Wenn der neue Bürgermeister baden geht

(c) Martina E. Büchel, naturfotografen-forum.de

Da hatten die Wildunger Stadtverordneten gleich nach seiner Wahl Schwung bekommen und dem Bürgermeister einen zukunftsweisenden Auftrag gegeben: Bitte sagen Sie uns doch, wie wir ein neues Schwimmbad für ungefähr 14,5 Mio Euro bauen können, und wie wir das für ungefähr 450 Tausend Euro im Jahr betreiben können.
Eine Aufgabe, die nach all den Gutachten über ein Schwimmbad für Bad Wildungen doch machbar sein sollte, dachten die Stadtverordneten. Außerdem hatte die Verwaltung ja auch noch neue Forschungen über die Materie „kommunales Schwimmbad“ in Wiehl angestellt. (Was, Sie kennen Wiehl nicht? – Da gibt es ein kleines Schwimmbad und einige andere Freizeiteinrichtungen mehr. Das sollte doch reichen als Beispiel für das „Weltbad“ Bad Wildungen….)
Die Antwort der Verwaltung war allerdings nicht wie erwartet: Der Neubau würde mindestens 20 Millionen Euro kosten. Ach ja – die Betriebskosten und damit die Belastung für den städtischen Haushalt könne man leider nicht angeben, das wäre zu aufwändig, und man bräuchte zu viele Daten dafür.
Nun hatten die Stadtverordneten seit mittlerweile 10 Jahren einige Experten beauftragt, Bau- und Betriebskosten für ein neues Schwimmbad zu berechnen. Diese haben verschiedene Entwürfe gemacht, und hin und her gerechnet. Das waren zum Teil Leute, die selbst Bäder betreiben, die es also wissen sollten. Und siehe da! In diesen Entwürfen hätten sich Antworten gefunden auf die Anfrage der Stadtverordneten: Ein Sportbad mit Sauna, das Dr. Kannewischer vorschlug, würde scheinbar ziemlich genau passen: der Bau würde heute ca. 14 Mio Euro kosten, und die Betriebskosten wären ca. 600 Tausend Euro – dichter an 450 Tausen Euro kam kein anderer Entwurf.
Die Stadtverordneten weigerten sich in ihrer August-Sitzung, dem Bürgermeister zuzustimmen, so ein – wie von der Verwaltung vorgeschlagen – nicht berechenbares Bad zu finanzieren. Wenn es am Ende es zu teuer wird, dann muss man es schließen, weil man kein Geld mehr für den Betrieb hat…
Es wäre sehr schön, wenn der neue Bürgermeister demnächst beim Thema Heloponte nicht wieder baden geht! Dafür aber in absehbarer Zeit viele Einwohner und vor allem neue Touristen in einem neuen Bad in der Kur- und Badestadt Bad Wildungen! Oder – wie es in der Werbung heißt – manchmal muss man jemanden fragen, der sich damit auskennt…

