Wortklauberei: Forum

Vorbild: Das forum romanum in Rom heute, einst ein Platz für echte Fragen und Diskussionen.

Was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Zunächst: Sind Sie schon mal einem Etikettenschwindel aufgesessen und haben es zu spät bemerkt? Etwa beim Einkauf, zuhause ausgepackt und in der Rindswurst ist Pferdefleisch? Dann stellt sich die Frage: umtauschen oder doch essen? Na ja, ist ja nicht so schlimm, kann man doch essen, ist auch nicht so kostbar, könnte man denken. Oder: „umweltfreundlich“ – sollte mal der Diesel sein. Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Denn das kann demnächst teuer werden.
Am kostbarsten ist nach allgemeiner Überzeugung die Gesundheit – geistige wie körperliche. Gleich danach kommt die Lebenszeit, die man für etwas investiert. Da möchten wir schon gerne Erfolgserlebnisse, sozusagen einen persönlichen Gewinn verbuchen, am besten verbunden mit Spaß. Jedenfalls interessierten sich neulich unerwartet viele Wildunger für ein Forum.
Nach dem Fremdwörter-Duden ist ein Forum „ein realer oder virtueller Ort, wo Meinungen untereinander ausgetauscht werden können, Fragen gestellt und beantwortet werden können“. So ein realer Ort sollte vorige Woche in der Wandelhalle das Wahlforum der WLZ sein. Fünf der sechs Kandidat_inn_en für die Bürgermeisterwahl am 4. März waren gekommen und standen im Mittelpunkt des Interesses. Im vollen Saal waren die Erwartungen hoch – einige Besucher hatten durchaus Fragen an die Kandidat_inn_en mitgebracht.
Ob nun – außer dem Amtsinhaber – auch im Publikum jemand aus dieser Veranstaltung für sich einen Gewinn verbuchen konnte, sei dahingestellt. Jedenfalls wurde bemerkt, dass nicht nur die ersten beiden Sitzreihen für besondere Gäste, die dann recht häufig „befragt“ wurden, sondern auch die Themen und Fragen von den Veranstaltern schon im Vorfeld mit den Kandidat_inn_en abgesprochen waren. Zu anderen Themen, etwa zur Leistungsbilanz des Amtsinhabers, wurden nämlich keine Fragen zugelassen. Warum wohl?
Da haben die Besucher also einen Etikettenschwindel erlebt, „fake news“ auf Neudeutsch, und manch einer oder eine hätte die Zeit für etwas besseres nutzen können. So hat das verbliebene Monopolblatt, danach auch in seiner Berichterstattung, wieder mal seinen Ruf als „Rathaus-Postille“ bestätigt. Ach, wenn doch Umtausch möglich wäre!

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1 Kommentar

  1. Dem Verfasser (Ederer) der Stellungnahme zum „Forum“ vom 14. 2. zur Vorstellung der
    Kandidaten zur Bürgermeisterwahl am 4. 3. sei Dank. Er war ein aufmerksamer Beobachter der von
    der „Rathauspostille“ inszenierten Veranstaltung in der Bad Wildunger Wandelhalle.
    Eine auf zwei Stunden angekündigte Veranstaltung nach 90 Minuten zu beenden, weil abseits der
    vorgegebenen Themen keine Fragen aus dem wahlberechtigten Zuhörerkreis angeregt oder
    zugelassen wurden, trug den Makel der Manipulation auf der Stirn. Statt gärende Themen zur
    Leistung des Amtsinhabers aus zwölfjähriger Amtszeit aus dem Publikum zur Diskussion zu
    stellen, wurde den das Erstwähleralter noch nicht erreichenden Schülern das Mikrophon zu
    außerhalb ihres pubertären Lebensbereiches berührenden Themen vorgehalten.
    Desgleichen vermied oder versäumte es der Veranstalter bewusst, den sich vorstellenden Bewerbern
    um das Amt gleich lange Redezeiten vorzugeben und objektiv mit der Stoppuhr gemessen
    einzuhalten. Die Bevorzugung des Amtsinhabers bei der Zumessung der Redezeit war deutlich
    wahrnehmbar.
    Den Gag, einen Würfel aus Schaumstoff als Orakel über die Bühne zu werfen, hätte mit größerem
    Vergnügen auch eine Kindergartengruppe vorführen könen.

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