Kurhaus, Teil 2: Die Baugeschichte

Ein Beitrag von Bernhard Weller

Blick von der Bühne in den Zuschauerraum des Kurhauses. Foto: Städtische Museen

1987 wurde das heutige Kurhaus mit glanzvollen Veranstaltungen eröffnet. Damit ging eine lange Phase der Planungen und auch eine insgesamt fünfjährige Bauzeit zu Ende.
Der Vorgängerbau wurde 1955 nach dem Abzug der letzten amerikanischen Soldaten abgerissen; er befand sich in einem maroden Zustand und war für die Belange des wieder aufstrebenden Bades nicht mehr zu gebrauchen. Der Ausbau der Wandelhalle mit dem neuen Veranstaltungssaal und den gläsernen Wandelgängen kompensierte den Wegfall des Kurhauses zunächst; dennoch blieb der Wunsch nach einem repräsentativen Gebäude, das als kultureller Mittelpunkt des Kurbetriebs wahrgenommen werden konnte.
1975 wurde Bad Wildungen in den Maßnahmenkatalog der hessischen Staatsbäder für zukünftige Bäderbauten aufgenommen und ein Jahr später begannen die konkreten Planungen. Mit einigem Stolz verweist die Architektin Karola Plaßmann auf die Größe und Bedeutung des Kurhausbaus: „Seit dem Beginn der Planungen im Jahr 1976 bis zur Fertigstellung im Frühjahr 1987 haben mehr als 1.500 Personen für das Projekt und an dem Bauwerk mitgearbeitet. Mehr als 250 Bauaufträge wurden vom Staatsbauamt erteilt… Insgesamt werden fast 28 Millionen Mark verbaut, und für die Innenausstattung mit mobilen Einrichtungen werden fast zwei Millionen Mark investiert“.
Die relativ lange Planungs- und Bauphase erklärt sich einerseits aus der wirklich großen Baumasse, die rund 45.000 Kubikmeter umfasste und einen Abriss des Europäischen Hofes erforderlich machte. Zudem gab es 1983 einen Einbruch bei den Kurgastzahlen, der zu einem vorübergehenden Baustopp führte.
Den Mittelpunkt des Kurhauses bildet ein großer Saal für 800 Besucher, der geteilt werden kann und dann jeweils 500 und 300 Personen Platz bietet. Die Bühne hat die fast dreifache Größe der Werkstattbühne in der Wandhalle und kann durch eine vorgelagerte Hubbühne, die auch als Orchestergraben dient, erweitert werden.
Natürlich fand sich früher im Kurhaus eine Gastronomie. Das großzügige Foyer bot Platz für Ausstellungen und mehrere Nebenräume konnten bei Tagungen genutzt werden. Die Tiefgarage mit 220 Stellplätzen, die bis 2012 in Betrieb war, bot den Vorteil, dass Besucher einen direkten Zugang zum Kurhaus hatten.
Die komplette Innenausstattung vom Teppichboden über die Wand- und Deckenlampen bis hin zu den Türgriffen und sogar dem im Restaurant verwendeten Porzellan und Besteck wurde von einer Künstlerin entworfen, die schon im Vorfeld der Baumaßnahme den Auftrag bekommen hatte, kreative Gestaltungselemente in die Architektur zu integrieren.
Die enorme Baumasse ist durch eine starke Gliederung der einzelnen Baukörper, durch geschickte Höhenversprünge und unterschiedliche Dachformen optisch nicht störend für das Umfeld.
Zur Eröffnung formulierte die Architektin Karola Plaßmann folgenden Anspruch: „Ich hoffe, dass das jüngste Kurhaus in der bundesrepublikanischen Bäderkultur … mit seiner Architektur und den kulturellen sowie kulinarischen Angeboten die Wildunger und die Gäste anlockt, sie erfreut und entspannt“.

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