Das Wort zum Donnerstag, 14. Juni 2018

Das Foto ist von heute früh.

Haben Sie heute Morgen schon mal zum Himmel geblickt? Zum Himmel unseres „christlich geprägten“ Abendlandes? Vielleicht kennen einige von Ihnen, auch wenn Sie höchst selten in die Kirche gehen, noch das Lied „Geh‘ aus mein Herz und suche Freud in dieser schönen Sommerzeit“ von Paul Gerhard? Darin kommt die Zeile „die Lerche schwingt sich in die Luft“ vor. Von Düsenjets konnte er ja noch nichts ahnen.
Na gut, der Sommer fängt erst nächste Woche an. Aber wir hatten ja alle in der letzten Zeit schon reichlich sommerliche Temperaturen. Vor zwölf Jahren konnte ich über den Feldern des Edertals noch die Lerche sehen und tirilieren hören. Vorbei! Der Bodenbrüter findet in den gespritzten Mais-, Raps- und Rübenfeldern weder Schutz noch Nahrung.
Und Schwärme von Schwalben fingen mal im Fluge die Fliegen und andere Insekten. Auch vorbei – man sieht sie nur noch vereinzelt, mal zwei oder drei. Da helfen auch keine Schwalbenhotels, wenn Traktoren statt Pferden auf den Feldern wirken.
Und wo kann man denn noch Schmetterlinge von Blüte zu Blüte flattern sehen? Wiesen wurden zu effektiven Grasflächen. Irgendwo muss ja die Gülle hin. Das merken auch die Bienen und Schmetterlinge
Mit unerbittlicher Konsequenz befolgen wir abendländischen Menschen weltweit die Gebote der Märkte: Angebot und Nachfrage regeln den Preis – und mithin den Gewinn. Wer keinen Gewinn macht geht unter. Drum bitte möglichst wenig Kosten, damit beim Verkauf noch Gewinn übrig bleibt! Ökonomen scheuen das Wort Profit – Profiteur klingt einfach hässlich.
Es soll ja alles auch etwas Gutes haben: Wir brauchen weniger Fliegenfänger und sind froh, dass auf der Windschutzscheibe kaum noch Insektenleichen kleben. Dann begnügen wir uns eben damit, wenn statt der Lerche nur noch Spatzen zu hören sind. Manchmal ist es aber doch unheimlich, wenn eine Ankündigung Wirklichkeit wird – wie Rachel Carson 1962 in ihrem Buch „Der stumme Frühling“ gewarnt hat.

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