur ein einziges Auto, in der ganzen Woche.

Hatte sich das tolle Angebot noch nicht genügend rumgesprochen? Kostenloser Strom für E-Autos! (Von denen haben wir, meine Frau und ich, in der Zeit auf der ganzen Insel überhaupt nur eins – ein kommunales – gesehen, ehrlich!)

Und nun kommt man ins Grübeln.

„Stellen wir uns doch mal janz dumm: Wat is’n E-Auto?“ Klaro: Ein Auto mit Elektromotor, das also mit Strom statt mit Benzin oder Diesel fährt. So soll angeblich dem Klimaschutz geholfen werden. Da stellen sich uns doch einige Fragen. Beispielsweise: Woher kommt der Strom? Ja, aus den Ladesäulen, wenn man den richtigen Stecker hat, oder aus der eigenen Steckdose. Woraus bestehen die Batterien? Woher kommen die dafür nötigen Rohstoffe? Werden die Batterien auch klimaneutral produziert? Können sie später klimaneutral recycelt werden?

Nun, wieder daheim, fand ich auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen überraschend unter dem Link https://www.zdf.de/nachrichten/heute/scheinbar-saubere-elektromobilitaet-100.html eine ZDF-Reportage vom 9.9.2018. Sie dauert 28 Minuten und jeder E-Auto-Interessent sollte sie gesehen haben!

Textliche Einleitung: „Ohne die Metalle Lithium und Kobalt kommt keine moderne Elektroautobatterie aus. Denn sie beide sorgen in der Batterie für eine hohe Energiedichte und eignen sich bestens als Kraftspender für E-Autos. In Zeiten von Klimawandel und Diesel-Gate setzen Verkehrsplaner große Hoffnungen auf Elektromobilität. Und auch die Politik sowie die deutsche Autoindustrie streben an, dass ab 2025 bis zu 20 Millionen Elektrofahrzeuge über Deutschlands Straßen rollen.“

Außerdem: Zwar besteht der E-Motor aus viel weniger Bauteilen als der Verbrennungsmotor, aber für jenen braucht man erheblich mehr Kupfer. Muss ja auch importiert werden. Aus Chile, erinnern sie sich? Ach ja: Damit das Gewicht des Wagens Motor und Batterie nicht zu sehr belastet, soll für die Karosserie bevorzugt Aluminium verwendet werden. Und woher bekommen wir das Bauxit-Erz, aus dem das Aluminium gewonnen wird? Hauptsächlich wohl aus Guinea, Brasilien oder Australien, die über die weltweit größten Vorkommen verfügen. China braucht seine riesigen Vorkommen selber. Und wie kriegt man das Alu aus dem Erz? Richtig! Durch Schmelzen bei rund 700 Grad. Das geht aber nur mit Strom. „Pro produziertem Kilogramm Rohaluminium müssen 12,9 bis 17,7 Kilowattstunden an elektrischer Energie eingesetzt werden.“ (Wikipedia) Dann ist es aber noch lange nicht in der gewünschten Form und man braucht weiterhin Strom zum Gießen, Walzen, Pressen und Montieren. Und der wird wegen der „Energiewende“ immer teurer, auch weil die Aluminium verarbeitenden Betriebe Rabatte kriegen.

Fazit: Der programmierte Irrsinn, auch mittels neokolonialer Ausbeutung.

Manuel Zimmermann

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2 Kommentare

  1. Das Elektro-Auto ist politisch gewollt, und bei der Automobilwirtschaft unumkehrbar angekommen – trotz allen Widrigkeiten.

    Getreu nach dem Motto: Prinzip Hoffnung – die Zukunft wird es schon richten.

    Wir, die Bürgerinnen und Bürger, werden uns mit dem Elektroauto wohl arrangieren müssen.

    Im Ø fahren wir ja nur 50 Kilometer (km) am Tag.

    Diese Strecke lässt sich mit einem Elektroauto, das eine Reichweite von 200 bis 300 km hat, problemlos bewältigen.

    Für diese 50 km benötigt ein E-Auto 6 bis 10 KW/h elektrischer Leistung – je nach Größe des E-Autos. Diese elektrische Leistung lässt sich über die Nacht hinweg, in 8 Stunden = 750 Watt bis 1.250 Watt pro Stunde, mit einer normalen 220 Volt Steckdose, schonend der Autobatterie zuführen.

    So jedenfalls die Theorie bei den Planern der E-Mobilität. In der Praxis sieht jedoch ganz anders aus (…).

    Die >Freie Fahrt< für freie Bürger, sie wird es dann so, wie wir sie heute kennen und handhaben, nicht mehr geben.

    Das Aufladen der Autobatterien wird (zwangläufig) reglementiert sein.

    Man wird sich Zeiten für das Aufladen der Batterie bei den Stromanbietern reservieren müssen, je flexibler und kürzer diese Aufladezeiten sind, desto teurer wird der Strom sein.

    Weite Strecken wird man, aus Gründen der langen Aufladezeiten, zukünftig mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Das E-Auto ist auf Grund dieser langen und teuren Aufladezeiten nicht mehr attraktiv genug.

    Fazit: Mit Blick auf die Vorgaben (…) der Europäischen Union, sowie auf die Transformationsprozesse bei den Autokonzernen (siehe VW), wird das Elektroauto das Verbrennerauto ablösen, ob wir das wollen oder nicht, wir werden uns damit abfinden müssen – es wird hier (aus heutiger Sicht) keinen Weg mehr zurückgeben.

    Stimmig-, Umwelt- und Naturfreundlichkeit konnten hier jedoch nicht an erster Stelle gestanden haben – denn all die dafür notwendigen Kriterien erfüllt das E-Auto (nachweislich) nicht.

  2. Man kann ja noch weiter nachdenken. Der Bedarf an erneuerbarer Energie wird zwangsläufig nach dem Ausstieg aus der Braunkohle ins Unermessliche steigen. Aber der Zubau von Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen stockt bereits, auch wegen geringerer Förderung und zunehmender Widersprüche gegen neue Stromleitungen. Das E-Mobil-Konzept, wenn es denn eins sein sollte, führt in eine Sackgasse.

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