Waldeck: BI zeigte Film über Hunger, Überfluss und Möglichkeiten der Veränderung

Der Verein WaJuKu hat es ermöglicht, dass die BI Pro Waldeck gegen Massentierhaltung den Film „10 Milliarden – wie werden wir alle satt?“ zeigen konnte.
Etwa 50 Besucher kamen ins Bürgerhaus Waldeck, um die Dokumentation von Valentin von Thurn zu sehen.
Überfluss auf der einen, Hunger auf der anderen Seite, immer weniger Ackerland und Wasser. Die Bevölkerung wächst. Was muss sich ändern, damit es auch in 50 Jahren noch Nahrung für alle gibt? Die Agrarindustrie steigert mit mehr Chemie und Technik die Erträge. Industriell erzeugtes Fleisch ist billig, allerdings zahlt die Umwelt dafür einen hohen Preis. Durch den Futtermittelanbau in Lateinamerika und Asien wird die Natur zerstört und Kleinbauern verlieren wichtige Anbauflächen.
Die regionale, ökologische Landwirtschaft produziert so, dass die Böden gesund bleiben und die Ressourcen geschont werden, unter Inkaufnahme geringerer Erträge und höherer Fleischpreise.
Der Film dokumentiert Beispiele industrieller und bäuerlicher Landwirtschaft und zeigt Möglichkeiten für radikale Veränderungen im Kleinen auf.

Hier Stellungnahmen einiger Besucher des Filmabends:

Jürgen Vollbracht, CDU: Kaum jemand hat noch einen Gemüsegarten, die Menschen sind bequem und gehen lieber zum Supermarkt. Es wird zu viel weggeworfen. Eine gute Lösung wäre es einen Schritt zurück zu gehen, weniger an den Profit zu denken.
Uwe Neuschäfer, Ortsvorsteher Waldeck: Bei einem jährlichen Fleischkonsum von 60 Kilo pro Einwohner in Deutschland sollte man mehr Verzicht üben. Sowohl Vegetarier als auch Fleischesser sollten heimische Produkte verwenden und regional einkaufen.
Barbara Hain: Der Film war ermutigend, alte Systeme werden in Frage gestellt und aufgebrochen.
Peter Lecke, AWE: Der Film hat ein Problembewusstsein erzeugt, das in dieser Form bei den wenigsten Menschen vorhanden ist. Aktuell passt es in die immer stärker werdende Forderung, den Fleischverzehr in den Wohlstandsgesellschaften zu reduzieren, um damit der ausgeuferten Massentierhaltung zu begegnen.
Dörte Grell, Rektorin der Grundschule Edertal: Nach vielen „hautnahen“ Begegnungen und auch verstörenden Bildern macht der Film Mut. Er zeigt neue Konzepte für eine regionale Lebensmittelversorgung, die erfolgreich und ertragreich funktionieren.
Dabei ist eins sicher: In welcher Welt wir in Zukunft leben und essen werden, liegt auch in unseren Händen. Wir können das mit unseren Kaufentscheidungen beeinflussen. Beim Einkauf können wir Initiativen unterstützen, die sich für eine lokale Ernährungssicherung einsetzen.
Im Hinblick auf den Schutz unserer Lebensgrundlagen wird es in Zukunft darum gehen, klein statt groß zu denken – ganz nach dem afrikanischen Sprichwort: „Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern.“
Martin Germann, FWG: Ein hochinteressanter Film, der viele Aspekte anspricht und untersucht, aber auch überraschende Lösungsansätze aufzeigt. Für mich sind insbesondere die Aussagen über das Verhalten von uns Europäern interessant. Hier fällt auf: Für viele von uns ist ein Überangebot an Lebensmitteln eine Selbstverständlichkeit, und die meisten gehen davon aus, dass es noch ewig so weitergeht, obwohl auch bei uns immer mehr Tafeln gegründet werden müssen.
Lebensmittel sind für uns nichts Besonderes mehr. Wir verlangen, dass sie dauernd zur Verfügung stehen, alle Obst- und Gemüsesorten, egal zu welcher Jahreszeit, egal aus welchem Ursprungsland. Fleisch zu Spottpreisen, damit man es sich jeden Tag leisten kann.
Wir sind bereit, Unmengen von Ressourcen, unsere und die anderer Länder, dafür einzusetzen. Auf der anderen Seite haben die wenigsten von uns noch einen eigenen Garten, obwohl es gerade auf dem Lande reichlich Platz dafür gäbe.
Wir haben innerhalb von wenigen Jahrzehnten einfach vergessen, was Lebensmittel sind. Mittel zum Leben, also unverzichtbar und kostbar. Dieses müssen wir wieder lernen.  Hier schließt sich der Kreis zum Film. Alle erfolgversprechenden Ansätze, die im Film aufgeführt werden, haben eines gemeinsam: Achtung. Achtung gegenüber dem Boden, Achtung gegenüber den Pflanzen (z. B. keine Genmanipulation). Achtung gegenüber den Tieren (z.B. artgerechte Haltung, keine einseitigen Züchtungen) und Achtung gegenüber den Menschen, die Lebensmittel „produzieren“.
Bruno Arlt, 1. Stadtrat Waldeck: Der Film von Valentin Thurn zeigt folgendes deutlich auf: Wir können nicht mehr weiter auf Kredit leben, den nachfolgende Generationen bezahlen müssen und den schon heute die Menschen der Dritten Welt schmerzhaft zu entrichten haben. Unser expandierender Konsum verzehrt immer mehr Ressourcen. Ein Umdenken ist dringend erforderlich.

Lokale Lösungen für ein globales Problem – so lautet das Fazit des Films. Die Zukunft der Ernährung ist regional und sollte möglichst unbeeinflusst von den Geschäftsinteressen der Agrarkonzerne sein. Je nach Land und Gegebenheiten eignen sich unterschiedliche Produktionsweisen. So holen Kleinbauern in Afrika und Südasien viel Ertrag aus einer geringen Fläche, da sie sorgfältiger und mit viel Erfahrung auf die örtlichen Gegebenheiten eingehen. Auch in den westlichen Industrienationen wird das Interesse an Veränderungen im Kleinen immer größer, wie beispielhafte Projekte der Solidarischen Landwirtschaft, der Urbanen Landwirtschaft oder des Stadtgärtnerns zeigen.
Es liegt an jedem Konsumenten, den Wandel voranzutreiben. Das Bewusstsein für die Probleme, die aus der hohen Fleischproduktion resultieren, ist bereits gestiegen. Aus einer Umfrage des Bundeslandwirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2016 geht hervor, dass 88 Prozent der deutschen Bevölkerung mehr Geld für Fleisch ausgeben würden, wenn die Haltungsbedingungen der Tiere artgerecht wären.

Hat Ihnen unser Artikel gefallen?