Acht Jahre nach Fukushima: Auch in Korbach gab es eine Mahnwache.

was doch so gerne verdrängt wird...

BI-Sprecher Dr. Peter Koswig bei seiner Ansprache; daneben Physiker Manfred Zinke. (Fotos: M. Zimmermann)

Rund 40 Menschen versammelten sich auf Einladung der Bürgerinitiative für ein lebenswertes Korbach (BI) in der Korbacher Fußgängerzone „Im Loch“, um nicht nur an die japanische Reaktor-Katastrophe von 2011 zu erinnern, sondern auch um auf die fortdauernden Gefahren der „friedlichen Nutzung der Atomenergie“ aufmerksam zu machen. BI-Sprecher Dr. Peter Koswig wies nachdrücklich darauf hin, dass selbst dann, wenn alle deutschen Atomkraftwerke 2022 tatsächlich abgeschaltet sein sollten, deren Rückbau und die Entsorgung der strahlenden Bauteile noch für die kommenden Generationen unkalkulierbare gesundheitliche Risiken darstellten.
Hierzu wurde ein Experiment von einem Physiker vorgeführt, das viel anhaltenden Beifall erhielt:

Manfred Zinke hinter seinem Detektor.

Redebeitrag und Messversuch von Manfred Zinke an Dreck aus dem Tschernobyljahr
„Vor acht Jahren explodierten drei Blöcke des Kernkraftwerks Fukushima, weil der Betreiber Tepco die Tsunami-Schutzmauern nicht hoch genug gebaut hatte.
Vor 33 Jahren explodierte ein Block des Kernkraftwerks Tschernobyl, weil eine unerfahrene Mannschaft bei einem der Tests Sicherheitssysteme ausschaltete.
Diese zwei – von viel mehr heruntergespielten oder sogar verschwiegenen Katastrophen der sogenannten „friedlichen Nutzung von Atomenergie“ – hätten nach meiner Logik zum Ausstieg weltweit führen müssen.
Einige von uns erinnern sich noch an die beschwichtigenden Reden des Innenministers Zimmermann im Sommer 1986, die in ziemlichem Kontrast etwa zu den Veröffentlichungen von „Strahlentelex“ standen. Bauern mussten ihre Salatäcker umpflügen, Dosennahrung wurde Frischem vorgezogen. Maronenröhrlinge hatten extrem hohe Cäsiumwerte, und das Molkepulver von Meggle wartete in Güterwagen auf die Dekontamination im Kernkraftwerk Lingen.
Wer kleine Kinder oder gar einen Säugling ernähren musste, hatte die Arschkarte.

Mit dem Geigerzähler kann man Radioaktivität in Lebensmitteln nicht messen, dafür braucht es ein völlig anderes Messgerät. Da ich zwei kleine Kinder und die Nase gestrichen voll hatte von den sich widersprechenden Informationen, kaufte ich diesen Detektor.
Ab sofort konnte ich mir ein objektives Bild der Situation machen. Tatsächlich gab es ein breites Spektrum bei Lebensmitteln, das von „unter Greenpeace-Wert 10 Bequerel(Bq) pro Kilogramm“ bis weit über „Bundesregierung-Wert 600 Bq/kg“ reichte.
Vom Schulhof der Gesamtschule Edertal kehrte ich im Mai 1986 ein Glas voll mit Staub und Dreck zusammen. 250 Gramm davon brachten es auf immerhin 12.000 Bq, das sind 12.000 Strahlen pro Sekunde von 12.000 Atomen, die beim Zerfall diese Strahlen aussenden.
Dadurch werden die Atome im Laufe der Zeit weniger und es strahlt dann auch weniger. Die Zeitspanne, bei der nur noch die Hälfte der Atome da sind, nennt man Halbwertszeit.
Beim radioaktiven Jod 131, das den Bauern Kopfschmerzen machte, ist diese mit einer Woche ziemlich kurz, die Strahlung aber heftig. Nach 10 Wochen, also 10 Halbwertszeiten, war das Jod so gut wie verschwunden, dann durfte man wieder Salat und Gemüse essen.

Ganz anders sieht das aus bei einem anderen der vielen bei der Explosion freigewordenen Atome: Cäsium 137 mit seiner Halbwertszeit von 30 Jahren. Man hatte sich bei der Angabe von Radioaktivität in Lebensmitteln für dieses Atom entschieden. Heute 33 Jahre danach müsste noch knapp die Hälfte da sein und damit auch strahlen. Was sagt der Detektor? Sehen wir auf dem Display nach!

