Wortklauberei: Muttersprache

Zum Tag der Muttersprache

Wissen Sie denn, was heute für ein Tag ist? Wer auch immer diese merkwürdigen Tage so genannt hat, könnte sich ja etwas dabei gedacht haben. Im Mai gibt es bekanntlich den Muttertag, der sich irgendwie sogar international durchgesetzt hat. Nun soll heute angeblich der „Tag der Muttersprache“ sein. Im Radio konnte man es hören.
Vielleicht ist es ja ganz gut, sich mal darüber Gedanken zu machen, was wir denn unsere Muttersprache nennen. „Sprich Deutsch“ sagte meine Mutter, wenn ich als Kind irgendwelche interessanten Wörter aufgeschnappt und nachgeplappert hatte. „Der (oder die) ist ja blöd – auf Deutsch gesagt“, bedeutet: deutlich oder direkt und unverblümt, also schnörkellos zu reden. Diese Redensart stammt, wie die Sprachwissenschaftler sagen, aus jener Zeit, als im Hochmittelalter bei Hofe (Königs- und Fürstenhof) Latein die Umgangssprache war. Das einfache Volk sprach diutisk oder tiutsch, wie die Hochwohlgeborenen es verächtlich nannten.
Hochwohlgeborene wie der „Alte Fritz“, also Friedrich der Große, sprach quasi von klein auf Französisch, was ja auch damit zu tun hatte, dass damals im 18. Jahrhundert Französisch – übrigens als Diplomatensprache bis Anfang des 20. Jahrhunderts – DIE Weltsprache war, wie heutzutage Englisch. Der Preußenkönig soll sogar bekannt haben: „Seit meiner Jugend habe ich kein deutsches Buch gelesen, und ich spreche die deutsche Sprache schlecht.“ Er behalte die deutsche Sprache seinen Pferden und Stallknechten vor, wie die WDR-Sendung „Stichtag“ vom 06.03.09 berichtete.
In gewisser Weise hat sich also unsere Muttersprache demokratisiert, wozu übrigens nicht nur Martin Luther mit seiner Bibelübersetzung sondern auch Jacob Grimm mit seiner Deutschen Grammatik (1822) erheblich beigetragen hat. Dass die Brüder Grimm mit ihrem Deutschen Wörterbuch zu Lebzeiten nicht fertig werden konnten, das kann man schon allein daran merken, wenn man in Bayern Brötchen als „Semmeln“ und in Berlin als „Schrippen“ kaufen muss. Und mancher ausländische Gast, der im Ausland in der Schule oder am Goethe-Institut Hochdeutsch lernte, verzweifelt in Oberbayern oder im Hunsrück, in Dresden oder Stuttgart zunächst an den Mundarten. Oder weiß der geneigte Leser vielleicht, was „Grumbiere“ sind?
Und den lieben Verwandten in München muss der Nordhesse eine „Ahle Worscht“ mitbringen, damit sie lernen, was das ist.

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2 Kommentare

  1. Ist schon komishc, es heisst Muttersprache und Vaterland. Vaterland, weil der Vater das Land besaß und Muttersprache, weil die Mutter das Sagen hatte. Unsere Genderwahnsinnigen möchten ja Vaterland abschaffen. Zur Muttersprache haben sie sich m.W. noch nicht geäußert… Ein Schelm, wer Böses dabei denkt – Honi soit qui mal y pense…

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