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5 Kommentare

  1. Ich muss sagen, ich bin schon sehr verwundert.
    Ein öffentliches Schwimmbad gilt als soziale Einrichtung, etwas, was es in dieser Stadt nicht mehr gibt.
    Dass ausgerechnet die Stadtverordnete der Linken sich gegen eine soziale Einrichtung ausspricht, hat schon Chuzpe.
    Das jemand mit einem eindeutigen Pseudonym sich für ein reines Sportbad ausspricht, lässt ebenfalls tief schliessen.
    Warum spricht man seine Meinung nicht unter dem richtigen Namen aus?
    Was will man mit dem Pseudonym verbergen?
    Was nun die Gutachten angeht, die sind natürlich so ausgefallen, wie sie in Auftrag gegeben worden sind.
    Honi soit qui mal y pense…
    Alfons von der Vogelweide ist ganz gewiß niemand, der etwas von Wirtschaft – weder Betriebs- noch Volkswirtschaft – versteht.
    Und warum er den armen Walter von der Vogelweide vorschiebt, weiß auch er nur ganz allein. Vermutlich hapert es da auch an den Geschichtskenntnissen.
    Ein reines Sportbad ist kein Anziehungspunkt für diese Stadt, sondern nur ein Zweckbau, der sich selbst unter den beschriebenen Gesichtspunnkten nicht tragen kann.
    1 Schwimmmeister? Hat der keinen Urlaub, kein Wochenende, wird der nicht krank?
    Schließen wir dann das Bad wegen Urlaub, Krankheit und am Wochenende?
    Desgleichen eine Kassiererin?
    Vom Verbrechen gegen die GLeichberechtigung möchte ich jetzt gar nicht reden.
    Allein diese Aussage beweist, dass „Alfons vdV“ hier nur Milchmädchenrechnungen aufmachen will.
    Für unsere Stadt wollen sowohl Regine Preysing als auch AvdV nichts erreichen, weder einen Anreiz schaffen für junge Familien – noch immer pendelt das Gros der Klinikmitarbeiter trotz teilweise mehr als einer Stunde reiner Fahrzeit pro weg – und auch nichts für die in der Stadt lebenden jungen Menschen.
    Eigentlich sollte das ja auch ein Argument der Grünen sein, wenn Bad Wildungen Maßnahmen ergreifen würde, die den Pendelverkehr reduzieren würden.
    Aber die sind ja wohl eher für einen Buspedenlverkehr in das Fritzlarer Freibad und gegen ein Freibad in der eigenen Stadt.
    Welch Schizophrenie!
    Aber es ist wohl, wie es ist: Bad Wildungen ist von bestimmten „Volksvertretern“ zur Vergreisung freigegeben worden.
    Und die anderen, die sich für das „Sparbad“ im einstigen Weltbad ohne Kurhaus aussprechen, machen sich genauso mitschuldig wie diese Leute, die seit mehr 40 Jahren in der Stadtverordnetenversammlung sitzen, sich für sakrosankt halten und nicht bemerkt haben, dass sie längst unter Alterdemenz, Altersstarrsinn, Alzheimer und/oder Parkinson leiden.
    Leider müssen Volksvertreter nicht regelmäßig neurologisch untersucht werden, es wäre sinnvoll.

  2. Brauchen wir ein Schwimmbad? Ja! Brauchen wir ein Spaßbad? nein! Damit wäre schon Alles gesagt. Schwimmen ist Körperertüchtigung und keine Spaßveranstaltung. Wer Spaß haben möchte kann den Zirkus besuchen. Ein Schwimmbad nach dem Slogan einer berühmten Schokoladenmarke gebaut, erfüllt seinen Zweck. Einfache Konstruktion, acht 25m Schwimmbahnen, Wassertemperatur 18°, funktionale Überdachung (Solar) Verzicht auf jeglichen Schnick-Schnack, wie Erlebnisgastronomie (Nahrungsaufnahme ist auch zu Hause möglich) Karibikwohlfühlsaunalandschaft, Shoppingcenter, Rutschbahnen etc. Verzicht auf Stararchitekten und Gutachter. Solch einen einfachen Entwurf incl. Statik kann bereits der Architekturstudent im 1. Semester erstellen. Personal: 1 Kassiererin, 1 Schwimmmeister ( auf das 3. „m“ bei dem Wort „Schwimm(m)eister kann verzichtet werden, Reinigungskräfte. Eintrittspreise in Höhe von 2,00 € pro Stunde wären dann vermutlich kostendeckend und für die Schwimmer eine große Freude.

  3. Das sehe ich in bestimmten Teilbereichen anders bzw. möchte es ergänzen:

    Die Hauptkostenfaktoren einer (maritimen) Freizeitanlage, das ist richtig, sind die Energiekosten, jedoch auch die Kapital- und die Personalkosten sind ein großer Kostenfaktor.

    Mit Blick auf die Entwicklung dieser Kosten, sollte eine maritime Freizeitanlage heute ganz neu gedacht, d. h, ganz neue Eigenschaften (…) besitzen – somit ganz neu konzipiert werden.

    Stichworte hier zu: Intelligente (interne und externe) Energie-Mehrfachnutzung, hoch effiziente, attraktive, intelligente Bauweise – mit vielen Alleinstellungsmerkmalen.

