Bad Wildungen verWANDELn – wir gestalten unsere Zukunft im ländlichen Raum

Alle die Daumen hoch vor der Wasserwand, als Abschluss des kreativen Tages. Fotos: M. Zimmermann

Jugendliche konnten Ihren Ideen freien Lauf lassen.

Das vielversprechende Thema der Veranstaltung, zu der Schüler und Schülerinnen des Gustav-Stresemann-Gymnasiums am vergangenen Mittwoch in die Wandelhalle eingeladen waren, motivierte die etwa 50 Jugendlichen zu kreativen, sehr gut erklärten und begründeten Projektideen. Diese entstanden in rund zweistündiger Teamarbeit von sechs Gruppen und wurden nach der Mittagspause mit bisweilen kunstvollen Illustrationen und unter viel Beifall den anwesenden Expertinnen und Experten vorgestellt, die sodann dazu Stellung nahmen.

Eingeladen hatte das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, vertreten durch Dr. Jürgen Römer, Leiter des Fachdienstes Ländlicher Raum des Landkreises Waldeck-Frankenberg. Zu den Expertinnen und Experten gehörten natürlich auch Bürgermeister Ralf Gutheil und Robert Hilligus vom städtischen Bauamt. Von der Regionalen Entwicklungsgruppe Kellerwald-Edersee war Lisa Küpper gekommen, auch Buchhändler und Kulturaktivist Bernhard Schäfer zeigte sich sehr interessiert.

Das Team EISBAHN brauchte keine Illustration.

Gemessen am anhaltenden Beifall der anderen Jugendlichen erhielt das Team mit dem Vorschlag „Eisbahn“ wohl am meisten Zustimmung. Dort, „wo sie schon ist“, wäre sie ein Magnet für Jugend und Tourismus. Zur Finanzierung kämen außer der Stadt auch Vereine und Sponsoren mit Bannerwerbung infrage. Genutzt werden könne sie dann nicht nur für Eislaufen, sondern auch für Lasershows, einen zu gründenden Eishockey-Verein, Eiskunstlauf und Open-Air-Kino. Weil es dergleichen sonst nur in Kassel und Willingen gebe, sei sie hier dann eine Attraktion für die Region.

Damit man für Jugendliche bereits vorhandene Freizeitangebote besser bekannt machen und nutzen könne, empfahl ein Team die Entwicklung einer stets aktualisierten App, mit der man auf dem Handy immer sehen könne, wo und was gerade möglich ist.

Eine der gelobten Illustrationen

Um miteinander zusammensein oder auch feiern zu können wünschte sich ein Team eine Disko mit Alkohol-Ausschank. Es gebe ja auch kein Kino. In Fritzlar und Korbach seien die nächsten. So einen Raum mit einer Bühne könne man auch für Partys oder kulturelle Events vermieten.

Für die Outdoor-Freizeit schlug ein anderes Team eine Anlage mit vielseitigen Sportmöglichkeiten vor, wo außer Fußball – der momentan nur auf Vereinsplätzen gespielt werden könne – auch Volleyball oder auch Beachvolleyball, Basketball und Tischtennis gespielt werden könne. Diverse ebenfalls aufzustellende Sportgeräte könnten sogar auch Ältere motivieren. In der Mitte des Ganzen wäre am besten eine freie Rasenfläche.

Bürgemeister Ralf Gutheil beim Statement zu den Ideen.

Bürgermeister Gutheil bescheinigte den vorgestellten Projektideen „viel Potential“ und dimmte die Erwartungshaltung an die Realisierungsmöglichkeiten, ebenso wie Herr Hilligus, etwas herunter. Er erinnere sich an seine Jugendzeit und die damaligen Initiativen. Als die dann endlich verwirklicht waren, sei er schon Student gewesen. Politik brauche eben etwas länger. Schließlich würden die Trendsportarten ziemlich schnell wechseln, und ungenutzte Bolzplätze seien wieder eingezogen worden. Außerdem stelle sich – außer der Finanzierung – immer auch die Frage nach Verantwortlichkeiten und nachfolgenden Beteiligungsprozessen, quasi von Jugendlichen der nächsten Generationen. Am Beispiel Heloponte könne man sehen, dass eine gute Idee eben auch oft defizitär sei.

Als möglichen Treffpunkt für abends ab 23 Uhr, wenn mit Lärm zu rechnen sei, schlug der Rathauschef vor, vielleicht das Theater am Bunker zu nutzen. Dazu bemerkte Bernhard Schäfer, es stehe auch für private Feiern grundsätzlich jederzeit zur Verfügung. Doch es brauche eine gewisse Sicherheit, damit nicht die Polizei kommen müsse.

Dass Jugendliche bisher bei Entwicklungsplanungen zu wenig gehört worden seien, stellte Frau Küpper fest. Zwar seien das gute Projekte, aber die Frage, wer es dann mache und was es koste, bleibe offen. In einer sich bildenden Arbeitsgruppe, bot sie an, wolle sie gerne mitwirken.

Die Entwicklung einer Veranstaltungs-App, für die sich der Landkreis mit der Stadt Bad Wildungen kurzschließen könne, könnte für andere Kommunen des Kreises wegweisend sein und würde man vom Kreis auch fördern, erklärte Stefan Gothe. Ein Schüler bemerkte dazu, dass die App allein aber nicht das Problem löse.

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4 Kommentare

  1. Die was machen können, der Bürgermeister und das Stadtparlament, sind offenbar noch nicht aufgewacht.
    Wildungen verschläft – wie so oft – vermutlich auch diesen Impuls.

    • Es wäre schön, wenn man die – augenscheinlich interessierten – Jugendlichen nicht durch das Aufzeigen der Probleme bei der Umsetzbarkeit demotiviert hätte, sondern sie durch konkrete Vorschläge wie zB das Angebot einer Mitarbeit in Gremien bestärkt hätte. Die Jugendlichen sind unsere Zukunft!

      • Mitarbeit in Gremien? Da sitzen ja nur Parteimitglieder der Fraktionen. Wo sind denn die Jugendorganisationen der Parteien? Die scheinen wohl nicht sehr attraktiv zu sein. Man hört und sieht sie kaum oder garnicht. Und wer je als JUSO, Jugend-GRÜNER, JuLi oder JU-ler versucht hatte, ernsthaft die Willensbildung seiner Partei zu beeinflussen, musste entweder zu Kreuze kriechen oder als „Störenfried“ aufgeben. Der Erfolg von „Fridays For Future“ ist davon z. B. eine Konsequenz.

  2. Das Thema: neue Freizeitgestaltung und neue Freizeitprojekte, dies war schon mal in den 90zigern ein großes Thema hier bei uns in der Region – und nicht nur bei den jungen Leuten, auch bei den Erwachsenen.

    Was hat sich in den letzten 25 Jahren (in unserer Region) in diese Richtung getan? Richtig, nichts wirklich Aufregendes!

    Und warum konnte bzw. hat sich hier nichts wirklich Aufregendes entwickeln können?

    Meine Meinung: Bad Wildungen geht seine Projekte nicht wirklich entschlossen genug an – siehe „Heloponte“ und „Neues Kurhaus“ – um nur die in der Öffentlichkeit bekanntesten aktuellen Projekte zu nennen.

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