Der Demokratie-Test: vier minus?

Anmerkungen zum ersten Wahlgang der Bürgermeisterwahl

Die unter Perikles errichtete Akropolis in Athen.

In der Theorie ist es ja ganz einfach. Die Griechen des klassischen Altertums gelten als die Erfinder der Volksherrschaft. Denn man hatte keine Lust mehr auf Könige und Tyrannen. Unter Perikles (Foto) wurde die Demokratie einschließlich des Scherbengerichts, das sogar die Verbannung eines unliebsamen Politikers beschließen konnte, die gültige Staatsform. Das ist zirka 2500 Jahre her, und diese Verfassung, in der alle Athener, aber nur Männer, stimm- und wahlberechtigt waren, soll etwa 200 Jahre gehalten haben. Soweit so gut.
Auch Bad Wildungen ist eine Stadt, allerdings nicht ganz so mächtig. Aber immerhin haben Frauen wie Männer selbstverständlich Wahlrecht. Schließlich geht es ja in der Kommune um Vieles, von dem der Alltag bestimmt wird. Job, Kita, Wasser, Müll, Einkaufen, Straßen und W-LAN gehören neben vielem anderem dazu. Darum muss sich auch der Bürgermeister kümmern, der im Rathaus das Sagen hat und den man bekanntlich wählen kann. Wenn dieser nun schon in zwei Amtsperioden gezeigt hat was er kann, oder nicht kann, dann könnten die Bürgerinnen und Bürger ihm durch ihre Abstimmung zeigen, was sie von ihm halten, ihn quasi benoten. Das geht dann besonders gut, wenn – wie dieses Mal – im ersten Wahlgang sogar fünf Mitbewerber zur Verfügung stehen.
Nun haben wir von dieser Wahl ein interessantes Ergebnis. Aktuell gab es nach Auskunft des Wahlleiters Christoph Heiser 13.934 Wahlberechtigte. Davon haben 6.177, also 44,3 % ihre Stimme abgegeben. Den Amtsinhaber wählten genau 1.932 Bürgerinnen und Bürger, von den abgegebenen Stimmen sind das zwar 31,6 %, von allen wahlberechtigten Wildungern jedoch nur 14 Prozent. Das scheinen alle zu sein, die mit seiner Amtsführung ausdrücklich zufrieden sind und sich ein „weiter so“ wünschen. 86 Prozent allerdings nicht. Eine überwältigende Mehrheit. Man könnte es auch einen „Amtsmalus“ nennen.
Mit so einem Ergebnis eines Scherbengerichts konnte im antiken Athen der Amtsinhaber für zehn Jahre in die Verbannung geschickt werden. Ob mit Pension ist nicht bekannt.
Übrigens: Volker Zimmermann hatte es ausdrücklich schriftlich (mit Rathaus-Briefkopf) abgelehnt, auf unsere an alle Bürgermeister-Kandidaten gerichteten Fragen zu antworten.

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1 Kommentar

  1. Ich habe eine weibliche Person gewählt.

    Die obige Betrachtung der 14 bzw. 86 Prozent jedoch ist die des schnöden, offenbar verzweifelten und vor allem schlechten Verlierers.

    55,7 Prozent der Wahlberechtigten haben faktisch auf das Quäntchen direkte Demokratie verzichtet, das selbst uns Deutschen dann doch noch eingeräumt wird. Jedenfalls sollten diese sich tunlichst aus dem weiteren Prozess der politischen Meinungsbildung bezüglich des Amtes des Bürgermeisters heraushalten. Sie haben dieses recht verwirkt. Sie treten praktisch demokratische Rechte mit Füßen, für deren Realisierung Menschen in der Vergangenheit einen zum Teil sehr hohen preis gezahlt haben.
    Somit sind es dann doch wahre 31,6 % der „mündigen“ Wahlberechtigten, die dem Amtsinhaber ihre Stimme haben zukommen lassen.

    Aber muss es bei den 44,3 % wirklich bleiben? Am 18. haben wieder die 100% der Wahlberechtigten eine Möglichkeit, das weitere Schicksal unserer schönen Stadt mitzubestimmen.

    Aber findet diese Mitbestimmung überhaupt statt?
    Der Bürgermeister in Hessen hat sehr wenig Macht. Es wäre ja auch schlimm, hätte der Gesetzgeber mit der Einführung der Direktwahl des Bürgermeisters dem Bürger ein größeres Maß an direkter Demokratie zukommen lassen. So setzt der Magistrat, in dem der Bürgermeister lediglich der „Erste unter Gleichen“ ist, brav die Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung um. Lediglich das „wie“ ist in manchen Fällen verhandelbar. Ansonsten ist er noch der bei Vereinen sowie Ehe- und Altersjubiläen gern gesehene „Grüß-August“, oft bewaffnet mit dem „Waldecker-Flachgeschenk“.

    Wir haben am 18. den Amtsinhaber und eine Person, die seit Jahren einer Fraktion angehört, die dann WIRKLICH mitverantwortlich ist für die extrem lächerlichen Eskapaden, Machtspielchen und für das Zaudern und Verzögern im Wellunger Parlament.

    Die Wellunger sind um diese Wahl und um ihre nahe Zukunft nun wirklich nicht zu beneiden! Vor allem tun mir diese Menschen leid, die sich von einem Personenwechsel im Rathaus grundlegende und plötzliche Veränderungen erhoffen.

    Erst wenn die Riege der Wellunger Geschäftsleute, die wegen Befangenheit und Eigeninteresse in diesem Gremium nun wirklich NICHTS zu suchen haben, zu Grabe getragen worden sind und ihre Nachfolge nicht bestellt haben, so besteht die Chance auf grundlegende Veränderung, Verbesserung und Wiederbelebung!

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