Edertal-Wellen/Fritzlar: Ernte des großen Weihnachtsbaumes

Noch ragt die über 20 Meter hohe Tanne stolz in den bewölkten Novemberhimmel. Fotos: M. Zimmermann

„Verflixt – die blaue Tonne muss ja noch raus!“ denke ich, als ich beim Frühstück das anhaltend dumpfe Dröhnen eines LKW-Diesels höre. Aber die kommen doch immer erst später, sag ich mir und gehe auf den Balkon um nachzusehen. Da steht doch an der Ecke so ein gelbes Monstrum von Kran, quasi in Lauerstellung, und inzwischen auch ein dagegen schmächtig wirkendes Kranauto in Blau. Na, da stelle ich doch die blaue Tonne an die Straßenkante und höre mal, was die wollen.
Vorbei an zwei orangenen LKW der Stadtwerke Fritzlar höre ich von der Nachbarin, dass die mächtige Tanne, in der ganz oben jedes Jahr zwei Elstern ihre Brut aufzogen, als Weihnachtsbaum für Fritzlar bestimmt ist. Na, da hat also dem riesigen Baum, der schon so viele Stürme überstanden hat, obwohl dabei andere im Wald reihenweise umgerissen wurden, doch das letzte Stündchen geschlagen. Zum Abschied zücke ich schnell die Kamera, denn so etwas kriegt man ja nicht oft vorgeführt. Und ich hab ja nen echten Logenplatz.
Schon fahren die beiden Kräne die Teleskoparme aus. Am großen hängt ein Seil mit Haken, im Korb des Kleinen fahren zwei Personen in die Höhe, und die Person mit Helm und Warnjacke soll im oberen Drittel des Stammes das Seil anbringen. Kurz darauf ertönt die unerbittliche Motorsäge und schon hängt der Baum am Haken, wird etwas in den Garten gedreht, abgesenkt und von mehreren unteren Zweigen befreit, damit sodann der Stamm verkürzt werden kann.

Nun muss der Weihnachtsbaum – der vermutlich vor etwa 60 Jahren vom früheren Hausbesitzer als ein Meter fünfzig großer, ausgedienter Weihnachtsbaum aus dem Wohnzimmer geholt und im Garten eingepflanzt wurde – nur noch ganz hoch gehoben, auf dem LKW abgelegt und festgezurrt werden. Alles wird von den Beteiligten so fachmännisch und koordiniert erledigt, als würden sie so etwas mindestens einmal pro Woche machen. Jedenfalls ist der Baum nach anderthalb Stunden auf dem Weg zu seinem neuen Bestimmungsort.

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1 Kommentar

  1. Leider, leider und nur, weil die neue Nachbarin keine Tannennadeln fegen wollte.
    Unser Garten ist jetzt ganz schön leer. Es ist schon eine Frechheit, dass so ein schöner Baum weichen musste.

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