Ein beispielhaftes Interview

Zwei Kurgäste im Gespräch über Kurstadt und Kurhaus

Eheleute Margerit und Julius Kollmann. Foto: M. Zimmermann

Die Eheleute Margerit und Julius Kollmann aus Herten in NRW verbringen gerade ihre letzten Tage seiner dreiwöchigen Reha-Kur im Bad Wildunger Stadtteil Reinhardshausen. Beruflich war er als Maschinensteiger in einer Gelsenkirchener Zeche, sie unter anderem als Krankenhaus-Sekretärin tätig und hat lange Zeit in Bad Neuenahr gelebt. Beide sind zum ersten Mal in Bad Wildungen. Sie hatten von der Kurhaus-Demonstration gehört.
Sind Sie schon mal an dem Kurhaus in Bad Wildungen gewesen?
Frau Kollmann: Ja. Als wir zum ersten Mal an dem Kurhaus waren dachten wir, es sei nur aus saisonalen Gründen geschlossen und würde erst im Mai geöffnet.
Herr Kollmann: Ein Kurhaus müsste immer geöffnet sein.
Frau Kollmann: Zu einem Kurbad gehört ein Kurhaus. Bad Neuenahr und Bad Füssing, da waren wir auch schon, die haben beide ein großes Kurhaus. Für die erste Orientierung in einem Kurort geht man doch zum Kurhaus. Es ist unbegreiflich, dass es hier geschlossen ist. An der Türe gibt es auch überhaupt keinen Hinweis!
Herr Kollmann: Bei so vielen Kliniken kein Kurhaus und keinen Kurdirektor! Aber ein Spielkasino. Das besucht doch eine gewisse Klientel.
Waren Sie denn schon in der Wandelhalle, die sozusagen das Kurhaus ersetzen soll?
Frau Kollmann: Ich finde die Wandelhalle ziemlich nüchtern. Die Restauration wirkt wie eine Bahnhofshalle. Soll das etwa ein Kulturzentrum sein? Die Wasserwand ist ja interessant, und dann? Der Blick in den großen Saal ist auch nicht berauschend. Diese Bestuhlung ist auch sehr nüchtern. So etwas gefällt vielleicht der jüngeren Generation.
Herr Kollmann: Der größte Teil der Kurgäste und Patienten gehört doch zur älteren Generation. Für die müsste doch eine einladendere Ausstattung angeboten werden.
Frau Kollmann: Das Kurhaus wirkt jedenfalls von außen sehr einladend. Man wird neugierig, wie es innen aussieht.
Wie gefällt Ihnen denn Bad Wildungen?
Frau Kollmann: Wenn mir ein Kurort gefallen hat, dann mache ich dort später auch gerne einen Kurzurlaub. Das würde mir bei Bad Wildungen nicht einfallen. Ein Bad ohne Kurhaus geht nicht.
Herr Kollmann: Es ist ein schlechtes Zeugnis für Bad Wildungen, wenn es so ein Kurhaus brach liegen lässt. Die Stadt hat zwar eine schöne Brunnenallee, einen schönen Kurpark und eine schöne Umgebung für kleinere Wanderungen. Aber die Wandelhalle in Reinhardshausen ist attraktiver als die Wandelhalle von Bad Wildungen. Der Betrieb eines Kurhauses wäre doch rentabel, wenn mehr Werbung gemacht wird. Die Kommunalpolitiker dürfen keinen Tunnelblick haben.
Frau Kollmann: In Bad Neuenahr gibt es viele und gute Veranstaltungen durch die enge Zusammenarbeit von Kurdirektor und Bürgermeister.
In der Tourist-Info können Sie sich auch über Veranstaltungen informieren und Karten dafür kaufen. Wissen Sie wo die ist?
Frau und Herr Kollmann (gemeinsam) Nein!
Wenn Sie in den nächsten Tagen wieder nach Hause fahren – was werden Sie über Bad Wildungen denken?
Frau Kollmann: In unserem Alter denkt man ja schon mal daran, wo man seinen Lebensabend verbringen könnte. Für Bad Wildungen kommt mir das nicht infrage, auch weil es mir kulturell nicht genügend bietet.

Die Redaktion dankt Ihnen für das Gespräch.

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