Hugos Kult(ur)bude in Anraff: das „Holy Moly“

Es tut sich was im Edertal

Bernd Völker, in Bad Wildungen unter dem Nicknamen (oder besser Künstlernamen) „Hugo“ bekannt, ist Wirt und Geburtshelfer dieser Location. (Fotos: Peter Fritschi)

 Von Peter Fritschi.

Bernd Völker, in Bad Wildungen als „Hugo“ bekannt, ist Wirt und Geburtshelfer dieser Location. „Holy Moly“ bedeutet frei übersetzt soviel wie „Heiliger Bimbam“ oder „Heiliger Strohsack.

Die alte Gastwirtschaft, nun sozusagen eine Kult(ur)bude, wurde zum allergrößten Teil von ihm komplett umgebaut, völlig neu gestaltet und zu einem Gesamtkunstwerk geformt. Bernd Völker ist ein begnadeter, vielseitiger und fleißiger, vor allem aber kreativer Bauhandwerker mit viel Phantasie und Durchsetzungswillen. Im Laufeseiner Tätigkeit mit seiner vormals vielsagenden Firma: „Hol mal,bring mal, mach mal“ hat er den Grundstein für einen einmaligen historischen Fundus gelegt. Das Sammelsurium alter Möbel, historische Bilder und Gebrauchsgegenstände aus vergangenen Zeiten hat er vor der Schrottpresse bewahrt und in einer Scheune über Jahre gehortet. Ein Teil dieser Schätzchen wurden in seiner Gaststätte zu neuem Leben erweckt.

Die Inneneinrichtung

Für die Inneneinrichtung hat Bernd Materialien und Mobiliar aus dem längst vergessenen Bad Wildunger Astoria Kino sowie Abfallprodukte aus der neugestalteten Wandelhalle verbaut. Kristallleuchter aus der Villa „Frieda“ zieren nun Wände und Decken. Uralte Transporttruhen und Überseekoffer wurden zu Sitzmöbeln gestylt. Handgeformte, in Einzelanfertigung hergestellte Dachziegel aus längst vergangenen Zeiten, vermutlich aus der Anraffer Ziegelei stammend, wurden bei der Bedachung des Eingangsbereichs und der Theke verwendet. Bruchsteine aus der Wildunger Stadtmauer zieren Fensterbänke und wurden an der Bühne verbaut. Das Schmuckstück und von allen Besuchern bewundert, ist der 4-Zylindermotor einer 1000-er Honda, der seiner Funktion enthoben, umgebaut, in die Theke integriert und mit Zapfhähnen versehen wurde. Das so gezapfte Bier lässt jedes Biker-Herz höherschlagen. Darüber hinaus hat Bernd noch ganz andere Fähigkeiten.

Als Event-Manager sorgt er in schöner Regelmäßigkeit für Hutkonzerte,Travestieshows, Lesungen und anders geartete Kulturveranstaltungen, welche Besucher aus der ganzen Region anziehen. Für die Anraffer richtet er Feste aller Art, zum Beispiel für runde Geburtstage oder andere Familienfeiern aus. Auch die heimischen Vereine haben eine neue Heimat für ihre Sitzungen gefunden, können wieder aufatmen und feste Feste feiern. Für die durchziehenden Motorbiker auf dem Weg zum Edersee wird zum Tankstopp im Biergarten eingeladen. Auch an die Raucher hat er gedacht. Ein beheizter, liebevoll eingerichteter Wintergarten mit Tischen Stühlen und Hockern sorgt auch für deren Wohlbefinden. Auf die Frage, woher er all die Energie und Ausdauer für so ein Projekt nimmt, gab er zur Antwort: „Ich bin von Natur aus ein ehrgeiziger Malocher mit vielen Ideen, an die ich glaube und an deren Verwirklichung ich zielgerichtet arbeite. Dabei hält mir meine Frau den Rücken frei und bestärkt mich in meinem Vorhaben“.

Die Eröffnung

Nach zweieinhalbjähriger Umbauphase war es dann am 30. September 2016 so weit. Die Kneipe öffnete Ihre Pforten. Inzwischen, nach zwei Jahren Betriebsamkeit, ist sie fester Bestandteil des dörflichen Lebens geworden. Neben den Stammgästen und der Laufkundschaft kommen die ortsansässigen Vereine. Die freiwillige Feuerwehr hält ihre Hauptversammlung ab, der Junggesellenclub trifft sich, die Landfrauen tagen, die ehemaligen Fußballer kehren ein, und zu den Kulturevents kommen die Gäste aus Nah und Fern. Bernd ist mit Leib und Seele Gastwirt. Wenn er seine Geschichten zum besten gibt kommt er ins Schwärmen. Und er hat viele Episoden auf Lager.

Hugos Kneipe in Anraff mit dem american slang Namen „Holy Moly“.

DerGeschichtenerzähler

Er hat für seine bGäste, zu jedem Detail seines Gasthauses eine interessante Geschichte und kleine Episode parat. Der interessierte Zuhörer wird deshalb nie von Langeweile geplagt sein. Geschichte, Geschichten und Legenden ranken sich um diese Kneipe, prägen sie und sind Ausdruck des Interieurs, wahre Schätze und Schätzchen. Bei der Eröffnungsfeier vor zwei Jahren sorgte die im Gastraum zentral stehende „Wurlitzer“ Jukebox, bestückt mit historischen 45-er Schallplatten, für wohltemperierten rockigen Sound und einangenehmes Background Feeling.

Das traurige, zunehmende Verschwinden kleiner dörflicher Gastronomie ist aufhaltbar.

In den vergangenen Jahrzehnten begann in vielen kleinen Gemeinden des ländlichen Raums das Sterben der kleinen Dorfkneipen, so auch in Anraff. Das Gasthaus Sölzer war über sehr lange Zeit der zentrale soziale Ort in der Gemeinde. Hier traf man sich zum Frühschoppen nach dem Kirchgang, zum Kegeln oder zum Feiern nach gewonnenen oder verlorenen Fußballspielen. Ein wichtiger sozialer Ort für den Gedankenaustausch. Die zunehmende Mobilität, auch das überregionale Freizeitangebot sind nur zwei der Ursachen für das Sterben dieses Kulturguts. Um so anerkennenswerter ist es, wenn sich wie in diesem Fall ein Mensch auf den Weg macht und mit neuem Konzept, viel Mut und Entschlossenheit eine Kneipe eröffnet und den Bewohnern ihren verloren gegangenen sozialen Ort zurück gibt.

Hat Ihnen unser Artikel gefallen?

2 Kommentare

  1. Hugo`s a nice Boy. I´m sure his Pub will be famous. I think the Japanese already have him on sreen. His Charme is stunning. My wife said, “ Come let`s go to Anraff, this is the most Beautiful Village in the world. I`d rather in Long beach. Ok OK I`ll think About it. Greetings from Lonelly West

  2. Hugo’s bar is wonderful. She’s the best in this village. Hugo’s a great guy. He’s always got a joke on his lips. your 🙂 L. West

Kommentare sind deaktiviert.