Edersee: Zweimal „Nabucco“ bei der Sperrmauer

23. und 24. August 2019

Der Hohepriester Zacharias ermutigt seine Mitgefangenen. Fotos: Peter Fritschi (2), M. Zimmermann (1)

Traumhaftes Opern-Erlebnis für Hunderte

Donnernder Schlussapplaus mit Standing Ovations an beiden Vorstellungsabenden – wie zuvor immer wieder Szenenapplaus – bewies, wie begeistert das Publikum von der Open-Air-Aufführung der Verdi-Oper „Nabucco“ durch die Festspieloper Prag auf dem Sperrmauer-Vorplatz war. Samstag wie Freitag waren die 900 Sitzplätze besetzt.

Links das Orchesterzelt.

Nachdem eingangs Edertals Bürgermeister Klaus Gier als Schirmherr die Zuschauer begrüßt und erklärt hatte, er habe im Rahmen der optimalen Vorbereitungen der Veranstaltung nur noch die Aufgabe gehabt, für das wunderbare Wetter zu sorgen, begann das dramatische Geschehen um Macht und Liebe auf der Bühne mit fast 100 Mitwirkenden. Die Opernhandlung in vier Akten hat die Eroberung Jerusalems und die folgende babylonische Gefangenschaft des jüdischen Volkes als Hintergrund.

Kein Provinztheater

Obwohl wahrscheinlich nur wenige Zuschauer die Texte der Gesänge in der italienischen Originalsprache verstanden, faszinierten die Darsteller durch ihre ausdrucksstarke Mimik, Gestik und vor allem den exzellenten Gesang. Vor den sparsam gestalteten Bühnenkulissen gaben hier hervorragend ausgebildete Profis und ausgezeichnete Solisten ihr Bestes. Bei der Sopranistin Liana Sass als Abigaille merkte man beispielsweise auch an ihrem schauspielerischen Können, dass dies kein Provinztheater war. Wie eine Furie in Rot und Gold personifizierte sie Eifersucht, Machthunger, Neid und Rachdurst.

Abigaille droht mit dem Schwert.
Die von Neid und Machthunger zerfressene Abigaille bedroht Ismaele, den Liebhaber von Fenena, in den auch sie verliebt ist.

Immer wieder hoffen die Gefangenen Hebräer mit ihrem Hohepriester Zacharias, gespielt von dem mit einem enormen Bass ausgestatteten Jurij Kruglov, auf ihre Befreiung. So kam denn endlich im dritten Akt auch der ersehnte – als „Ohrwurm“ zur heimlichen Nationalhymne Italiens gewordene – Chor der Gefangenen zur Geltung. Das Orchester unter Leitung Martin Soubravsky imponierte konstant mit vorzüglichem Spiel.

Den Gefangenenchor erhielt das hingerissene Publikum zum Schluss nochmal als Zugabe.

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