    Wenn nachzuweisen ist, dass eine maritime Freizeitanlage, auch von einer Stadt, wirtschaftlich betrieben werden kann, wenn damit (direkt, insbesondere indirekt) Geld zu verdienen ist, dann wird man in bestimmten Kreisen in der Politik, der Wirtschaft, insbesondere in der Finanzwirtschaft, hellhörig werden.

    Etwas wirklich Neues ist selbstverständlich immer mit Risiken verbunden.

    Beim Althergebrachten, da weiß man i. d. R. was auf einen zukommt.

    Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden: Wir leben in einer Zeit des Wandels.

    Viele Dinge in unserm Leben werden wir, ob wir wollen oder nicht, neu gestalten müssen – wenn wir sie in Zunft weiterhin nutzen bzw. zur Nutzung anbieten wollen; daran wird kein Weg vorbeigehen.

  4. Sie sehen es richtig, dass ein privater Unternehmer sich so etwas nicht leisten kann, und deshalb baut er ja selbst kein solches Bad.

    Es gibt mittlerweile durch die aktuellen Energiepreise keine Möglichkeit, ein Bad allein verlustfrei zu betreiben. Daher muß es darum gehen, die Verluste so gering wie möglich zu halten, denn diese wirken sich im Haushalt der Stadt aus. Das Heloponte kostet den Haushalt jährlich ca. 2 Mio Euro Verlust!

    Meine Idee: ein Bad bauen, dessen Betrieb die Stadt nichts kostet. Wie das geht? Wie Sie schon schrieben, wohl nur mit einem privaten Betreiber, der sich darum kümmert. Jedenfalls was Bad Wildungen angeht. Und indem man in dem Bad auch einen Bereich schafft, der auch hohe Eintrittspreise rechtfertigt. Außerdem muß man das Bad mit einem anderen Unternehmen koppeln, das davon profitieren kann, dass es ein Bad gibt (z.B. ein Hotel – hier können höhere Zimmerpreise verlangt werden, wenn ein Bad vorhanden ist). Wenn man das in der richtigen Qualität anbietet, klappt es. Das ist mehrfach auch von privaten Betreibern vorgemacht worden, und daran sollte man sich orientieren. Denn ob die Stadt Bad Wildungen sich in Zukunft ein Bad leisten kann, das 1,5 Mio Verlust jährlich bedeutet, glaube ich nicht. Dann ist das Geld für den Bau weg, und das Bad geschlossen weil der Betrieb nicht finanziert werden kann. Bestes Beispiel in Bad Wildungen für solch einen Ablauf ist das Kurhaus. Da passiert genau das Beschriebene, seit nunmehr 12 Jahren zu weil sich der Betrieb nicht rechnet….

  5. Habe ich das richtig verstanden:

    Ein Unternehmer, der selbst (vergleichbare) Bäder betreibt, prognostiziert der Stadt Bad Wildungen, für ein Schwimmbad das 20 Millionen Euro kosten soll, einen jährlichen Zuschuss von mindestens 600.000 Euro, zusätzlich zu den Eintrittspreisen und sonstigen Erlösen aus der Anlage, zur Deckung der laufenden Kosten?

    Da kann doch was nicht stimmen.

    Kein privater Unternehmer würde ein Schwimmbad bauen, auch gar nicht finanziert bekommen, dass schon in der Prognose solche finanziellen Verluste vorweist.

    Meiner Meinung nach kann das nur darauf hinauslaufen, das der Unternehmer die Bäder im Auftrag einer Stadt betreibt – somit den jährlichen Kapitalbedarf geblümt hochrechnet.

    Ich habe zwar noch nie eine maritime Freizeitanlage betrieben oder geführt, jedoch habe ich mich ein paar Jahre mit dem Bau und einer notwendigen Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage (in den 90-zigern) beschäftigt.

    Den Weg, zur Findung einer für Bad Wildungen passenden maritimen Freizeitanlage, den die Stadt und die Parlamentarier hier gegangen sind, der war nicht wirklich rühmlich – und bis heute auch nicht mit Erfolg gekrönt.

    Was also tun?

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