Zwei Journalisten lesen die Anzeige auf dem Detektor ab.

Aha! Diese 250 Gramm Staub oder Dreck haben heute noch rund 5.300 Becquerel, pro kg also etwa 21.200. Ursprünglich – 1986 – waren es etwa 50.000 Bq/kg. Da dies relativ gut den Zerfall des Cäsiums 137 abbildet, gehe ich davon aus, dass dies auch das vorherrschende Radionuklid in der Probe war und ist.

Im vorletzten Sommer hatte ich Wildunger Maronenröhrlinge gemessen: Selbst nach strengen Maßstäben geurteilt ohne Bedenken genießbar, praktisch Null Bq.
Wo ist das Cäsium hin?
Wildschweinfleisch aus Bayern hat zuweilen noch Werte von über 2.000 Bq/kg. Auf der Suche nach Futter pflügen die Tiere auch in tiefere Erdschichten und treffen so auf die vermeintlich verschwundenen radioaktiven Atome.
Was könnte dies für uns Menschen bedeuten? Könnte das Vermächtnis der „saubersten und billigsten Energie“ im Grund- und Trinkwasser landen?
Jod und Cäsium haben neben vielen gefährlichen Geschwistern noch ein besonders hässliches: Das hochgiftige Plutonium 239 mit einer Halbwertszeit von 24.000 Jahren. Ein Millionstel Gramm gilt als tödlich.
Obwohl dies heute alles bekannt ist, ist kein Ende der sogenannten friedlichen Nutzung der Kernenergie in Sicht.
Ist es mit dem Klima nicht ähnlich?“

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1 Kommentar

  1. Wer Kernkraftwerke abschalten will, sollte zumindest eine Alternative zur Sicherstellung der Energieversorgung einer Industrienation vorweisen können.
    Sonnenenergie? Hat einen kleinen Nachteil, selbst Fischer, Trittin und Roth haben es nicht geschafft, die Sonne 24/7 scheinen zu lassen.
    Windkraft? In Windkraftanlagen werden Neodyme verbaut.
    Bei der Gewinnung dieses zu den Seltenen Erden gehörende Metalls werden radioaktives Uran und Thorium freigesetzt, dazu die extrem potenten Treibhausgase Kohlenstofftetraflourid und Hexaflourethan.
    Das alles kann man im Internet nachlesen.
    Dazu kommen pro Windkraftwerk etwa 7 bis 14 Hektar Landschaftsverbrauch, denn die Bauteile müssen irgendwie in die Wälder gelangen, zum Vergleich, im Hambacher Forst ging es um 100 Hektar.
    Abgesehen von Schallemissionen werden dann noch jährlich etwa 250.000 Raubvögel, 260.000 Fledermäuse und nach neuesten Erkenntnissen etwa 1.200 bis 1.400 TONNEN (!!!) Insekten allein in Deutschland getötet.
    Die Schweisnwale wurden durch Off-Shore-Windkraftanlagen vertrieben.
    Im Vorfeld werden Brutgebiete von Rotmilan und Schwarzstorch vorsätzlich vernichtet.
    Da auch das Aus für Kohlekraftwerke beschlossen ist, bleiben dann nur noch die zahlreichen Kernkraftwerke an den deutschen Grenzen.
    Übrigens, Tschernobyl war ein französischer Typ und ist auf Grund von vorsätzlichen Verstößen gegen Sicherheitsvorkehrungen explodiert.
    Die regierung der damaligen UdSSR hat lange Zeit versucht, diesen Super-GAU zu verheimlichen.
    Das Unglück von Fukushima war die Verkettung eines Erdbebens von bis dato ungekannter Stärke (9,1) und eines anschließenden Tsunamis. Die schlampigen Wartungsarbeiten der Betreiberfirma Tepco haben dann diesen zweitgrößten Reaktorunfall letztendlich ermöglicht.
    Was übrigens die Versorgung der Bevölkerung mit krebserregenden Stoffen angeht, da sind ja erst kürzlich die Grenzwerte für mit Nitrosaminen verseuchte Blutdrucksenker angehoben worden, damit die Lagerbestände noch aufgebraucht werden können.
    Es betrifft ja nur pro Jahr etwa 900.000 Patienten (wahrscheinlich sind es wesentlich mehr), bei denen das Krebsrisiko erheblich angestiegen ist, alles zum Wohle der Profite der gesetzlichen Krankenkassen…

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